Kapitel 14

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Melissa's Sicht
Ich wurde von den Sonnenstrahlen die in mein Zimmer schienen geweckt. Wir sind gestern Abend früh zu Bett gegangen. Es war uns beiden zu viel gewesen. Ich hatte meinen Kopf gegen ihre Schulter gelegt und sie hatte ihrem Arm um mich geschlungen.
Doch ich merkte sofort, dass es etwas nicht stimmte. Ich drehte mich um und merkte, dass ich alleine in meinem Bett lag. Auf ihrer Seite lagen mein T-Shirt und die Hose, die ich ihr gestern Abend gegeben hatte.

Ich sprang auf und suchte sie in dem Zimmer. Doch sie war verschwunden. Plötzlich entdeckte ich einen Zettel, der auf den Klamotten lag.

Guten Morgen, Melissa. Ich hoffe Du hast gut geschlafen.
Es tut mir Leid, aber ich musste Dich verlassen. Es ist besser so, glaub mir!
Ich möchte, dass Du dir keine Sorgen um mich machst, es geht mir gut. Außerdem will ich, dass Du mich nicht suchst oder irgendjemandem Bescheid gibst. Tu so, als wäre nichts gewesen. Habe ein schönes Leben und sei immer glücklich.
Vergiss mich einfach und sei fröhlich.
Ich wünsche Dir alles Gute.
Larissa

Scheiße. Meine Augen waren mit Tränen erfüllt. Mir wurde klar, dass ich sie nie wieder sehen würde. Wie konnte sie mir so etwas antun? Wie könnte sie denken, dass ich sie einfach so vergessen werde und ein schönes Leben leben würde? Niemals.

Mir wurde bewusst, dass ich jetzt handeln musste, sonst wäre es zu spät. Ich zog mich an, nahm den Zettel und rannte aus dem Haus.
Ich nahm den nächsten Bus, der zu Larissa's Zuhause fahren wird.
Dort angekommen klingelte ich und hoffte, dass sie mir die Tür öffnen würde. Doch ich wurde enttäuscht. Patrick öffnete die Tür und fragte ziemlich verschlafen:
„Larissa?"
Ich schüttelte mit dem Kopf:
„Nein! Melissa."

Er ließ mich rein und wollte wissen, wo Larissa ist. Ich drückte ihm den Zettel in die Hand, den sie mir hinterlassen hat. Er las ihn aufmerksam durch und war sofort wacher:
„Das ist gar nicht gut."

Er fuhr sich durch die Haare und sprintete in sein Zimmer. Kurz darauf kam er angezogen runter. Seine Mutter kam vom Keller hoch und sah uns an:
„Larissa, wie bist du hergekommen?"
Ich stampfte trotzig mit dem Fuß auf den Boden:
„Ich bin Melissa. Larissa ist weg!"

Ich brach erneut in Tränen aus. Die Mutter stellte den Wäschekorb ab und kam näher:
„Entschuldigung, Melissa. Wie Larissa ist weg?"
Ich hielt ihr den Zettel hin. Sie sagte:
„Wir müssen der Polizei Bescheid geben?"
Die Mutter rief an und eine halbe Stunde später saßen wir mit einem Polizisten am Tisch. Ich fühlte mich schlecht, weil wir nur saßen und nichts aktives taten. Ich wäre jetzt am Liebsten aufgesprungen und hätte draußen alleine nach ihr gesucht. Der Polizist stellte Fragen:
„Wie sah sie aus? Haben Sie ein Bild?"

Ich antwortete schnell und es klang auch ein kleines bisschen unhöflich, aber das war mir egal. Wir mussten sie so schnell wie möglich finden:
„Sie sieht genauso aus wie ich. Wir sind Zwillinge."

Der Polizist nickte und sah über meine Unhöflichkeit hinweg:
„Wann haben Sie sie das letzte Mal gesehen?"
Ich antwortete wieder:
„Gestern Abend, sie sollte bei mir übernachten und heute morgen war sie weg."
Der Polizist schrieb fleißig alles auf:
„Waren noch andere in dem Haus, die sie mitgenommen haben könnten?"

Plötzlich wurde mir ganz anders. Was, wenn meine Eltern sie entführt haben, weil sie nicht wollen, dass wir in Kontakt bleiben? Ich schluckte. Der Polizist sah mich erwartungsvoll voll an:
„War noch jemand da?"
Ich murmelte:
„Meine Eltern..."

Der Polizist stellte seine letzte Frage:
„Okay. Gibt es irgendwelche Lieblingsorte von Larissa?"
Ich überlegte:
„Ich kenne keine, aber ich kenne Larissa auch kaum."
Der Polizist wurde auf mich aufmerksam:
„Wie du kennst sie nicht? Sie ist deine Schwester."
Ich erklärte ihm die ganze Situation. Er beschloss:
„Dann werde ich erstmal deine Eltern befragen."

Die Mutter legte mir einen Arm um die Schulter:
„Ich bin sicher, dass deine Eltern nichts damit zu tun haben. Du kannst gerne hier bleiben, wenn du möchtest."
Ich lehnte ab:
„Danke, aber ich muss da jetzt durch."

Ich fuhr mir dem Polizist zu meinem Zuhause. Er hielt direkt vor der Tür:
„Das ist aber ein großes Haus."
Ich hatte momentan andere Gedanken, als ihn über die Firma meiner Eltern zu informieren. Wir stiegen aus dem Auto. Der Polizist sagte:
„Melissa, es ist nicht leicht für dich. Du musst nichts zu deinen Eltern sagen, ich nehme dich in Schutz. Ich zwang mich zu einem Lächeln.
Der Polizist drückte die Klingel und meine Mutter öffnete die Tür:
„Melissa. Wo warst du?"

Ich versteckte mich hinter dem Polizist der meiner Mutter erklärte, warum er hier war. Sie lenkte ihn ins Wohnzimmer und bat ihn Platz zu nehmen. Sie stellte Getränke auf den Tisch und rief Dad dazu. Der Polizist fing an zu reden:
„Also es geht um Ihre Tochter."
Meine Mutter sah mich streng an:
„Melissa, was hast du gemacht?"

Der Polizist reagierte sofort:
„Nein. Es geht um ihre andere Tochter, Larissa. Sie ist verschwunden und ich wurde über ihre ungewöhnliche Situation aufgeklärt. Wissen Sie, wo sich Larissa befinden könnte?"
Er beobachtete ihre Reaktionen, die nicht gerade geschockt wirkten.

Hatten sie wirklich etwas mit Larissa gemacht?

Würden sie so weit gehen?

Nachdem ich erfahren hatte, dass sie uns getrennt haben, traute ich ihnen absolut alles zu.

Mein Vater antwortete:
„Nein, ich weiß nichts darüber, wo sie sein könnte."

Der Polizist sah meine Mutter fragend an, die aber auch unwissend war.
Warum machten sie sich keine Sorgen? Es war doch trotzdem ihre Tochter, auch wenn sie sie jahrelang nicht gesehen haben.
Der Polizist stellte noch ein paar Fragen und erklärte mir, dass er einen Suchtrupp losschicken werde. Ich gab ihm ein Bild von mir, damit sie wussten, wie sie aussah.

Ich hatte überhaupt kein gutes Gefühl bei der Sache und wusste nicht, ob ich sie jemals wiedersehen werde.

Lost My TwinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt