Larissa's Sicht
Der letzte Tag in Italien. Die zwei Wochen war viel zu schnell vergangen. Wir lagen alle gemeinsam am Strand. Das Wetter war mal wieder sehr warm. Das Wasser hatte eine Temperatur von 22Grad.Patrick fragte:
„Gehen wir ins Wasser?"Ich richtete mich auf und blinzelte in die strahlende Sonne:
„Ja."Er gab ein zufriedenes Lächeln von sich und zog sein T-Shirt aus, unter dem sein, nach den zwei Wochen, gebräunter Bauch hervor kam. Ich hingegen sah nicht gerade braun aus. Bei mir dauerte es immer ewig bis meine Haut braun wurde.
Patrick nahm meine Hand. Ich lächelte in seine braunen Augen, die strahlten als wäre Gold in ihnen vergraben. Sanft zog er mich hinter sich her ins Wasser.
Wellen schlugen an das Ufer. Heute war ein stärkerer Wellengang als sonst. So kam es, dass mich eine Welle runter riss, als ich bis zur Hüfte im Wasser stand.
Eine starke Hand zog mich aus den Wellen. Mein Kopf kam an die Wasseroberfläche und ich blickte direkt in Patrick's Augen. Ich stand wieder fest auf beiden Beinen und sah ihn dankend an.
Er sprang in die Wellen und kurz darauf verließen meine Beine erneut den Boden, doch ich wurde nicht von einer Welle mitgerissen, sondern Patrick war unter mich getaucht und nun saß ich auf seinen Schultern.
Wind, der mir kälter vorkam als er war, wehte an meinen Körper. Ich hielt mich an seinen Haaren fest. Panik überkam mich, dass ich runterfallen würde:
„Patrick, lass mich runter, wenn wir umfallen!"Er lachte und machte sich einen Spaß daraus, indem er etwas wackelte und hin und her lief. Ich krallte mich in seine Haare und hielt mich an seinem Kopf fest. Das Ganze musste ziemlich bescheuert aussehen, denn wir hatten die ganze Aufmerksamkeit der Menschen, die sich im Umkreis von 30Metern befanden.
Patrick ging weiter ins Wasser rein und drehte sich einmal um seine eigene Achse. Er grinste zu mir hoch und ich bemerkte, dass das nichts gutes hieß. Zwei Sekunden später bestätigte sich mein Verdacht, denn er ließ sich einfach nach hinten fallen.
Schon landete ich im Wasser. Ich schnappte nach Luft, als ich wieder hoch kam. Patrick war etwas entfernt und kam auf mich zu. Lachend sagte ich:
„Dir fällt auch immer was neues ein, wie du mich ins Wasser bekommst, oder?"Auch er lachte:
„Klar, ich habe noch tausend andere Ideen."Wir schwammen noch etwas in dem erfrischenden Wasser, bis uns zu kalt wurde und wir rausgingen. Mittlerweile war es schon 17:00Uhr. Wir machten uns auf den Weg zur Wohnung, um unsere Koffer zu packen.
Am Abend gingen wir Essen und machten einen letzten Spaziergang am See. Jeder hatte ein Eis. Finn fütterte mit seiner Waffel die Enten, die dort herumliefen. Ich und Patrick standen daneben.
Dad und Mum standen etwas entfernt. Mum richtete ihr Handy auf uns. Ich stupste Patrick in die Seite:
„Mum macht Bilder."Er warf ihr einen Blick zu und lächelte mich an. Er schob sich die restliche Waffel in den Mund:
„Dann wollen wir mal ein cooles Bild machen."Ehe ich mich versah, saß ich auf Patrick's Schultern und wir standen am Wasser. Wir lächelten in die Kamera. Nun hatte auch Dad sein Handy gezückt und machte fleißig Bilder.
Patrick ließ mich runter und ging mit mir an die Felsen, die ins Wasser führten. Zusammen blickten wir auf das Wasser, lächelten uns an. Finn kam zu uns und wollte auf Patrick's Schultern. Der erfüllte ihm den Wunsch.
Nach dem Fotoshooting gingen wir wieder zu der Wohnung. Bevor wir reingingen sagte Patrick:
„Ich will noch wohin gehen."Mum widersprach sofort:
„Patrick, es ist schon dunkel."Patrick ließ nicht davon ab:
„Ich bin gleich wieder da."Dad wollte wissen, wo er hin wolle. Ich wollte mitgehen:
„Kann ich mitkommen?"Patty stimmte zu:
„Wenn du willst."Mum stöhnte:
„Aber wehe, ihr seid in spätestens einer Stunde nicht wieder hier."Wir versprachen es ihr und gingen los. Ich konnte mir denken wo er hinwollte und dabei wollte ich ihn unterstützen.
Leise gingen wir zu dem Ort, der Patrick so viel bedeutete. Als wir angekommen waren. Stellten wir uns vorne an den Felsvorsprung und schauten in den Himmel.
Wie immer, wenn wir dort waren, sagte keiner ein Wort. Ich liebte die Stille. Sie war angenehm. Ich setzte mich und ließ meine Füße in der Luft baumeln. Patrick's Hände formten sich zu Fäusten. Sein ganzer Körper war angespannt.
Die Sterne kamen vereinzelt am Himmel zum Vorschein. Meine Hand umklammerte den kleinen Stern an meiner Kette.
Lange waren wir dort und sagten nichts, bis ich aufstand und Patrick's Hand nahm und sie drückte. Patrick sagte:
„Lass uns gehen."Ein letztes Mal drehten wir uns um. Ich speicherte mir diesen Platz ab und wollte ihn nie vergessen.
Schweigend gingen wir den Waldweg entlang. Ich schloss meine Augen und öffnete sie nach zehn Schritten wieder. Ließ die Luft entweichen, die ich eingeatmet hatte.
Wir kamen in der Wohnung an. Mum rief vom Wohnzimmer:
„Ich habe schon angefangen eure Koffer zu packen. Den Rest könnt ihr morgen machen."Ich ging mit Patrick in unser Zimmer. Er setzte sich auf das Bett und kramte sein Handy aus der Hosentasche. Es vibrierte. Er fuhr sich mit der freien Hand durch die Haare. Sein Gesichtsausdruck verdunkelte sich, als er den Anruf annahm:
„Was willst du von mir?"Ich musterte ihn.
„Ich kann jetzt nicht ... Nein ... Morgen ... Weiß ich nicht ... Ja ... Ciao."
Er legte auf und schmiss sein Handy neben sich auf das Bett. Unsicher fragte ich:
„Wer war das?"Er stand auf und nahm sich seine Klamotten:
„Jake."„Was wollte er?"
Er verließ das Zimmer:
„Egal."Ich packte ihn an der Schulter und zog ihn zurück ins Zimmer. Leise schloss ich die Tür und flüstere, damit es Mum und Dad nicht hörten:
„Patrick, was wollte er? Wenn du willst, dass ich dir mit ihm helfe, musst du mir schon sagen, was er verlangt."Er stöhnte:
„Er wollte wissen, wann wir wiederkommen. Er braucht mich für irgendeine Aktion."Er riss sich von mir los und ging ins Badezimmer. Kurz darauf hörte ich das Rauschen des Wassers aus der Dusche. Morgen hatte ich genug Zeit, um mir Gedanken zu machen, wie ich ihm helfen konnte.
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Lost My Twin
Fiksi RemajaZwei Herzen, zwei Mädchen, zwei unterschiedliche Geschichten. Die eine ruhig, hat reiche Eltern und ist laut ihrer Eltern Einzelkind. Die andere keine Eltern, wohnt in einem Heim und weiß nichts über ihre Vergangenheit. Sie wird von einer Familie...