Kapitel 13

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Larissa's Sicht
Patrick nahm mich an die Hand und sah mir tief in die Augen:
„Wirst du wiederkommen, Larissa?"

Mein Blick sank nach unten. Ich wusste es nicht. Natürlich wollte ich liebend gerne die ganzen Jahre, die Melissa und ich mich trennten nachholen und bei ihr wohnen, aber auf der anderen Seite war das hier meine Familie. Diese Familie wollte mich und hat mich nicht in ein Heim gesteckt.

Sie mochte mich und war immer für mich da.
Patrick sah mich misstrauisch an. Ich nahm ihn in den Arm:
„Ja, Patrick. Ihr seid meine Familie. Und dafür bin ich euch dankbar. Aber im Moment möchte auch Zeit mit Melissa verbringen. Das musst du verstehen."

Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange und dann lösten wir und aus der Umarmung. Patrick lächelte mich an und schien mit der Antwort zu Frieden zu sein. Ich verabschiedete mich und dann gingen Melissa und ich zur nächsten Bushaltestelle. Von dort aus fuhren wir zu ihr nach Hause.

Dann standen wir vor dem Haus. Ich erinnerte mich an die große Fassade der Villa. Bei dem Anblick wurde mir anders. Hier hatte ich die ersten zwei Jahre meines Lebens verbracht.

Mein Blick fiel auf einen Baum, an dem eine Schaukel hing. Plötzlich kamen so viele Erinnerungen hoch. An dieser Schaukel hatte ich immer mit meine Mutter geschaukelt, wenn ich traurig war. Es munterte mich immer auf.

Ich entdeckte eine Bank und mir kam ein Bild vor Augen, wie mir mein Vater dort ein Buch vorgelesen hatte.

Das war zu viel für mich und ich fing an zu weinen. Melissa nahm mich in den Arm und es ging mir besser. Sie hatte mir gefehlt. Ich konnte es nicht glauben, dass wir uns nach so langer Zeit wiedergefunden haben. Erst jetzt fiel mir auf:
„Hey, guck mal! Wir haben sogar die gleiche Frisur."

Melissa sah mich an:
„Ja, du hast recht. Hast du die Frisur aus einem Buch beim Friseur in der Stadt?"
Ich nickte. Wir hatten also auch den gleichen Geschmack von Frisuren.

Ich kicherte. Melissa ging zu der großen Haustür und öffnete sie. Wir betraten eine große Eingangshalle. Auch dort kam die ein oder andere Erinnerung hoch. Sie fragte mich:
„Soll ich dir alles zeigen?"
Ich willigte ein:
„Ja, gerne."

Sie führte mich in das Wohnzimmer. Dort stand ein Sessel, der mich an eine Situation erinnerte, wie ich vor Melissa stand, von meiner Mutter hochgenommen wurde und aus dem Haus getragen wurde.
Die meisten Erinnerungen wurden bei mir durch bestimmte Gegenstände hervorgerufen.

Es war der Tag, an dem mich meine Mutter in das Heim gebracht hat. Sie sagte zu mir:"Du wirst dort mit vielen anderen Kindern spielen können und mit ihnen leben." Ich erinnerte mich, als wäre es gestern gewesen. Zum Abschied hängte sie mir eine Kette mit einem kleinen silbernen Stern um den Hals. Ich trug sie jeden Tag, auch heute. Aber ich trug sie immer unter meinen Sachen, damit es keiner sehen konnte.
Wir gingen durch alle möglichen Räume, bis wir in Melissa's Zimmer ankamen. Ich sah mich um. Sie hatte ein sehr schönes großes Zimmer.

Ich fragte:
„Früher haben wir uns das Zimmer geteilt, oder?"
Sie zuckte mit den Schultern:
„Ich weiß es nicht."

Ich sah mich weiter um, diesmal blieb mein Blick auf ihrem Nachttisch hängen. Ich ging langsam dorthin und nahm eine Kette in die Hand. Melissa sagte:
„Die habe ich vor drei Jahren an unserem Geburtstag bekommen."

Ich holte meine Kette unter meinen Sachen hervor und zeigte sie Melissa:
„Ich habe die gleiche Kette. Unsere Mutter hatte sie mir damals gegeben, als sie mich ins Heim brachte."
Melissa nahm ihre Kette und legte sie sich um:
„Ich werde sie jetzt immer tragen."

Wir lächelten uns an. Wir setzen uns auf ihr Bett und erzählten uns unser ganzes Leben. Sie erzählte mir von ihrem Unfall und ich war schockiert. Das erklärte ihre Narbe am Kopf, die sie so gut es ging mit den Haaren verdeckte.

Lost My TwinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt