Kapitel 12

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Melissa's Sicht
Es war Samstag und ich hatte mich mit Amelie in der Stadt verabredet. Sie wollte mit mir Shoppen gehen und danach hatten wir beschlossen uns in eine Eisdiele zu setzen und den Tag zu genießen. Die Uhr verriet mir, dass es halb zehn war. Ich schlug meine Decke zurück und ging runter in die Küche. Auf dem Tisch lag ein Zettel:

Guten Morgen, Schatz. Dein Vater und ich sind zum Einkaufen gefahren und müssen danach noch zu einem wichtigen Meeting. Wir kommen heute Abend erst gegen 20:00Uhr zurück. Mach Dir einen schönen Tag!
Haben Dich lieb.
Mama und Papa

Sehr gut, ich war alleine und hatte meine Ruhe. Ich nahm mir eine Schüssel aus dem Schrank, füllte mir Müsli rein und ging wieder hoch in mein Zimmer. Ich setzte mich auf meine Couch, schaltete den Fernseher an und genoss mein Frühstück. Ich liebte es in meinem Zimmer zu essen. Meine Mutter verbot es es mir, dort zu essen, sie wollte immer, dass ich bei ihnen esse und nicht alleine in meinem Zimmer.

Nachdem ich fertig war und mein Geschirr in die Spülmaschine geräumt hatte, zog ich mich an und spielte Gitarre.
Um 13:00Uhr machte ich mich auf den Weg zu Amelie. Sie empfing mich herzlich an der Tür und nahm mich in den Arm. Von ihr aus fuhren wir mit dem Bus in die Stadt. Heute war es ausnahmsweise mal nicht so heiß. Das machte es angenehm durch die Stadt zu schlendern und sich ein bisschen umzugucken.

Wir betraten einen Laden, Amelie wollte sich ein neues T-Shirt kaufen und wurde fündig:
„Oh, guck mal Melissa. Das ist doch voll cool."
Ich stimmte ihr zu:
„Ja, probier es mal an!"
Sie tat, was ich sagte und war begeistert. Dann bezahlte sie und wir verließen den Laden. Draußen bekam ich richtig Lust auf ein Eis:
„Ich will ein Eis."

Amelie lachte:
„Ja. Dann lass uns ein Eis holen. Damit du glücklich bist."
Wir steuerten die Eisdiele an und ich nahm die gleichen Sorten wie immer. Danach gingen wir weiter im Schatten der Geschäfte. Bis ich auf einen Pullover aufmerksam wurde. Er war reduziert und hatte meine Lieblingsfarbe:Grau. Ich wusste es war Sommer, aber ich konnte ihn ja jetzt kaufen und im Winter anziehen.

Ich ging zielstrebig auf ihn zu:
„Guck mal, Amelie. Glaubst du der steht mir?"
Amelie war abgelenkt:
„Oh! Mein! Gott!"
Sie betonte jede Silbe einzeln. Ich war enttäuscht:
„Gefällt er dir nicht?"
Amelie zog mich neben sich:
„Nein, doch nicht der Pullover. Guck doch!"

Dann sah ich was sie meinte. Nicht weit entfernt stand jemand, der genau so aussah wie ich. Sie war mein Spiegelbild. Ich fing an zu zittern, mir rutschte das Eis aus der Hand. Es klatschte auf dem Boden. Von dem Klatsch wurde ein Junge auf mich aufmerksam und auch er stand fassungslos da:
„Das ist ja krass!"

Er stupste mein Ebenbild an und dann sah sie mich. Ich konnte meinen Augen nicht glauben, aber es war real. Mir schossen die Tränen in die Augen und ich konnte es einfach nicht fassen. Dieses Mädchen sah wirklich exakt so aus wie ich. Sofort fielen mir ihre Augen auf, dieser Glanz. So konnte es nur ein Mädchen haben und ich erinnerte mich wieder an das Bild in meinem Kopf, welches das Mädchen zeigte, wie sie von meiner Mutter rausgetragen wurde und ich sie nie wieder sah, bis jetzt.

Die Tränen rannten meine Wangen runter. Ich konnte mich kaum noch auf den Beinen halten, da ich so zitterte. Tausend Gedanken strömten durch meinen Kopf.

War das Zufall? Konnten zwei nicht-verwandte Mädchen sich so ähnlich sein? Nein, das konnte nicht sein.
Ich blendete mein ganzes Umfeld aus, meine Augen waren einzig und allein an mein Ebenbild gefesselt. Wir standen uns gegenüber und ich sah ihr direkt in die Augen. Diese Augen... Ich hatte keine Zweifel mehr, sie war das Mädchen, das meine Mutter damals auf dem Arm hatte. Das Mädchen meiner Erinnerungen...

Lost My TwinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt