Kapitel 63

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Melissa's Sicht
Die ganze Stunde war ich abgelenkt. Ich will nicht behaupten, dass der Film langweilig war, aber Daniel sah mich die ganze Stunde an. Es machte ich nervös, weil ich nicht wusste, warum er mich so anstarrte.
Mir war es total unangenehm. Ich stupste Amelie an:
„Er guckt die ganze Zeit."

Sie zuckte lächelnd mit den Achseln und sagte nichts. Am Ende fragte uns der Lehrer, wie wir den Film fanden. Ich wusste nicht worum es ging. Das einzigste was ich mitbekommen habe, war, dass es um ein Kind und einen Mann ging, die nach England gezogen sind. Mehr wusste ich nicht.

Zum Glück kam ich nicht dran und konnte den Raum zum Schluss ohne weiteres verlassen. Mir fiel ein, dass ich nochmal in mein Klassenzimmer musste, um ein Buch zu holen. Es war Freitag und nächste Woche schrieben wir eine Arbeit.

Also lief ich zu meinem Raum, wurde aber vorher in einen anderen reingezogen, der leer war. Ich drehte mich um und blickte in die mir vertrauten Augen. Daniel. Er schloss die Tür und stellte sich mir gegenüber. Ich sagte nichts, wartete bis er begann:
„Es tut mir leid."

Ich lehnte mich gegen die Wand und wusste nicht, was er meinte:
„Was tut dir leid?"

Er fuhr sich durch die Haare:
„Dass ich dir nicht geglaubt habe. Ich hätte wissen müssen, dass du mich nie betrügen wolltest. Aber es war echt komisch, dich da mit ihm zusehen."

Ich richtete mich auf:
„Es war aber auch mein Fehler."

Er kam mir näher und legte eine Hand auf meine Schulter:
„Ich liebe dich."

Ich lächelte vor Erleichterung. Er verzeiht mir. Ich kam ihm näher und hauchte:
„Ich liebe dich auch, so sehr. Ich brauche dich."

Er schloss den letzten Abstand und küsste mich. Unsere Lippen berührten sich sanft und Schmetterlinge flogen durch meinen Bauch. Ich hätte nie gedacht, dass er mir so schnell verzeihen würde. Allerdings war ich auch mehr als froh darüber.

Durch ein Poltern fuhren wir auseinander. Eine Reinigungskraft hatte uns gesehen und stand mit einem breiten Grinsen hinter uns:
„Entschuldigung, wenn ich störe."

Daniel nahm meine Hand:
„Wir müssen nach Hause. Ciao."

Er nahm mich mit nach draußen, wo wir erst richtig zu lachen begannen:
„Wie sie geguckt hat."

Als wir uns beruhigt hatten, fragte Daniel:
„Gehen wir zu mir?"

Lächelnd nickte ich:
„Ja. Aber eine Frage habe ich noch."

Daniel verschränkte seine Hand mit meiner und begann zu laufen:
„Und die wäre?"

„Wie kommt es, dass du mir auf einmal glaubst?"

Er kratzte sich am Hinterkopf und sah unsicher in der Gegend rum:
„Amelie hat es mir erzählt. Sorry, dass ich dir nicht geglaubt habe. Tut mir echt leid."

Es kam fast so rüber, als hätte er Angst. Vor was? Was hat Amelie mit ihm gemacht? Ich musste sie später auf jeden Fall fragen.

Wir liefen weiter und kamen bei ihm an. Nachdem wir uns ausgezogen haben gingen wir in die Küche. Daniel holte zwei Pizzen aus dem Gefrierschrank und legte sie auf ein Blech:
„Willst du auch was?"

Er lachte und warf mir einen belustigten Blick von der Seite zu. Ich nahm am Küchentisch Platz und lächelte:
„Ja."

Er schob die Pizzen in den Ofen und gesellte sich zu mir. Daniel holte eine Mappe aus seinem Rucksack und legte sie auf den Tisch:
„Kannst du Mathe?"

Dann überkam mich ein Geistesblitz:
„Scheiße! Ich habe mein Buch in der Schule vergessen."

Durch Daniel's Überfall vorhin habe ich dieses Buch komplett vergessen."

Lost My TwinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt