Kapitel 17

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Larissa's Sicht
Ich lag in Patrick's Zimmer auf dem Bett, während er zockte. Ab und zu warf er einen Blick zu mir rüber und fragte mich etwas:
„Brauchst du was?"

Seitdem ich wieder hier war fragte er mich ständig, ob ich es bräuchte oder wie es mir ginge. Ich fand das ja süß, aber wenn ich etwas gebraucht hätte, dann hätte ich es mir geholt oder Bescheid gesagt. Ich sagte:
„Nein, du musst mich nicht andauernd fragen Patrick. Es geht mir gut."
Er schaltete den Fernseher aus und nahm seine Gitarre. Er fing an zu spielen und wie immer wenn er das tat, entspannte ich mich und lauschte den Klängen der Gitarre. Ich fühlte mich gut aufgehoben und glücklich.

Am nächsten Morgen war es noch dunkel, als ich aufwachte. Ich war gestern Abend wohl hier eingeschlafen. Patrick hatte sich neben mich in sein Bett gelegt. Eigentlich war das Bett nur für eine Person gedacht, aber es störte mich nicht, dass Patrick halb auf mir drauf lag. Sein Arm lag auf meinem Bauch und seine Beine lagen auf meinen. Ich drehte mich vorsichtig auf die Seite, da ich ihn nicht wecken wollte. Dann schlief ich wieder ein.

Als ich das nächste Mal wach wurde, wurde ich von einem Kitzeln an der Stirn geweckt. Ich strich mir die Haare weg, doch sie es kitzelte immer noch. Ich schielte vor mich. Wenige Zentimeter entfernt lag Patrick. Es waren seine Haare, die mich an der Stirn kitzelten. Er lächelte mich an:
„Guten Morgen."
Ich gähnte:
„Guten Morgen."
Er hatte mich mit Absicht gekitzelt, damit ich wach wurde. Ich lächelte:
„Du bist doof."
Er wackelte mit seinem Kopf, so, dass ich seine Haare im Gesicht hatte:
„Ich weiß."

Seine Haare hatten einen erfrischenden Duft von Zitrone:
„Wenigstens hast du sie gewaschen."
Er lachte und schlug die Decke zurück:
„Komm, aufstehen!"
Ich wollte mir die Decke zurück holen, doch er war schneller und legte sich auf mich. Er lachte und kitzelte mich:
„Du sollst aufstehen!"
Ich quiekte leise auf:
„Lass mich! Geh runter, du bist schwer!"
Er stützte sich auf seine Hände und schaute auf mich runter:
„Das sind alles Muskeln."
Ich kitzelte ihm am Bauch:
„Ja klar. Die meisten Muskeln kommen bestimmt von dem Puddinggebäck gestern Nachmittag."

Er hatte zwar nicht unbedingt viel Fett an seinem ziemlich perfekten Körper, aber es machte unheimlich Spaß ihn mit sowas aufzuziehen. Wir beide wussten, dass es nur Spaß war. Patrick fiel etwas ein:
„Ich habe übrigens morgen ein Fußballspiel. Kommst du um zu gucken, wie wir gewinnen."
„Natürlich komme ich. Ich lass mir doch nicht entgehen, wie mein Bruder Fußball spielt."

Immer, wenn ich ihn „Bruder" nannte, freute er sich unglaublich darüber. Er zeigte mir sein weißes Lächeln, welches einfach jedem dem Tag verschönern würde.
Wir fuhren auseinander, als Finn reinkam:
„Mama sagt, ihr sollt runterkommen."

Dann rannte er auf uns zu und sprang auf Patrick drauf, der wiederum auf mich fiel. Patrick sagte:
„Jetzt fühle ich mich wie ein Sandwich."
Ich lachte, so weit es mir möglich war:
„Was soll ich denn sagen? Ich habe alle auf mir."
Finn ließ sich sich von Patrick auf das Bett fallen und stürzte fast runter, doch Patrick hielt ihn am Arm fest und zog ihn wieder aufs Bett. Ich staunte:
„Du reagierst echt schnell."

Er ging von mir runter und wir liefen in die Küche zum Frühstücken.
Mum wünschte uns einen guten Morgen und fragte:
„Willst du heute wieder in die Schule gehen oder noch nicht?"
Ich musste nicht lange überlegen:
„Ja, mir geht es gut."

Meine Augenringe waren fast verschwunden und ich fühlte mich toll. Mum nickte und schmierte mir Brote.
Nach dem Frühstück fuhr uns Mum zur Schule.
Wir stiegen aus dem Auto und wieder waren einige Blicke auf uns gerichtet. Ich hatte mich daran gewöhnt und fand es lustig. Dann fühlte man sich so, als würde man auf dem roten Teppich laufen.
Der Schultag lief gut. Wir haben die Mathearbeit zurückbekommen und ich habe eine 2. Ich prahlte vor Stolz. Auch Patrick hat eine 2 bekommen. Wir haben lange zusammen für diese Arbeit gelernt und es hat sich gelohnt.

Mittlerweile hatten wir die letzte Stunde mit unserem Klassenlehrer Herr Krüger. Ich saß neben Patrick und neben Sophie. Patrick hatte darauf bestanden, dass ich neben ihm sitzen sollte, da ich Sophie nicht vernachlässigen wollte, wurde noch ein Tisch dran gestellt und alle waren glücklich.
Nach der Stunde rief mich Herr Krüger zu sich nach vorne:
„Larissa, kommst du mal bitte her."
Hatte ich etwas angestellt? Nein, nicht das ich wüsste. Ich packte meinen Rucksack und ging nach vorne:
„Ja?"
Herr Krüger wartete bis alle draußen waren:
„Ich würde mich morgen gerne mal mit dir unterhalten, Larissa."
Morgen ist das Fußballspiel von Patrick. Ich fragte:
„Haben sie nicht jetzt kurz Zeit?"
Er packte seine Sachen:
„Nein, ich muss jetzt los. Morgen, Mittwoch, nach der Schule um 14:00Uhr."

Dann verschwand er. Ich hatte morgen schon um 13:00Uhr Schluss. Das Fußballspiel würde um 14:15Uhr beginnen. Das schaffte ich nicht. Ich grübelte und ging aus dem Klassenzimmer. Das ist es:Melissa. Melissa musste mir helfen. Sie könnte zu dem Gespräch gehen, während ich bei dem Spiel bin.
Vor der Tür wartete Patrick. Er fragte:
„Was wollte er?"
Ich sagte:
„Nichts besonderes."
Dann liefen wir nach Hause. Dort angekommen rief ich Melissa an. Sie ging ran:
Ich
Hey. Kannst du kurz vorbeikommen?
Melissa
Hey. Klar. Bis gleich.

Sie legte auf. Das ging aber schnell. Ich musste nichts weiter erklären.
20min später stand sie vor der Tür. Ich rief zu Mum:
„Ich gehe mit Melissa raus. Komme gleich wieder."
Mum war einverstanden:
„Bis später."
Ich ging raus. Wir nahmen uns in den Arm und gingen los. Ich schilderte ihr mein Problem:
„Ich muss morgen zu einem Gespräch mit meinem Klassenlehrer um 14:00Uhr. Und um 14:15Uhr ist das Fußballspiel von Patrick. Ich muss zu beiden hingehen, schaffe es aber nicht. Dann kommst du in Frage. Hilfst du mir?"

Sie sah mich verwirrt an:
„Wie stellst du dir das vor?"
Ich erklärte ihr:
„Ich werde zu dem Fußballspiel gehen und gehst zu dem Gespräch mit meinem Klassenlehrer."
Melissa wurde misstrauisch:
„Warum kann ich nicht zu dem Spiel gehen?"
„Weil Patrick uns unterscheiden kann, mein Klassenlehrer aber nicht."
„Bist du sicher, dass das funktioniert, Larissa?"
Ich nickte:
„Natürlich."

Ich erzählte ihr alles, was sie wissen musste und sagte zum Abschied:
„Es wäre gut, wenn du kurz vorher nochmal zu mir kommst, dann gebe ich dir meine Sachen und wir stylen deine Haare ein bisschen."
Dann ging ich zurück ins Haus.

Mittwoch. Melissa erschien um halb zwei bei meinem Zuhause. Wir gingen die Treppen hoch zu meinem Zimmer. Dort hatte ich bereits Sachen für sie hingelegt. Um sicher zugehen fragte ich sie noch ein paar Sachen:
„Also, wie heißt du?"
Sie sah mich dumm an:
„Melissa."
Ich stöhnte auf:
„Nein! Larissa."
„Sorry."
„Also. Den Weg kennst du?"
„Ja, über den Schulhof, durch die erste Tür rechts, die Treppen hoch und dann die zweite Tür links."
Ich gab mich zufrieden:
„Ok, dann können wir loslegen. Nimm Platz."

Sie setzte sich auf meinen Stuhl und ich fing an, ihre Haare zu stylen. Als erstes musste ihr Scheitel ein bisschen mehr nach rechts. Danach habe ich ihre Haare mit Gel aufgelockert. So sah es viel besser aus. Sie hingen nicht mehr so streng runter. Perfekt. Ich ging zu meinem Bett und nahm meine Sachen, die ich ihr in die Hand drückte.

Sie zog sie an. Ich staunte:
„Sehr gut. Jetzt kann nichts mehr schief gehen. Du siehst genauso gut aus wie ich."

Wir lachten. Nun sahen wir uns wirklich zum Verwechseln ähnlich. Jetzt musste ich sie nur noch aus dem Haus bekommen, ohne dass uns jemand sieht. Ich steckte meinen Kopf aus dem Zimmer. Keiner da. Ich schob Melissa vor mir her, zur Tür raus und wünschte ihr:
„Viel Glück."

Dann ging sie. Wird der Lehrer den Unterschied merken?

Lost My TwinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt