Kapitel 27

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Hört euch unbedingt das Lied dazu an.❤️
Viel Spaß beim Lesen!

Larissa's Sicht
Da stand sie meine leibliche Mutter. Sie hatte sich entschuldigt. Liebte sie mich? War ich ihr wichtig? Ihrer Tochter...
Das stand sie und wollte mich nach Hause fahren, obwohl ich eigentlich doch schon schon da war. In meinem Zuhause. Ich lebte zwar nicht dort, aber es war mein Zuhause. Hier habe ich die ersten zwei Jahre meines Lebens verbracht.

[Flashback]

„Melissa, Larissa. Kommt wir gehen in den Garten."
Rief meine Mutter.
Ich rannte aus meinem Zimmer mit Melissa die Treppen hinunter. Ich freute mich:
„Erster."
Melissa machte ein trotziges Gesicht:
„Na und?"
Meine Mutter nahm uns in den Arm und flüsterte:
„Man macht keine Wettbewerbe unter Schwestern. Ihr seid beide gleich schnell. Ich liebe euch beide. Keiner von euch ist etwas besseres als der jeweilig andere. Ihr seid beide wunderschöne Mädchen."
Ich sah Melissa an und nahm sie in den Arm:
„Ich liebe dich!"
Melissa lächelte:
„Ich dich auch!"
Mum gab uns unsere Jacken und wir rannten in den Garten. Die Sonne strahlte. Wir gingen zu den zwei Schaukeln, die beide nebeneinander aufgehängt waren. Ich setzte mich auf eine der beiden und fing an zu schaukeln. Es klappte nicht. Melissa konnte es schon ein bisschen. Ich sah ihr zu, wie sie die Beine hoch und wieder zurück machte. Ihre Haare flogen in dem Wind.
Melissa stoppte und kam zu mir:
„Ich helfe dir!"
Sie schupste mich an und sagte:
„Mach die Beine vor und deinen Körper zurück."
Ich machte es und spürte den Wind in meinem Gesicht. Es war ein befreiendes Gefühl.
Rosa Blütenblätter flogen durch die Luft.
Wir rannten durch den Garten und legten uns in das grüne Gras. Die Wolken zogen sich über den Himmel. Ich zeigte auf eine Wolke:
„Guck mal, die sieht aus, wie wir."
Sie zeigte zwei Mädchen, die sich gegenseitig aneinander festhielten.
Ich ergriff die Hand meiner Zwillingsschwester und drückte sie so fest ich konnte. Ich flüsterte:
„Wir zwei werden immer zusammen sein, oder?"
Melissa erwiderte den Druck meiner Hand:
„Ja, wir beide, für immer."
[Flashback Ende]

Mein Blick fiel an den großen Kronenleuchter an der Decke. Er strahlte helles Licht aus.
Früher war alles einfacher. Wir hatten Spaß und waren frei. Wir haben keine schlimmen Dinge durchgemacht und hatten keine schrecklichen Erinnerungen.

Heute sind wir groß, haben eine Menge durchgemacht und gelernt loslassen zu müssen und zu kämpfen.
Ich spürte eine Hand auf meinem Rücken. Patrick lächelte mich an. Meine leibliche Mutter nahm den Autoschlüssel und sagte mit sanfter Stimme:
„Kommt ihr beiden."

Tatsächlich folgte ich ihr. Ich sah zu Melissa, die mir winkte. Ich hob meine Hand und sank sie wieder. Ich drehte mich um und verließ es, mein Zuhause.
Wir stiegen in das Auto. Ich hörte wie Patrick ihr den Weg beschrieb. Draußen war es bereits dunkel. Die Häuser zogen vorbei, Straßenlaternen, die Licht in die Dunkelheit brachten. Ich schaltete die Welt um mich herum aus. Konzentrierte mich auf das was ich wollte. Doch was wollte ich? Ich konnte es nicht beschreiben. Eine Person, die mich kannte, von klein auf bis jetzt. Die alles über mich wusste, der ich nichts erklären brauchte, weil sie es wusste. Diese Person war Jonas. Er war nicht da. Was würde ich geben, um ihn wiederzusehen. Für einen Tag, mich richtig verabschieden.

Das Auto blieb stehen. Ich war da. Patrick bedankte sich:
„Danke."
Sie sagte:
„Nicht dafür, dass ist das mindeste was ich tun kann."
Ich schnallte mich ab und stieg aus. Patrick ging hinter mir. Der Motor des Autos startete und ich hörte, wie es sich entfernte.
Wir gingen in das Haus. Stefanie kam auf uns zu:
„Alles gut?"

Ich zuckte mit den Schultern und ging hoch in mein Zimmer. Ich wollte Jonas sehen. Mit ihm über alles reden. Doch er war nicht da und ich musste loslassen. Ich musste mich damit abfinden. Er wird nicht wiederkommen. Ich werde ihn nicht wieder sehen. Wir haben eine Menge erlebt und das konnte uns keiner nehmen. Niemand konnte uns die schönen Momente nehmen, die wir hatten. Wir waren wie ein Fluss, der in die gleiche Richtung strömte. Wie zwei Personen in einer. Wie Schwester und Bruder.

Manchmal muss man erst loslassen, um zu merken wie wichtig diese Person einem war. Daraus lernt man, dass man jede Person wertschätzen sollte und jeden Tag, jede Stunde, jede Minute mit ihr genießen muss, denn spätestens wenn die Entfernung einen trennt, möchte man dies alles tun.
Habe ich die Zeit mit ihm genossen? Ja, das habe ich.
Würde ich irgendwas ändern, wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte? Ja, ich würde ihm sagen, wie sehr ich ihn liebte, wie viel er mir bedeutete und wie wichtig er mir war.

Ich saß in meinem dunkeln Zimmer und schaute aus dem Fenster. Draußen wehte der Wind. Leider konnte der meine Gedanken auch nicht wegblasen. Ich nahm mein Handy und beschloss Jonas anzuschreiben.
Ich
Ich vermisse dich.

Ich sendete die Nachricht ab. Es dauerte nicht lange und er antworte. Ich freute mich, dass er antwortete.
Jonas
Ich dich auch.

Ich legte mein Handy weg und ließ mich zurück fallen auf mein Bett.
Ich wollte ihn nicht mit meinen Problemen belasten.

Lost My TwinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt