Kapitel 23

227 10 0
                                    

Larissa's Sicht
Patrick strich mir sanft über die Wange:
„Alles wird gut, Larissa."

Das sagte mir jeder, aber versprechen konnte es jedoch keiner. Sie wollten mich beruhigen und trösten, doch ich hatte genau das Gegenteil von dem Ganzen im Gefühl. Es wird nicht alles gut werden. Wir werden uns nie wieder sehen, oder? Hunderte oder sogar tausende von Kilometern trennten uns. Was tut man, wenn man durch eine große Entfernung getrennt wird?

Ich hatte keine Ahnung und diese Frage konnte mir auch keiner beantworten, denn bei jedem lief eine sogenannte „Fernbeziehung" anders. Waren wir zusammen oder war alles nur Show? Ich hatte so viele Fragen, doch die Antworten waren nirgends zu finden.
Ich drückte meinen Kopf auf Patrick's Schulter und klammerte mich an ihn.

„Larissa?!"

Ich löste mich langsam von Patrick und sah um mich herum. Louisa kam auf mich zu und blieb vor uns stehen:
„Was ist los?"

Ich brachte nur ein Wort aus meinem Mund:
„Jonas."

Sie schien zu verstehen und nickte nur. Dann ging ihr Blick zu Patrick und sie zog die Augenbrauen hoch:
„Da hast du dir aber einen hübschen Hecht aus dem Teich geangelt. Ich würde gerne die gleiche Schule besuchen wie du, wenn es da von solchen Hechten wimmelt."

Sie setzte sich ein freches Lächeln auf die Lippen. Auch ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Hatte sie sich von ihrem Freund getrennt?

Ich sah zu Patrick, der sich stolz durch seine Haare fuhr. Sie musterte uns beide von oben bis unten. Patrick hatte seinen Arm um mich gelegt.

Ich sagte:
„Er ist nicht mein Freund, sondern mein Bruder."
Sie machte große Augen:
„Oh. Schlecht sieht er trotzdem nicht aus!"

Ich lachte. Ja, so war sie. Immer raus damit, was sie dachte. Sie dachte selten über das nach, was sie ausplauderte und dass hatte auch nicht immer positive Folgen.

Ein weiterer Junge kam dazu und da war er, ihr Freund. Er nahm sie in den Arm und gab ihr einen Kuss. Sie waren also noch zusammen. Er nickte mir zu und zog sie mit sich weg. Sie rief mir noch zu:
„Wir sehen uns."

Dann war auch sie weg. Patrick fragte:
„Das war Louisa nehme ich an?"
Ich hatte ihm mal von ihr erzählt, hätte aber nicht gedacht, dass er es sich gemerkt hat. Ich nickte nur. Patrick sagte:
„Habe Mum versprochen, dass wir heute noch in die Schule gehen."

Erst dann fiel mir mein Rucksack auf, den er halb auf seiner Schulter trug. Er hielt ihn mir in. Ich nahm ihn und zog ihn auf.

Dann verließen wir das Waisenhaus. Es war kurz vor acht, wenn wir uns beeilen würden, könnten wir es noch schaffen pünktlich zu sein.
Wir beeilten uns und kamen wirklich noch auf den letzten Drücker in die Klasse. Ich hoffte, dass man mir nicht mehr ansah, dass ich geheult hatte. Ich ließ mich auf meinen Platz fallen und der Tag zog langsam an mir vorbei.

Der Brief weckte Neugier in mir. Ich musste wissen, was darin stand. In der Schule war die Wahrscheinlichkeit, dass den Brief noch jemand anders laß aber größer, deswegen hielt ich mich zurück.

Nach der Schule ging ich mit Patrick nach Hause. Wir wollten gerade den Schulhof verlassen, als Sophie von hinten kam und mich rief:
„Hey, warte!"
Patrick und ich drehten uns gleichzeitig um. Sophie wirkte hippelig:
„Ich brauche noch eine Erklärung."

Sie verschränkte die Arme und sah zu Patrick. Ich blies meine Backen auf und ließ Luft langsam entweichen:
„Ich wurde mit zwei Jahren in ein Heim gegeben. Mit 15Jahren wurde ich von seiner Familie adoptiert und lebe jetzt bei ihnen. Somit ist Patrick mein Bruder."

Lost My TwinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt