Larissa's Sicht
Ich und meine Mutter waren auf dem Weg nach Hause. Patrick könnte morgen nach Hause. Natürlich eine gute Nachricht. Jedoch musste er somit morgen mit zu dem Gespräch. Ich hatte keine Möglichkeit ihn darauf anzusprechen. Mum war die ganze Zeit dabei.Das Gespräch war um 11:00Uhr. Sie würde Patrick abholen und ihn dann mit in die Schule bringen. Wenn ich es richtig verstanden habe, dann geht er aber danach wieder nach Hause, da die Ärzte ihn krankgeschrieben haben.
Das Auto hielt. Ich stieg aus und lief ins Haus. Dort kam mir Finn entgegen:
„Du wolltest mich abholen. Du bist böse!"Er verschränkte seine Arme und zog seine Lippe nach vorne. Er sah süß aus und gleichzeitig musste ich lachen. Dad kam dazu und verkniff sich das Lachen:
„Ja, Larissa. Was ist denn daran lustig? So böse. Wie kannst du das nur wieder gut machen?"Dad fand es genauso lustig, wie ich. Ich ergab mich und kam mit Finn auf Augenhöhe:
„Ich habe eine Idee. Wir gehen jetzt zusammen hoch und spielen, ja?"Die Begeisterung stand ihm ins Gesicht geschrieben:
„Ja. Komm!"Und schon wurde ich an der Hand hinter Finn her gezogen. Er lief zu Patrick's Zimmer:
„Ich will was holen."Wir gingen in das Zimmer. Finn ging an eine Schublade und kramte darin rum. Als er nicht fündig wurde, fragte ich ihn:
„Was suchst du denn?"Er öffnete die nächste Schublade:
„Ein Auto."Als ob Patrick ein Spielzeugauto in seinen Schubladen aufbewahrt. Finn holte plötzlich einen Bilderrahmen aus der Schublade. Ich hockte mich neben ihn und sah darauf. Es war ein Bild von Patrick und einem Mädchen.
Sie müsste da gerade mal sieben Jahre alt sein. Patrick sah etwas älter aus. Zusammen saßen die beiden in einem Sandkasten. Patrick half dem Mädchen eine Burg zu bauen. Das Mädchen sah Patrick ähnlich.
Ich nahm Finn den Bilderrahmen ab. Hinten auf dem Rahmen waren zwei Namen in kindlicher Handschrift geschrieben.
Lauren und Patrick
Es waren Patrick und seine Schwester, als sie noch klein waren. Patrick's Gesicht würde ich überall wieder erkennen. Er grinste breit und strich mit seinen Händen den Sand der Burg fest. Seine Schwester lächelte stolz und klatschte in die Hände.
Das Bild war süß. Behutsam legte ich es zurück in die Schublade und sah mich nach Finn um, der schon aus dem Raum gegangen war:
„Larissa, kommst du?"„Ja."
Ich schloss die Schublade und ging zu Finn. Er schien das Auto gefunden zu haben. Es war wider mein Erwarten kein kleines Spielzeugauto, sondern ein ferngesteuertes, welches er gerade gegen die Wand fuhr. Es sah nicht gerade billig aus und um zu verhindern, dass er es zerstörte, nahm ich ihm die Fernbedienung ab. Natürlich fand er das Ganze nicht so cool:
„Ey. Gib sie mir wieder! Du bist böse."Ich ignorierte ihn und schlug ihm was neues vor:
„Willst du mal ein richtig cooles Flugzeug selber bauen?"Seine Augen leuchteten auf:
„Ja. Aus Papier?"„Ja."
Sofort holte er zwei Blätter Papier und sah mir dabei zu, wie ich es faltete. Er machte es mir nach. Schritt für Schritt, bis wir zu einem guten Endergebnis kamen. Es klappte zwar nicht gleich beim ersten Mal, doch er gab nicht auf. Er tat es richtig.
Geduldig faltete er sein Flugzeug und war stolz auf sein Ergebnis. Er ließ es fliegen und wir hatten eine Menge Spaß. Wir machten Wettrennen (oder wie man es bezeichnen möchte) mit den Flugzeugen und sahen wer weiter gekommen ist.
Ab und zu ließ ich ihn gewinnen. Er freute sich, steckte aber genauso gut eine Niederlage weg.
Mum rief uns zum Essen nach unten. Danach ging ich duschen, schaute Fernseher und machte mich bettfertig. In meinem Zimmer stellte ich mich vor meinen Spiegel und sprach zu mir selber:
„Patrick wird wieder gesund. Alles wird gut."Ich lächelte mich an und krabbelte in meinem Bett. Ich schaltete das Licht aus und schloss meine Augen.
Irgendwann später wachte ich auf, weil ich gehört hatte, wie meine Tür aufgemacht wurde. Schwer erkannte ich die Umrisse von einem kleinen Menschen. Ich erschrak, bis ich merkte, dass es Finn war.
Ich schaltete das Licht an:
„Finn, was machst du hier?"Er rieb sich die Augen. In seinen Händen war ein Teddybär:
„Ich habe schlecht geträumt."Ich nahm in die Arme und streichelte seinen Rücken:
„Alles ist gut. Es war nur ein Traum."Er schluchzte:
„Sonst kann ich immer bei Patrick schlafen, wenn ich schlecht geträumt habe. Er ist aber nicht da. Darf ich bei dir schlafen?"Ich zog ihn zu mir ins Bett:
„Klar, kannst du das."Er freute sich und kuschelte sich unter die Decke:
„Gute Nacht."Ich machte das Licht aus und schlief ein. Ein paar Mal wurde ich von Finn geweckt, weil er mich getreten hat und halb auf mir lag und seine Arme über mein Gesicht verbreitet hat.
Dann war es morgen und ich saß im Auto zur Schule. Mum erklärte mir nochmals alles:
„Also, du kommst um elf bitte ins Sekteriat. Ich bin dann mit Patrick da okay? Ich will, dass du alles erzählst, was du weißt!"Ich nickte und stieg aus dem Auto. Die Stunden bis es elf war, gingen zu schnell rum. Ich stand dort und wartete.
Kurz vor 11:00Uhr. Mein Herz schlug schneller.
Da kam Patrick mit Mum in die Schule. Er sah zwar besser aus, aber trotzdem ziemlich schlecht. Der Verband an seinem Arm fiel mir direkt auf. Ich nahm ihn in den Arm. Er küsste mich auf den Scheitel:
„Hey. Alles gut?"Ich nickte:
„Denke schon. Bei dir?"Er zwang sich zu einem Lächeln. Mum sagte:
„Wo ist denn euer Schulleiter?"Ich zuckte mit den Schultern. Sie sagte:
„Ich gehe ins Sekteriat und frage nach. Ich habe nicht so viel Zeit."Perfekt, sie ließ uns alleine. Ich und Patrick setzten uns auf die Stühle. Leise fragte ich:
„Was sagen wir? Wir müssen alles erzählen, oder?"Er sah weg und zuckte mit den Schultern. Er musste doch einen Plan haben. Ich hatte keinen und hatte noch weniger Ahnung, wie der Richtige Weg aussehen könnte:
„Patrick, wir müssen uns was einfallen lassen. Wenn Cash die Wahrheit sagt, dass du mit bei ihnen in der Gruppe warst, fällt es mit Sicherheit schlimmer aus, als wenn wir es selbst tun."Er sah mir in die Augen:
„Larissa, weißt du, was mich erwartet, wenn die das rausfinden?"„Was willst du dann sagen, wieso ihr euch geprügelt habt?"
Ich war mir unsicher. Auf der einen Seite war es gut, wenn sie alles wissen würden. Auf der anderen Seite, war es schlecht. Patrick warnte:
„Wehe, du sagst was falsches."Mum kam mit dem Direktor und unserem Klassenlehrer wieder. Nun wurde es ernst...
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Lost My Twin
Teen FictionZwei Herzen, zwei Mädchen, zwei unterschiedliche Geschichten. Die eine ruhig, hat reiche Eltern und ist laut ihrer Eltern Einzelkind. Die andere keine Eltern, wohnt in einem Heim und weiß nichts über ihre Vergangenheit. Sie wird von einer Familie...