Kapitel 67

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Melissa's Sicht
Die Schule war zu Ende und ich betrat unser Haus. Meine Eltern waren schon Zuhause. Es war etwas komisch, da sie eigentlich erst heute Abend kommen sollten. Ich schmiss meinen Rucksack in eine Ecke und ging zu meinen Eltern ins Wohnzimmer. Sie sahen mich an und baten mich, mich zu setzen. Ich tat es. Meine Mum begann zu sprechen:
„Melissa, deine Lehrerin hat angerufen. Sie sagt, dass du einer der Schüler bist, die noch nicht wissen, was nach der 10.Klasse ist."

Es stimmte. In der Schule liefen die Bewerbungen auf Hochtouren und ich hielt mich da raus. Ich hatte zwei Optionen, Internat oder die Firma meiner Eltern. Die Firma meiner Eltern kam nicht in Frage, also wohl das Internat, welches aber auch nicht umbedingt mein größter Wunsch war. Ich müsste Daniel zurücklassen und ihn weniger sehen. Allerdings wusste ich, dass meine Eltern dachten, dass ich das mit dem Internat nicht durchziehen würde und dann in ihre Firma gehe. Ich wollte ihnen zeigen, dass sie falsch lagen. Jetzt oder nie:
„Ja. Ich will auf das Internat gehen und dort Abitur machen."

Die Gesichter, die meine Eltern jetzt zogen, waren mehr als sehenswert. Ich hatte sie voll erwischt und konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. Schnell riss ich mich zusammen und sah sie ernst an. Mum schien, als würde sie gleich ihre Augen verlieren und aus Dads Ohren kamen förmlich Rauchwolken. Ich ergänzte:
„Ihr habt mir die Wahl gegeben und ich habe mich für das Internat entschieden."

Mum fragte mit Nachdruck in der Stimme:
„Bist du dir sicher?"

Ich nickte:
„Ja. Ich habe mir lange Gedanken gemacht und bin dann zu dem Entschluss gekommen."

Dad fing sich langsam wieder:
„Gut, dann suchen wir eins raus und schreiben eine Bewerbung."

Mum gefiel das ganz und gar nicht. Mir sollte es recht sein, was hatte ich zu verlieren? Daniel und ich würden das durchstehen. Es ist schließlich nicht für immer. Ich stand auf:
„Gut, ich bin oben."

Dann ging ich raus. Vielleicht würde ich auf dem Internat gar nicht angenommen werden, wer weiß. Aber man müsste mal davon ausgehen, weswegen ich mir ein paar im Umkreis raussuchte. Ich wollte auf jeden Fall am Wochenende Zuhause sein, also dürfte es nicht so weit weg sein.

Nachdem ich mir zwei Stück rausgesucht hatte, ging ich zu meinen Eltern und zeigte sie ihnen. Sie laßen sich alles gründlich durch und meinten, dass wir am Freitag dahin fahren und uns das angucken. Ich war einverstanden. Schaden konnte es nicht, wenn ich mir mein zukünftiges Zuhause mal ansehen konnte, indem ich drei Jahre wohnen würde. Drei Jahre ohne viel Kontakt zu meinen Eltern, zu Daniel, zu Amelie. Ich stellte es mir schwer vor, beruhigte mich aber aber mit dem Gedanken, dass ich in den Ferien genug Zeit hatte, sie zu treffen.

Ich würde es Daniel und Amelie auch erst sagen, wenn ich zu 100% weiß, dass ich dahin gehen werde.

Am Dienstag kam Larissa zu mir. Aufgeregt erzählte sie mir alles. Dass sie und Patrick die Schule wechseln würden und dass sie auf die gleiche Schule gehen würden, wie Lukas. Klar, sie mag Lukas. Ich nicht, aber ich wollte ihr die Freude nicht nehmen.

Doch dann kamen wir auf das Thema mit dem Internat. Sie fand es nicht so cool, dass ich auf ein Internat gehen würde, aber sie verstand mich und machte mir keine Vorwürfe. Dafür war ich ihr sehr dankbar.

Larissa's Sicht

Heute war Mittwoch und unser erster Schultag auf der neuen Schule stand bevor. Als ich erfuhr, dass Lukas auch auf der Schule sein wird, habe ich mich schon ein bisschen gefreut. Ich wollte zwar nicht behaupten, dass das was er getan hat in irgendeiner Weise in Ordnung war, aber trotzdem fand ich ihn immer ganz nett.

Patrick und ich gingen die Treppen runter. Dad wollte uns zur Schule fahren. Nun begann ein neuer Abschnitt unseres Lebens. Wir konnten mit dem alten abschließen und etwas Neues beginnen. Neue Leute kennenlernen und die Vergangenheit hinter uns lassen, auch wenn sie immer ein Teil der Zukunft sein wird.

Lost My TwinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt