45| sweet war

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i can't write one song that's not about you - shawn mendes

Juli 2021
[Valena Pérez]

Unsere Finger verschlingen sich unter dem Tisch ineinander. Ich spüre, wie Shawns Hand vor Aufregung zittert. Als wäre es sein erstes Album, das jeden Moment veröffentlicht wird. Aber auch ich muss zugeben, dass sich mein Magen ganz kribbelig anfühlt. Das Album ist wie unser Baby. Wir haben jede Minute, jede Sekunde in es gesteckt. Shawn und ich haben so viel Zeit miteinander verbracht, dass ich gar nicht mehr weiß, wie das Leben vor ihm war.

"Wie lange noch?", frage ich nervös. Mit meinen Füßen wippe ich ungeduldig hin und her.

"Eine Minute"

"Sie werden es ganz sicher lieben. Wie alles, was du tust", versuche ich ihn zu bestätigen. Vor allem aber auch mich selbst.

Shawn antwortet, während er meine Hand etwas fester drückt:"Aber was wenn nicht? Und wenn sie es lieben, dann sowieso nur, weil du es mit mir geschrieben hast. Valena, warum bist du nur so talentiert? Dieses Album... Es bedeutet mir so viel. Vermutlich, weil es das Ehrlichste ist, was ich je geschrieben habe. So habe ich es mir vorgestellt. Danke."

"Ich liebe dich", murmele ich.

"Ich liebe dich auch"

Shawn zieht seine Mundwinkel zu dem schönsten Grinsen nach oben, das ich je gesehen habe. Es ist nicht dasselbe, das er immer auflegt, wenn er mit Fans posiert. Es ist viel seltener und noch viel echter. Das Strahlen scheint von ganz tief Innen zu kommen. Genau das ist es, was ich daran so liebe. Schließlich beginnt er den Countdown runterzuzählen.

"3, 2, 1...", falle ich schließlich mit ein.

Das Album ist nun offiziell draußen. Mittlerweile bin ich nicht nur aufgeregt, ich habe Angst. Doch viel mehr Angst habe ich vor dem, was gleich kommt. Shawn und ich sind jetzt über ein halbes Jahr zusammen.

"Ich wünschte nur...", murmele ich, doch denke in dem selben Moment, dass ich es nicht hätte aussprechen sollen.

"Valena... Es tut mir leid", murmelt Shawn, während er mich ansieht. Mit dem Blick, mit dem er mir die letzten Monate um so einiges erleichtert hat.

Ich schüttele meinen Kopf, ehe ich flüstere, weil mehr mir nicht über die Lippen kommt:"Das muss es nicht. Wenigstens ist ihr Leiden vorbei. Es ist besser so... Ich wünschte nur, sie hätte unser Album noch gehört. Mamá mochte dich wirklich gerne."

"Vielleicht hört sie es ja gerade", versucht mich Shawn aufzumuntern.

"Vielleicht. Bereit für den Livestream?", frage ich schließlich. Dabei weiß ich nicht, ob ich es bin. Wahrscheinlich nicht.

"Bist du es denn?", lacht er. Wir beide schütteln unseren Kopf. Doch trotzdem drückt er auf den Knopf. Sofort schauen tausende Menschen zu. Alle haben noch keine Ahnung.

"Hey", fängt Shawn an. Ich glaube mein Bauch macht gleich einen Abgang, so nervös bin ich.

"Mein neues Album ist jetzt draußen und ich kann euch gar nicht sagen, wie viel es mir bedeutet, es mit euch zu teilen. Ich liebe euch und bin euch so dankbar für eure Unterstützung! Ohne euch, wäre ich heute nicht da, wo ich jetzt bin. Doch einer Person muss ich ganz besonders danken. Einer Person, die mit mir das gesamte Album geschrieben hat."

Shawn winkt mich zu sich. Zögerlich bewege ich mich zu ihm. Als würde mich irgendetwas von der Kamera wegzerren. Ich bin Songwriterin. Normalerweise handele ich hinter der Kamera, nicht einmal vor dem Mikrofon. Doch sogar dazu hat er mich überredet.

"Hey", kommt es aus meinem Hals, wie ein Krächzen. Ich könnte mich selbst schlagen.

"Doch da gibt es noch etwas anderes, was ich euch gerne mitteilen möchte. Ich bitte euch darum es gut aufzunehmen. Es fällt mir unglaublich schwer in dieser Beziehung mit euch offen zu sein, aber ich möchte nichts verheimlichen. Deshalb... Aus diesem Grund darf ich euch heute meine Freundin vorstellen. Sie sitzt zufälliger Weise neben mir. Behandelt sie gut, denn sie ist das Beste, was mir passiert ist", erklärt Shawn, mit seinem Blick in die Kamera gerichtet.

Ich wage es gar nicht meinen Blick auf das Display zu richten. Viel zu sehr habe ich Angst vor all den gehässigen Kommentaren.

Shawn zieht mich zu sich, sodass ich von seinen Armen umhüllt bin;"Valena?"

"Alles gut", antworte ich und lächele. Ich kenne die Art, wie er meinen Namen ausspricht, wenn er sich Sorgen macht. Anscheinend habe ich gerade zu lange versucht nicht in die Kamera zu gucken, weil das mit sich bringen würde, dass mein Blick nach unten auf die Kommentarsektion abdriftet.

Man sollte meinen, dass ich das abkann. Aber ich denke nicht, dass ich es packe, wenn mir jemand erzählt nicht gut genug für die Person zu sein, die ich liebe.

Mit meinen Problemen habe ich so oder so immer schon Angst, ihn zu sehr zu belasten. Ich habe Angst, nicht gut genug für ihn zu sein. Ihm Probleme zu machen. Shawn fängt mich immer wieder auf. Dafür bin ich ihm unendlich dankbar.

Doch trotzdem könnte ich es nicht ertragen.

Shawn bedankt sich noch bei seinen Fans, bevor er letztendlich den Livestream beendet und sein Handy weglegt.

"Sicher, dass alles gut ist?"

Ich nicke mit meinem Kopf. Mit meinen Händen streiche ich über seine langen Finger, ehe ich meinen Mund öffne, um ihm noch einmal zu versichern, dass alles gut ist.

"Wegen dir geht es mir so gut, wie schon verdammt lange nicht mehr, Shawn. Ich hätte das am Anfang nie gedacht, aber du bist der Mensch gewesen, der mich gerettet hat"

Ich hebe meinen Kopf, um ihn anzusehen. Die Art, wie Shawn zu mir runter schaut, könnte nicht liebevoller sein. Nicht vorstellen kann ich mir, wie ich ohne seine Blicke und sein Lächeln leben sollte.

"Ich habe dich nicht gerettet, du hast mich wieder zum Leben erweckt. Weil mit dir alles erst zählt."

ENDE

sweet war [s.m]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt