Kapitel 5

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Larissa's Sicht
Ich musste nochmal eingeschlafen sein, denn als ich das nächste Mal die Augen öffnete, war es bereits hell im Zimmer. Es klopfte leise an die Tür und Finn's Kopf schob sich hindurch. Er sagte:
„Aufstehen."

Dann verschwand er. Es war zehn vor sieben und Montag. Ich wühlte mich aus dem Bett und suchte mir Sachen zum Anziehen raus. Ich entschied mich für eine kurze Hose und ein T-Shirt. Dann ging ich ins Bad und putzte mir die Zähne.

Zum Frühstück gab es Brötchen. Die Mutter wünschte mir einen guten Morgen und gab mir eine Brotdose mit Broten für die Schule und eine Flasche Wasser. Patrick kam verschlafen die Treppen runter und setzte sich an den Tisch. Seine Haare waren noch verstrubbelt, ich musste leicht kichern.

Er sagte:
„Guten Morgen."
Ich wünschte ihm auch einen guten Morgen. Patrick nahm den Saft und schüttete ihn in seine Tasse mit Milch. Ich fragte etwas verwirrt:
„Du trinkst Milch mit Saft?"

Er nahm die Tasse und trank einen Schluck. Er verzog sein Gesicht und guckte in die Tasse? So in der Art „Wie ist das da reingekommen?". Ich lachte. Seine Mutter beobachtete ihn, was er da schon wieder gemacht hatte und musste dann aber auch lachen. Patrick sah mich an:
„Was hast du eben gesagt?"

Ich lehnte ab:
„Nichts."
Ich widmete mich meinem Brötchen, während er die Mischung aus Milch und Saft dem Abfluss schenkte.
Nach dem Frühstück war Patrick eindeutig wacher.

Ich stand unten und wartete. Der brauchte ja länger als ich im Bad. Nach fünfzehn Minuten kam er dann fertig angezogen und fertig gestylt aus dem Bad raus. Jungs und ihre Haare. Aber ich musste zugeben, dass die Haare so echt cool aussahen. Ich nahm meine Tasche und wir gingen los in die Schule.

In der Schule angekommen waren einige Blicke auf mich gerichtet. Mein Blick sank nach unten und ich lief still neben Patrick her. In der Klasse setzte ich mich neben ihn. Der Lehrer kam herein. Er begrüßte mich kurz und fing dann mit dem Unterricht an. Ich spürte die Blicke der anderen. Warum starrten die mich alle so an?

In der Pause ging ich mit Patrick aus dem Raum. In der Pausenhalle klatschte er sich mit seinen Freunden ab. So ein fetter Junge sagte:
„Das ist also die Kleine, die jetzt bei dir wohnt?"
Er meinte mich. Der Junge war nicht nur fett sondern auch eine Ecke kleiner als ich und ich ließ mich bestimmt nicht von so einem Zwerg runtermachen.

Ich ging einen Schritt auf ihn zu und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich versuchte so selbstsicher wie möglich zu klingen:
„Okay. Pass mal auf du kleiner Mops. Wenn du mich noch einmal „klein" nennst. Dann zeige ich dir, wer von uns beiden der kleinere ist."

Der Junge machte ein entsetztes Gesicht. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. Er schlug mit Worten zurück:
„Glaubst du, dass ich jetzt Angst habe oder was?"

Ich lachte:
„Mit deiner Größe, solltest du vor allem aufpassen, dass größer als 1,30m ist."
Patrick stellte sich zwischen uns und schob mich hinter seinen Rücken. Ich wollte wieder hervor gehen, aber er ließ mich nicht. Ich schlich mich hinter ihm weg und ging auf den Schulhof.

Da kam mir ein schwarz-haariges Mädchen entgegen. Sie schien nett zu sein:
„Hi. Bist du nicht das neue Mädchen in unserer Klasse?"
Ich zögerte:
„Ja, eh kann sein. Ist Patrick in deiner Klasse?"
Sie stimmte begeistert zu:
„Ja, ist er. Er ist der süßeste Junge der Schule und alle Mädchen wollen Kontakt mit ihm, weil er noch keine Freundin hat. Aber woher kennst du ihn?"

Ich stotterte:
„Äh...Wie soll ich das erklären?"
Auf einmal kam jemand von hinten und nahm meine Hände. Ich erschrak fürchterlich und trat nach hinten aus. Dieser jemand schrie kurz auf. Ich drehte mich um. Es war Patrick. Ich entschuldigte mich:
„Oh, sorry. Ich habe dich nicht gesehen, ich dachte du wärst jemand anders und wolltest mich entführen oder so. Ist alles okay?"

Ja, es war übertrieben, aber bei so was kenne ich keinen Spaß. Patrick sagte:
„Nichts passiert, alles ist gut. Du hast ja nicht so fest getreten. Aber in der Regel wird hier keiner entführt. Was machst du hier Larissa? Ich habe dich gesucht."

Ich schaute verlegen zur Seite:
„Ich wollte rausgehen und dann bin ich dem Mädchen begegnet, die anscheinend in deiner Klasse ist. Und dann bist du gekommen."
Er schaute das Mädchen an, die uns verwirrt ansah. Sie fragte erneut:
„Woher kennt ihr euch?"
Patrick legte einen Arm um mich und sagte:
„Sie ist meine Schwester."

OMG!!!! Wie süß war das denn? Er kannte mich seit gestern und schon war ich seine Schwester. Mein Herz machte Saltos und war gerade in einem Trampolin-Park. Ich sah in seine wunderschönen Augen. Sie funkelten so schön. Auch das Mädchen, welches mir gegenüber stand, schien verblüfft zu sein, denn sie stand mit offnem Mund da. Patrick schien stolz zu sein:
„Wenn du uns bitte entschuldigst."

Dann drehte er sich mit mir um und zeigte mir den Schulhof. Ein anderes Mädchen stellte sich vor uns und sagte:
„Hi, Schatz. Was machst du denn hier mit der?"

War das seine Freundin? Ich dachte er hat keine? Aber vielleicht hielten sie es geheim. Wenn ja, hatte er einen echt schrägen Geschmack. Das Mädchen hatte gute 5kg Schminke in der Fresse und sah außerdem sehr eingebildet aus. Patrick nahm seinen Arm von meiner Schulter:
„Natalie, wie oft muss ich dir noch sagen, dass ich nicht dein Schatz bin?"

Sie kam näher und schubste mich gewaltsam zur Seite. Ich fiel auf den harten Asphalt. Ich hörte sie sagen:
„Komm wir gehen. Wer brauch die denn? Wir beide sind wie für einander gemacht."
Patrick schrie sie an:
„Spinnst du eigentlich? Wie kannst du sie einfach so wegschubsen? Bist du noch zu retten? Hol dir mal einen Psychologen. Du hast sie ja nicht mehr alle. Und wehe du tust ihr noch einmal weh, dann wirst du richtig Stress bekommen. Ich will dich nie wieder sehen. Und jetzt hau ab!"

Er kam auf mich zu und half mir auf:
„Hast du dir wehgetan?"
Ich schüttelte den Kopf:
„Nein, ich glaube nicht. Danke."
Ich hatte Schürfwunden an den Ellbogen, die etwas brannten. Es klingelte.

Nach der Schule holten wir Finn vom Kindergarten ab und liefen dann nach Hause. Was hatte ich diesem Mädchen nur getan? Ich bin noch nie in meinem Leben so einer krassen Zicke begegnet.

Lost My TwinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt