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Die Haustür wurde aufgeschlossen und schnell flüchtete ich mich nach Oben. Ich ging zu Jax Schrank und zog mir eine Jeans von ihm an, seine einzige Jogginghose hatte er bei Joshua liegen gelassen. Mir war eiskalt und halbnackt wollte ich sicher nicht rumlaufen. Ich legte mich aufs Bett und dachte über das nach, was Dr. Lecter mir gesagt hatte. Er hatte so viele Straftaten begangen, doch trotzdem habe ich mich bei ihm sicherer als bei Jax gefühlt. Hannibal Lecter ist ein sehr gefährlicher Mensch, man sollte ihn echt nicht als Feind haben! Hatte Clarice angst vor ihm oder hat sie ihn vielleicht sogar geliebt? Egal was zwischen den beiden vorgefallen war, Dr. Lecter hätte Clarice nie etwas schlimmes angetan, dazu wäre er nicht fähig.

Jax kam in sein Zimmer und schleuderte seine dicken Boots durch das Zimmer.
"Na du kleine ungezogene Schlampe? Wie gehts dir nach deinem kleinen Plausch mit Hannibal? Hast du noch alle Finger oder hat er sie dir abgenagt?"
"Er ist ein besserer Mensch als du!"
"Ahja gut, wenn du das so siehst. Aber das kann dir auch nicht helfen zu entkommen." Er zwinkerte mir zu und zog die große dicke Bettdecke weg.
"Wer hat dir erlaubt eine Hose anzuziehen?" Ich zuckte unbeeindruckt mit den Schultern.
"Sei nicht so frech!"
"Ich hab nicht mal was gesagt!" Motzte ich genervt. Jax zog mir die Hose von den Beinen und legte sich neben mich. "Ich hasse dich!"
"Zieh den Pulli aus, dann seh ich über deine Frechheit hinweg."
"Geh weg. Lass mich in Ruhe!" Ich versuchte mich von ihm wegzudrücken. Doch er richtete sich auf und setzte sich auf mich drauf. "Geh runter!" Schrie ich so laut ich konnte. Jax hielt mir den Mund zu und fing an den großen Pulli von meinem Körper zu entfernen. In dem Moment wo der Pullover über meinen Kopf musste, ließ Jax los und ich schrie wieder so laut es ging. Schnell drückte der Braunhaarige wieder seine Hand auf meine Lippen und ließ mich erstummen. "Schreist du noch einmal, dann werde ich dich zwingen mir dabei zuzusehen, wie ich Fabian seiner Eingeweide entledige! Also ich nehme jetzt meine Hand von deinem kleinen zuckersüßen Mund. Schreist du, dann wird Fabi leiden. Hast du das endlich mal verstanden?" Ich nickte hastig. Er darf Fabi nichts antun!

Langsam entfernte Jax seine Hand von meinem Mund und guckte mich eindringlich an. "Guck geht doch. Dass ich immer vorher drohen muss." Er genoss den Sieg über mich. "Gib mir einen Kuss meine kleine süße Josette."

Ich legte meine Lippen vorsichtig auf Jax Lippen. Er drückte meinen Kopf ins Kissen und hörte nicht mehr auf.

Auf einmal klingelte Jax Handy. Er beachtete es natürlich nicht. Aber es hörte nicht mehr auf. Da scheint es einer ernst zu meinen. Genervt ließ Jax von mir ab und ging von mir runter. Er stieg stöhnend aus dem Bett und nahm das Telefonat an.

"Ja?!"
"Ich hab jetzt keine Zeit, komm morgen vorbei oder übermorgen."
"Nein ich hab keine Zeit!"
"Ja, bis gleich du Wichser!"

Augenrollend legte Jax auf. Seine Blicke galten wieder mir. Doch ich lag nicht mehr im Bett sondern stand zitternd neben der Kommode. Wenigstens Socken wird er mir doch erlauben müssen. Es wird mindestens schon November sein und geschneit hat es auch schon. Nur in Unterschwäsche rum zu laufen ist viel zu kalt!

Die dicke Decke die ich um meinen Körper geschlungen hatte, bot mir wärme und Schutz vor Jax ekligen Blicken.

"Tu die Decke weg Schatz."
"Ich bin nicht dein Schatz!" Entgegnete ich. Seufzend ging Jax auf mich zu und drängte mich in die Ecke. "Decke her." Er streckte eine Hand nach ihr aus. "Mir ist aber kalt."
"Ist mir egal. Tu was ich dir sage Miststück." Ich schüttelte mit dem Kopf und guckte ihn wütend an. "Mit was willst du mir jetzt drohen? Du machst es doch eh nicht wahr."
"Wollen wir wetten?"
"Kai würde das nicht zu lassen!"
"Pah, mein Bruder. Zerbrech dir mal lieber nicht den Kopf da rüber.

"Ey Fabis Kumpel ist weg, ihr könnt wieder raus kommen." Rief Kai durch die Tür und verschwand wieder.
Jax ließ von mir ab und rannte schnell zur Tür. "Ey Kai hast du heute Abend noch was vor?"

...

"Ja dann pass mal auf die auf, ich treff mich gleich mit Saúl; der muss was klären wegen der neuen Bude hier."

Jax lief zu mir zurück, packte mich am Arm und zog mich mit sich. "Nein! Ich will nicht zu Kai!" Ich versuchte mich loszureißen, keine Chance, Jax war einfach stärker.

"Was wenn ich kein Bock darauf hab?"

"Halt dein Maul ich weiß du stehst auch auf die. Und das ist dafür dass ich mich heute verpissen musste." Kai nickte genervt und nahm mich an die Hand.
"Wann bist du wieder da?"
"Keine Ahnung ich ruf vorher an."

Jax zog sich seine Boots wieder an und ging mit uns aus dem Raum.

"Ich bin bald wieder da, benimm dich anständig. Haben wir uns verstanden."
"Bitte lass mich mitkommen. Ich will mit dir fahren."
"Nein du wirst mir da eh nur auf den Sack gehen."
"Nein bitte, nimm mich mit." Rief ich verzweifelt und sah wie hinter ihm die Tür ins Schloss fiel.

"Jetzt lass uns etwas Spaß zusammen haben." Flüsterte Kai mir belustigt ins Ohr. Ein paar meiner Tränen tropften auf meine nackten Füße. Er führte mich ins Wohnzimmer und platzierte mich neben sich. "Mein Gott ich werd dich doch jetzt nicht ficken, Jax würde mich umbringen." Er strich mir die Tränen weg und setzte sich auf die Couch. "Bleib einfach neben mir sitzen und gut is."
"Du hast meinen Papa umgebracht." Flüsterte ich. Die Bilder spielten sich wieder und wieder vor meinen Augen ab.
"Hör auf zu heulen du Drama Queen. Wow er hat mit deiner Mutter gefickt und dann bist du daraus entstanden. Deswegen heult man doch nicht. Mein Vater hat meine Mutter umgebracht und ich hab ihn dann umgebracht. Hab ich einmal geweint? Nein, also halt jetzt den Mund." Ich konnte nicht aufhören zu weinen. Ich hörte die Stimme meines Dads immer lauter und lauter. "Hör auf!" Schrie ich und hielt mir die Ohren zu. Mein Vater schrie immer wieder um hilfe. "Lass ihn in Ruhe!" Schrie ich wieder. Tränen der Trauer und des Hasses tropften auf den weichen Teppich.

"Mädel, reagier dich ab!" Maulte Kai und rüttelte an meinem Körper. "Hör auf zu schreien." Er verpasste mir eine mitten ins Gesicht. Ich konnte nicht aufhören zu heulen, überall sah ich meinen Vater. Ich konnte daran nichts ändern.

"FABI!" Schrie Kai.
Fabian kam genervt angelaufen und erblickte uns beide. "Was ist, warum heult sie?"
"Nimm du die, ich hab kein Bock mehr. Ich soll auf die aufpassen für Jax." Kai schubste mich von der Couch und ich landete auf dem Boden. Gefangen in meinem Heulkrampf kümmerte ich mich um gar nichts mehr. Ich konnte nichts mehr machen. Dass ich von alleine atmen kann erstaunte mich fast schon.

Ich wurde hochgehoben und wieder auf die Couch gesetzt. Aber diesmal weiter weg von Kai.
"Guck mal, Kai sitzt da ganz weit hinten. Du und ich sitzen hier. Er kann dir nichts tun. Ich beschütze dich, alles klar?" Ich nickte und guckte nur zu Kai. Der guckte nur grinsend auf sein Handy. "Er wird dir nichts tun." Flüsterte Fabian immer wieder und hielt mich fest in seinen Armen. Ich legte meinen Kopf auf Fabis Brust. Kai ließ ich nicht aus den Augen.
Er machte sich einen Spaß daraus und grinste mich immer wieder an. Ich musste meine Augen schließen, es ging nicht anders.

Jax Parker - Sociopath Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt