Kapitel 65

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Melissa's Sicht
Am nächsten Morgen wurde ich von einem Klopfen an der Zimmertür geweckt. Ein paar Lichtstrahlen fielen in das Zimmer. Daniel schlief noch. Leise wurde die Tür geöffnet und Daniel's Mutter schaute herein. Als sie jedoch sah, dass wir noch schliefen, ging sie wieder raus. Ich schloss meine Augen und schlief ein.

Das nächste Mal wurde ich wach, weil mich etwas an der Wange kitzelte. Daniel küsste mich sanft:
„Guten Morgen."

Ich lächelte und steckte mich:
„Guten Morgen. Wie viel Uhr ist es?"

Er strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht:
„Hast du eigentlich keine andere Frage, außer die nach der Uhrzeit?"

Ich kicherte. Daniel sah auf seinen Wecker:
„Um zehn."

Ich setzte mich auf und lehnte mich an die Wand. Daniel schlug die Decke zurück:
„Frühstücken wir?"

Ich nickte:
„Ja."

Wir standen auf. Daniel zog das Rollo hoch. Draußen war ein grauer Himmel und es regnete. Regen war cool, wenn man drinnen sitzt und rausgucken kann.
Wir gingen runter in die Küche, wo uns ein gedeckter Tisch erwartete. Daniels Mutter stand am Herd und machte Rührei. Ich wünschte ihr einen guten Morgen. Sie drehte sich kurz um und lächelte:
„Guten Morgen. Setzt euch, dass Rührei ist gleich fertig."

Grinsend saß ich am Tisch:
„Das ist ja wie im Restaurant hier."

Daniel lachte und fuhr sich durch seine verstrubbelten Haare, die echt süß aussahen. Es roch richtig gut in der Küche, so dass ich fast sabbern könnte. Zuhause aß ich zum Frühstück nur Brot oder Brötchen mit Wurst oder Nutella. Rührei gab es eigentlich nie.

Phillip kam in die Küche:
„Morgen."

Er trug eine kurze Hose und ein T-Shirt. Verwundert sah er mich an:
„Du bist aber früh hier."

Ich musste grinsen:
„Ich war eigentlich gar nicht Zuhause. Ich habe hier geschlafen."

Daniel setzte sich zu uns und lachte:
„Solange du auch alleine wieder gehst und nicht mit einem Kind im Bauch."

Das hat er nicht gesagt!? Er kassiert einen Schlag von Daniel auf den Hinterkopf:
„Halt die Fresse, Phillip."

Ich gab zu:
„Also ein Kind wollte ich ,bevor ich keine Arbeit habe, nicht haben und bis dahin dauert es noch ziemlich lange. Ich hatte auch nicht vor so früh ein Kind zu haben, um dass ich mich gar nicht kümmern kann. Nein, danke. Außerdem könnte ich mir ziemlich was anhören, wenn das meine Mutter erfahren würde."

Daniels Mutter stimmte mir zu:
„Das ist eine gute Einstellung."

Phillip lachte erneut:
„Cooles Outfit. Ich glaube, das hat Dan auch. Aber dir ist es ein bisschen zu groß."

Ich schaute auf Daniels Pullover, den ich immer noch trug und lachte. Daniel saß nur kopfschüttelnd am Tisch. Die beiden Brüder sehen sich echt verdammt ähnlich. Außer dass Phillip ein bisschen größer ist, gibt es kaum Unterschiede. Sie haben die gleiche Haarfarbe, die gleiche Augenfarbe, die gleichen Gesten und das gleiche Lächeln.

Daniel's Mum stellte das Essen auf den Tisch und gesellte sich zu uns. Jeder häufte sich etwas auf den Teller und begann zu essen. Währenddessen unterhielten wir uns über alles mögliche. Mum erinnerte Daniel, dass er heute ein Fußballspiel hatte. Daniel wand sich an mich:
„Hast du Lust mitzukommen?"

„Ja, klar."

Er freute sich. Nach dem Frühstück lernten wir noch für Mathe und fuhren dann zu dem Fußballspiel. Es war das letzte in diesem Jahr, dann hatten sie Pause. Ich hatte Mum geschrieben, dass ich heute noch bei Daniel bleiben würde.

Wir saßen im Auto. Natürlich hatte ich mir meine eigenen Sachen angezogen. Neben mir saß Phillip, der auch mitkommen wollte und Daniel saß vorne. Nach einer nicht allzu langen Fahrt kamen wir am Sportplatz an. Der Regen hatte aufgehört und die Sonne kam zum Vorschein. Daniel ging direkt in die Umkleide. Daniel's Mutter wollte später nochmal kommen, sie musste noch was einkaufen. So blieben ich und Phillip alleine. Er stellte sich mit mir vor die Tribünen:
„Weißt du eigentlich, dass du Daniels erste Freundin bist?"

Ich nickte:
„Ja, er hat es mir mal erzählt."

Phillip lehnte sich an das Geländer:
„Er war nie wirklich offen für Mädchen, bis er die Schule gewechselt hat. Nach dem ersten Tag an eurer Schule war er anders drauf. Er lernte mehr und schrieb bessere Noten. Er wollte mit bei den besten sein, weil da eine Person dabei war, die ihm gefiel. Die warst du."

Ich bin dafür verantwortlich, dass er bessere Noten schreibt? Das ist krass. Nie hätte ich gedacht, dass ein Junge mit mir mithalten will. Es freute mich, wusste aber trotzdem nicht, was ich sagen sollte. Phillip fuhr fort:
„Er mag dich echt und bitte verletz ihn nicht. Er hat es nicht verdient."

Ich versprach es ihm:
„Ich werde ihn nicht verletzen. Ich liebe ihn und werde immer ehrlich sein."

Er legte einen Arm um meine Schulter:
„Komm, das Spiel geht los."

Wir setzten uns auf die Tribüne. Daniel sah zu uns. Ich streckte beide Daumen nach oben. Das Spiel begann. Ich musste zugeben, dass Fußball nicht gerade mein Lieblingssport war, aber es machte Spaß Daniel dabei zuzusehen. Da ich keine Ahnung von Fußball hatte, konnte ich auch nicht beurteilen, wer da gut und wer schlecht spielte. Musste ich ja auch nicht können. Es reichte einfach zu zugucken.

Nach der ersten Halbzeit stand es 4:3 für den Gegner. Phillip und ich gingen zu Daniel, der sich mit mehreren Jungs unterhielt. Phillip klopfte ihm auf die Schulter und ich nahm seine Hand. Einer der Jungs fragte:
„Seit wann hast du eine Schwester?"

Ich musste lachen. Daniel drückte meine Hand:
„Sie ist nicht meine Schwester, sondern meine Freundin."

Die Jungs staunten und einige klatschten in die Hände. Ich wurde leicht rot. Das Spiel sollte weitergehen. Bevor Daniel gehen konnte, zog ich ihn in eine Umarmung:
„Ihr werdet gewinnen."

Ich küsste ihn auf die Wange, was die anderen Jungs mit einem Jodeln kommentierten. Dann rannte ich Phillip hinterher, der schon vorgehangen war.

Die zweite Halbzeit begann und tatsächlich lief es besser. Daniels Team schoss ein Tor und es war Gleichstand. Die letzten Minuten liefen und Daniel hatte den Ball. Er musste auf das Tor rennen. Wenn er den Ball jetzt ins Tor bringen würde, würde sein Team gewinnen. Kurz schaute er zu mir. Ich nickte ihm zu und er lief schneller als zuvor auf das Tor zu. Er schoss und....

.....traf! Ich kreischte:
„Sie haben gewonnen!"

Phillip sah mich komisch an, lachte aber:
„Los, geh zu ihm!"

Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und rannte zu Daniel auf das Spielfeld. Ich fiel ihm in die Arme:
„Was habe ich gesagt!? Du bist der beste!"

Er freute sich und drückte mich an sich:
„Du hast mir geholfen."

Lost My TwinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt