Kapitel 62

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Melissa's Sicht
Es war einer dieser Abende, an denen wir Besuch bekamen. Heute sollten mal wieder Lukas und seine Eltern kommen. Warum Lukas immer mit war, war für mich unverständlich. Aber ich musste ja nicht umbedingt viel mit ihm reden.

Wie meistens, zog ich mir ein Kleid an und machte etwas meine Haare zurecht. Um 18:00Uhr war ich pünktlich fertig, als ich runterkam und die Gäste begrüßte. Lukas hatte sein schelmisches Grinsen aufgesetzt und verpasste mir einen Satz schlechte Laune.

Wir gingen ins Wohnzimmer, wo das Essen schon bereit stand. Jeder setzte sich und meine Eltern begannen über dieses Projekt zu reden. Ich hatte keine Lust ein Gespräch zu beginnen, weswegen ich still aß.

Nachdem alle fertig waren, zog mich Lukas aus dem Wohnzimmer in mein Zimmer. Oben angekommen protestierte ich heftig:
„Lukas, lass mich gefälligst in Ruhe!"

Er lachte und schloss die Tür hinter uns. Ich riss mich aus seinem Griff und ging ein paar Schritte zurück. Unten hörte ich das Klingeln der Tür. Ich erwartete niemanden. Zeit zum Nachdenken hatte ich auch nicht, denn Lukas kam auf mich zu und machte Anzeichen mich küssen zu wollen. Wie eklig ist der denn? Was denkt er sich dabei?

Gerade so konnte ich entwischen. Doch er ließ nicht locker, richtete seine Fliege von dem Anzug und startete einen neuen Versuch. Ich stolperte und fiel auf mein Bett.

Lukas nutzte die Chance und küsste mich. Genau in diesem Moment wurde meine Zimmertür aufgemacht und ...

NEIN! Daniel stand da, mit offenen Mund und sein Gesichtsausdruck sprach für sich. Er war sauer und enttäuscht.

Ich stieß Lukas mit aller Kraft weg und rannte Daniel hinterher, der die Flucht ergriff. Ich rief:
„Daniel, warte. Dass war nicht gewollt. Er..."

Weiter kam ich nicht, denn er unterbrach mich:
„Hör auf! Ich dachte, dass du es ernst meinst mit uns."

Dann knallte er die Tür zu und war weg. Tränen machten meine Sicht unklar. Lukas war so ein Arsch. Ich stampfte die Treppen hoch:
„Lukas! Raus hier. Das war das letzte Mal, dass du jemals mein Haus betreten hast! Wie konntest du mir das antun? Ist dir bewusst, dass du gerade meine erste Beziehung zerstört hast? Du bist ein Arsch! Ich will dich nie wieder sehen. Raus!"

Er steckte lässig seine Hände in die Taschen und ging aus meinem Zimmer:
„Hast du echt nichts empfunden bei dem Kuss?"

Ich sah ihm in die Augen und sagte so ruhig wie möglich:
„Doch! Eine ganze Menge Hass auf dich!"

Er verschwand aus dem Raum und ließ mich alleine. Ich musste mit Daniel darüber reden. Unsere Beziehung sollte nicht an einem Missverständnis scheitern.

Ich rief ihn an.

Einmal...

Zweimal...

Dreimal...

Viermal...

Fünfmal...

und auch beim sechsten Mal ging er nicht ran. Er war sauer und dass zurecht. Ich schrieb ihm Nachrichten, dass wir reden sollen, aber er antwortete nicht.

Hätte ich es verhindern können? Ich machte mir unendliche Vorwürfe und schlief irgendwann auf meinem Bett ein. Ich träumte schlecht. Daniel kam in meinen Träumen zu mir und sagte, dass er Schluss mache, weil ich eine Betrügerin bin.

Die ganze Nacht hatte ich diesen Traum. Er wiederholte sich ständig. Am Morgen zog ich mich um, aß eine Kleinigkeit und machte mich fertig.

Ich hatte überhaupt keine Lust auf die Schule. Mum bemerkte, dass etwas nicht stimmte und sie hat gestern Abend gehört, wie ich Lukas angeschrien habe.

Ich erzählte ihr von Lukas' Verhalten. Auch sie war wenig begeistert, war aber der Meinung, dass alles gut werden würde und dass Daniel mir glauben wird, wenn er mich liebt.

Um ehrlich zu sein, wusste ich selbst nicht, ob ich mir verzeihen würde.
Ich hoffte es einfach.

In der Schule ignorierte mich Daniel komplett. In der Pause erzählte ich Amelie davon. Sie war genauso deprimiert wie ich deswegen. Als ich Daniel sah ging ich zu ihm:
„Können wir reden?"

Er blockte ab:
„Wüsste nicht über was. Rede doch mit diesem Lukas."

Es schmerzte so verdammt in meiner Brust:
„Ich liebe nur dich!"

Er ging weg:
„Man lügt nicht."

Dass war das letzte, was er zu mir sagte. Er musste mir glauben. Nur wie?

Amelie kam auf mich zu und sah mich bedrückt an:
„Was hat er gesagt?"

Ich schüttelte mit dem Kopf:
„Keine Chance..."

Sie legt einen Arm um mich und ging mit mir zum Unterricht. In der nächsten Pause war Amelie nirgends zu finden. Sie hatte mir nicht gesagt wo sie hingehen wollte. Nun saß ich in der Pausenhalle und ließ meinen Blick durch die Schülermengen schweifen.

Kurz vor Ende der Pause tauchte Amelie neben mir auf. Ich fragte sie: „Wo warst du?"

Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen:
„Wirst du noch sehen. Aber es wird dir gefallen."

Hä? Was wollte sie mir damit sagen? Was konnte sie bitte in der Schule machen, was mir gefallen würde? Keine Ahnung, wird sich schon noch rausstellen.

Es klingelte und ich stand auf. Wir liefen die Treppen hoch, um in den Computerraum zu kommen. Wir wollten einen Film gucken. Auf dem Weg nach oben, sah ich Daniel. Ein trauriger Blick seinerseits fiel auf mich.

Ich werde ihn wohl in Ruhe lassen müssen. Manchmal muss man einsehen, dass man einen Fehler gemacht hat und diesmal war ich es. Ich habe einen schlimmen Fehler gemacht, den man mit nichts entschuldigen kann. Es war alleine meine Schuld.

Ich habe es eingesehen und mich bei ihm entschuldigt.
Vielleicht wird er es mir eines Tages verzeihen und dann können wir wieder Freunde werden. Es wäre mir echt wichtig. Seine Freundschaft bedeutete mir verdammt viel. Immer war er für mich da und ich habe es vermasselt.

Ich konnte seine Wut verstehen und musste es akzeptieren, wie es war. Andere würden sagen, kämpfe um ihn, wenn du ihn liebst. Doch liebe ihn und genau deswegen sehe ich ein, dass ich einen Fehler gemacht habe und ihn mit nichts wieder gut machen kann. Ich will ihn nicht länger belästigen. Er hat seine Entscheidung getroffen und ich akzeptierte sie. Auch wenn es schwer ist.

Lost My TwinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt