Kapitel 41

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Larissa's Sicht
Heute war Finn's Geburtstag. Nun war er drei Jahre alt. Fröhlich übergab ich ihm mein Geschenk:
„Alles gute zum Geburtstag, Finn."

Er nahm es entgegen und riss es auf. Das Auto kam zum Vorschein. Seine Augen wurden groß:
„Ein Autooo! Mami guck mal!"

Also habe ich alles richtig gemacht. Es gefiel ihm. Kurz darauf kam er mir in die Arme gerannt:
„Danke. Issa!"

Ich drückte ihn an mich:
„Gefällt es dir?"

Er nickte:
„Ja, das ist cool."

Nachdem auch Mum und Dad Finn seine Geschenke gegeben haben, war Finn total aus dem Häuschen. Mum sah Patrick erwartungsvoll an, der ziemlich lässig auf dem Sofa lag. Er machte keine Anstalten sein Geschenk zu holen.

Dad setzte sich neben Patrick:
„Willst du ihm nicht auch was geben?"

„Sollte ich? Er schenkt mir doch auch nichts."

Okay, dass war unfair, wenn er so dachte. Dad stand auf und wollte sich eindeutig nicht den Tag von seinem Sohn verderben lassen.

Da Finn es sich gewünscht hatte gingen wir in so einen Indoor-Spielplatz. Ich wollte schon immer in so was rein, aber ich habe es nie getan und mittlerweile war ich eventuell auch zu alt dafür.

Dort angekommen rannte ich mit Finn auf den großen Vulkan zu, doch ich musste aufpassen, dass er nicht runterfiel.

So verbrachten wir den Tag. Indem wir dort rumrannten und Spaß hatten. Auch Patrick spielte mit ihm.

Abends gingen wir Essen. Als wir das Restaurant verließen, bestand Patrick darauf nochmal an den See zu gehen. Mum war dagegen:
„Nein, Finn ist total kaputt. Es ist schon halb neun."

Patrick ließ sich nicht davon ablenken:
„Doch, lasst uns da hin gehen. Nur eine halbe Stunde, kommt schon. Finn hält das durch und wenn nicht trage ich ihn."

Er hatte Überredungskünste, dass musste man zugeben. Dad gab als erster nach:
„Dann lasst uns nochmal kurz hingehen."

Also gingen wir zu dem See. Es war schon etwas dunkel. Patrick lief weiter vorne. Bis er stehen blieb und auf die Uhr sah. Er drehte sich zu uns:
„Kommt!"

Ich fragte:
„Wo willst du hin?"

Er ging nicht darauf ein. Ging zielstrebig auf eine Decke, auf der Wiese, zu:
„Setzt euch!"

Mum sagte:
„Patrick, das ist nicht unsere Decke."

Er widersprach:
„Ich habe sie reserviert. Setzt euch."

Ich gehorchte und setzte mich neben Patty auf die Decke. Man hatte einen wunderschönen Ausblick auf den See und auf die Berge.

Als ich plötzlich einen lauten Knall wahrnahm, schnellte mein Blick in die Höhe.

Ein Feuerwerk.

Patrick grinste neben mir. Das Feuerwerk zog seine Aufmerksamkeit auf mich.

Lauter bunte Farben breiteten sich über unseren Köpfen. Kleine Kreise, große Kreise. Sogar Sterne waren zu sehen. Plötzlich erkannte ich in einem Stern den Buchstaben L, in einem Kreis ein F, in einem weiteren Stern ein P und in einem Herz ein S und ein C. Die Anfangsbuchstaben der Familie.

Ich schaute Patrick an, der mich im selben Moment ansah. Staunend über dieses Spektakel, lächelte ich:
„Hast du das organisiert?"

Grinsend sagte er leise:
„Ja. Das ist ein Geburtstagsgeschenk für dich und Finn. Für dich nachträglich. Aber es bedeutet auch ein bisschen mehr."

Finn war begeistert:
„Das ist sooo cool."

Mum beugte sich zu Patrick:
„Hast du das organisiert, Schatz?"

Er nickte stolz. Nach zehn Minuten war es vorbei und es kehrte Ruhe ein. Patrick sagte:
„Ich fand das cooler, als irgendwas anderes, was ich hätte schenken können."

Mum standen die Tränen in den Augen:
„Das L. Patrick, wenn meinst du damit?"

Sein Blick fiel in den Himmel. Leise sagte er:
„Lauren und Larissa. Irgendwie beide."

Lauren? Wer war das. Ich konnte es nicht zuordnen.
Schon rollte eine Träne über Mum's Gesicht:
„Patrick, wir wollten das in der Vergangenheit lassen."

Patrick sah das anders:
„Mum, ich kann das nicht. Ich will sie nicht vergessen. Sie war meine Schwester. Ich werde sie nicht in der Vergangenheit lassen."

Seine Schwester hieß Lauren?

Patrick stand auf. Verdeckte sein Gesicht mit seinen Händen. Mum weinte. Dad saß still da und Finn war noch hin und weg von dem Feuerwerk. Ich, überfordert mit der Situation.

Mitleidig sah ich Patrick nach, der an das Wasser lief. Finn rannte ihm hinterher. Mum legte mir eine Hand auf die Schulter:
„Es tut mir Leid, Larissa. Du musst jetzt total verwirrt sein, aber..."

Ich unterbrach sie:
„Ich weiß es. Patrick hat mir erzählt, dass er eine Schwester hatte. Das ist nicht leicht. Ich kann mit vorstellen, wie schwer das ist."

Dad sagte nichts. Ich hörte Finn mit Patrick reden:
„Warum weinst du?"

Patrick schüttelte den Kopf:
„Es ist nichts Finn. Alles ist gut."

Er zwang sich zu einem Lächeln, doch ich erkannte wie schwer es ihm fiel. Ein Windzug wehte durch meine Haare. Die Sonne war schon lange hinter den Bergen verschwunden. Der Mond kam zum Vorschein. Die Dunkelheit breitete sich über den See.

Lange saßen wir da. Ich, Mum, Dad und Finn. Patrick alleine am Ufer des Sees auf einem Stein. Ich konnte nur die schwarzen Umrisse erkennen. Mum flüsterte:
„Ich sollte zu ihm gehen."

Ich bot ihr an:
„Ich gehe zu ihm."

Lächelnd nickte sie mir zu:
„Okay."

Ich stand auf und lief auf den schwarzen Schatten auf den Steinen zu. Patrick bemerkte mich, doch sagte nichts. Er schwieg gerne. Er liebte die Stille, wie ich. Sie war beruhigend und man konnte über alles nachdenken.

Doch ich lernte, dass zu viel Stille nicht gut ist. Wenn man alles hinterfragt und zu viel nachdenkt, merkt man, dass man sich von den Freunden trennt und von den wichtigsten Menschen im Leben entfernt. Man wird zu oft zu emotional.

Ich setzte mich neben Patrick und schloss die Augen. Nahm die Wellen wahr, die wenige Meter vor mir an den Steinen abprallten.

Ich öffnete meine Augen:
„Du darfst nicht so viel nachdenken. Ich weiß, es ist schwer, aber es wird besser."

Immer die positiven Dinge im Leben sehen:
„Man darf das Schicksal, dass einem begegnet nicht als Strafe sehen, sondern etwas, aus dem man wächst."

Mum rief:
„Kommt ihr?"

Wir standen auf und liefen in Richtung unserer Eltern. Ich wurde am Handgelenk zurückgehalten. Patrick zog mich ans ich:
„Du bist süß."

Lächelnd sah ich zu ihm hoch:
„Du auch!"

Ich legte meine Hände in seinen Nacken und schon spürte ich einen Kuss auf meinem Scheitel. Er drückte mich näher an sich:
„Danke."

Ich löste mich etwas und sah in seine Augen. Sie leuchteten:
„Danke."

Auch ich bedankte mich bei ihm. Er nahm meine Hand und zusammen gingen wir unseren Eltern hinterher, die schon vorgelaufen waren.

Lost My TwinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt