Melissa's Sicht
Lukas war gestern Abend um 22:00Uhr mit seiner Familie gegangen. Ich hatte mich noch viel mit ihm unterhalten, über Larissa sowohl auch über mich. Aber er zeigte eindeutig mehr Interesse an Larissa, als an mir. Aber warum?Wir sehen ziemlich exakt gleich aus und auch unsere Charakterzüge sind sich ähnlich.
Lukas ist ein hübscher Junge und ich musste zugeben, dass er mir gefiel. Aber er war Larissa's Freund und nicht meiner. Larissa hatte total viele Jungs um sich, die Interesse zeigen. Jonas, Lukas und selbst Patrick schien sie sehr zu mögen. Über Jonas hat sie mir zwar nur ein bisschen erzählt und ich kannte ihn nicht, aber trotzdem hat sie ihn sehr gerne.
Irgendetwas machte ich falsch. Ich hatte nur einen Junge, mit dem ich gut klar kam und das war Dave. Wir kannten uns seit der ersten Klasse und hatten viel Kontakt miteinander. Er war wie ein Bruder für mich, aber ich wusste leider nicht, was er von mir hielt. Er war mein bester Freund, aber er war auch ziemlich schüchtern. Wenn wir uns trafen, musste ich ihn immer fragen, ob er Zeit hatte. Selten kam etwas von ihm.
Kennengelernt haben wir uns auch erst richtig in der zweiten Klasse, als uns unsere Klassenlehrerin nebeneinander gesetzt hat.
Mittlerweile waren wir in der zehnten Klasse und saßen zwei Jahre nebeneinander. Unser Lehrer hat immer zwei Namen gelost und die saßen dann nebeneinander. Und wie es das Schicksal wollte, wurden unsere Namen gezogen. Ich war damals richtig glücklich und habe mich gefreut. Wir haben uns immer gut verstanden und ich hatte das Gefühl, dass wir in diesen zwei Jahren noch enger zusammen gekommen sind.Viele unserer Mitschüler fragten uns, ob wir zusammen seien. Einmal wurden wir sogar von älteren Schülern gefragt, ob wir Geschwister sind. Anscheinend gingen wir so miteinander um. Zu gerne würde wissen, ob er in mich verknallt war oder ob ich nur eine gute Freundin von ihm war. Ehrlich gesagt, wusste ich selber nicht, was ich für ihn empfand.
Manchmal wollte ich zu ihm gehen und ihm sagen, dass ich ihn liebte und gerne mehr Zeit mit ihm verbringen wollte. Aber andererseits habe ich Angst gehabt eine Abfuhr zubekommen.
In der zehnten Klasse haben wir den Raum gewechselt, somit gab es eine neue Sitzordnung.Ein Freund von ihm wollte unbedingt neben ihm sitzen. Ich wusste auch warum und ich fand es ziemlich enttäuschend, dass Dave nicht merkte, wie er ausgenutzt wurde. Dieser Freund wollte nur neben ihm sitzen, weil seine Freunde nach der neunten Klasse die Schule verlassen mussten und weil dieser Freund Angst hatte alleine zu sitzen, musste Dave herhalten, obwohl er die letzten drei bis vier Jahre zu schlecht für ihn war.
Ich hingegen war immer für Dave da und habe ihn nicht ausgenutzt.
Wie auch immer, ich konnte es nicht ändern. Dave war alt genug und konnte selber über sich entscheiden, auch wenn er meistens eher der Mitläufer-Typ war und dass tat was man von ihm verlangte.
Meine Mutter riss mich aus meinen Gedanken:
„Melissa, du musst aufstehen."
Ich stöhnte, während sie wieder verschwand und die Tür ein Stück offen lies. Ich zwang mich dazu aufzustehen und ging runter zum Frühstück.Eine Stunde später saß ich in der Schule auf meinem Platz. Dave betrat den Klassenraum und entschuldigte sich bei dem Lehrer für die Verspätung. An seiner Geste erkannte ich sofort, dass er nervös war. Er hielt sich an seinem Rucksack fest und lief schnell zu seinem Platz. In der Regel kam er nicht so oft zu spät, aber es kam schon mal vor. Ich kannte diesen Jungen Inn und auswendig. Alleine an seinem Gesichtsausdruck und an seiner Körperhaltung wusste ich wie er sich fühlte. Ich kannte ihn wirklich gut, nur eine Sache wusste ich nicht über ihn und dass war, was er für mich empfand.
Wir haben noch nie über unsere Gefühle gesprochen. Dave war auch nicht gerade der Typ, der sagte, was er fühlte. Ich hatte immer das Gefühl, dass er auch gar nicht das Bedürfnis hatte, eine Freundin zu bekommen. Er ging meistens gut mit mir um, außer wenn Freunde von ihm dabei waren, dann hat er Dinge gesagt, die ich verletzend fand. Doch gleichzeitig wusste ich, dass er es nicht so meinte.
Nach der Stunde saß ich auf meinem Platz und zeichnete an meinem Bild weiter. Zeichnen ist eines meiner Hobbys, welches ich erst vor einem Jahr kennengelernt habe. Vorher hatte ich keine Interesse an so was.Das Gespräch, welches ich nebenbei mitbekam, zog jedoch meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich wusste, man hört bei fremden Gesprächen nicht zu, aber ich konnte nicht widerstehen. Dave's Sitznachbar (der Junge, der ihn ausnutzte) sagte:
„Du kommst heute Nachmittag zu mir! Dann müssen wir zusammen zocken."
Jetzt bestimmte dieser Junge auch noch über Dave oder was? Dave's Reaktion fand ich dann trotzdem gut:
„Mm..."Haha. Dave hatte kein Bock auf diesen Jungen. Er hat bessere Freunde, diese waren nur in einer anderen Klasse, wie bei mir. Er traf sich viel lieber mit ihnen, als mit diesem Jungen. Und ich konnte ihn verstehen.
Plötzlich rief er meinen Namen:
„Melissa!"Ich reagierte nicht gleich, weil ich ihn zappeln lassen wollte. Er rief nochmal etwas lauter:
„Melissa!"
Ich konnte mir ein Grinsen nicht unterdrücken. Ich hob langsam meinen Kopf und sah ihm in seine grünen Augen. Ich versuchte uninteressiert zu klingen:
„Was?"
Er lächelte:
„Ich habe mir ein neues Spiel für die Switch gekauft. Das will ich dir mal zeigen."
Warte mal... Hat er mich gerade gefragt, ob ich zu ihm kommen will, damit er mir dieses Spiel zeigt? Obwohl ihn gerade sein „Kumpel" gefragt hat, ob er Zeit hat. Ich nickte unsicher:
„Okayy..."
Dave machte ein zufriedenes Gesicht:
„Du kannst morgen zu mir kommen?"
Ich nickte erneut:
„Ich bin um 15:00Uhr da."
Er lächelte und ich freute mich, dass er sich mit mir treffen wollte.In der Pause empfing mich Amelie mit einer kräftigen Umarmung. Ich setzte mich neben sie und sie starrte mich die ganze Zeit an. Ich fragte:
„Was ist?"
Sie stupste mich mit dem Ellbogen an und zeigte mit dem Kopf in Dave's Richtung. Er stand dort mit ein paar Freunden. Amelie grinste:
„Was ist eigentlich mit „Davissa"?"
Ich senkte meinen Blick:
„Ist das dein Ernst?"
Sie nickte:
„Selbstverständlich."Ich schüttelte den Kopf. Er würde mich nie im Leben fragen, ob wir zusammen sein wollen. Also lies ich diese Frage unbeantwortet. Sie stand nun schon ein halbes Jahr hinter diesem Namen „Davissa". Sie hat es mir sogar mal auf meinen Block geschrieben. Dave hätte es fast gesehen. Unglaublich, wie sehr sie daran glaubt.
Es Freitag und ich bin gerade von der Schule nach Hause gekommen. Ich erwähnte nur nebenbei:
„Ich gehe gleich zu Dave."
Meine Mutter sah mich an:
„Was willst du von dem?"
Sie stand noch nie hinter mir, da sie ihn nicht so wirklich mochte. Mir war das bisher immer egal gewesen. Deswegen sagte ich das Gleiche wie immer:
„Du musst nicht mit ihm klarkommen."
Doch sie ließ nicht locker:
„Such dir einen anständigen Jungen, Melissa!"
Ich atmete tief ein und wieder aus, damit ich nicht ausrastete. Es funktionierte leider nicht ganz:
„Mum, lass mich in Ruhe! Ich mag ihn und werde mir bestimmt nicht von dir verbieten lassen ihn zu sehen."Freunde von mir waren bei meiner Mutter schon immer schwierig gewesen. Egal ob Junge oder Mädchen. Sie hatte bis jetzt bei jedem etwas auszusetzen, bis bei Amelie. Amelie konnte so oft kommen, wie so wollte und meine Mutter hatte nichts dagegen. Sie behandelte sie wie mich. Wie ihre Tochter.
Ich packte mein Handy in eine Tasche, nahm mir was zum Essen und ging um 14:45Uhr los zu Dave. Ich rief nur kurz ins Haus, dass ich ginge. Danach schloss ich schnell die Tür, damit keiner widersprechen konnte.
Dann stand ich vor seinem Haus und klingelte. Sein Bruder öffnete die Tür und brachte mich hoch in Dave's Zimmer. Ich begrüßte ihn:
„Hi."
Er drehte sich von seiner Couch um und sagte:
„Hallo."Ich setzte mich neben ihn und schaute zu, wie er zockte. Das hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt. Kann er nicht wenigstens dabei mit mir reden? Als könnte er meine Gedanken lesen. Drückte er mir einen Controller in die Hand und sagte:
„Hier, wir spielen zusammen."
Ich nahm ihn entgegen und sah ihn fragend an:
„Was muss ich machen?"Er erklärte es mir. Doch es stellte sich schnell heraus, dass ich nicht gerade die beste bin. Aber naja. Ich konnte damit leben, zu verlieren. Schließlich zockt er auch den ganzen Tag und kann es somit auch besser. Sein Bruder pflanzte sich neben mich und sah uns zu.
Plötzlich klingelte mein Handy. Larissa hatte mir eine Nachricht geschickt.Larissa
Ich bin voll aufgeregt. Ich gehe gleich zu Lukas.
Ich
Das wird schon. Viel Spaß.
Larissa
Glaubst du er mag mich noch? Was wenn wir nicht mehr miteinander klar kommen? Es ist lange her, dass ich mich mit ihm verstanden habe...
Ich
Er mag dich bestimmt noch, Larissa. Es wird alles gut:)
Larissa
Danke. Aber Sorgen mache ich mir trotzdem. Was wenn er so ein Typ geworden ist, der Mädchen nur zum Knutschen kennenlernen will oder so? Vielleicht sollte ich absagen.
Ich
Ist das dein Ernst, Larissa? Dann hätte er mich bestimmt auch gefragt und jetzt freu dich doch endlich und mach die keine Gedanken über so einen Mist. Bis später. Bin bei Dave.
Larissa
Oh, bei Dave? Deinem Freund? Egal, erzähl mir später alles. Muss los. Ciao.
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Lost My Twin
Teen FictionZwei Herzen, zwei Mädchen, zwei unterschiedliche Geschichten. Die eine ruhig, hat reiche Eltern und ist laut ihrer Eltern Einzelkind. Die andere keine Eltern, wohnt in einem Heim und weiß nichts über ihre Vergangenheit. Sie wird von einer Familie...