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Die Nacht war vorüber und ich konnte wie erwartet nicht schlafen.

Ich habe nicht ein bisschen die Augen zu gemacht. Ich konnte es einfach nicht. Harry hätte sonst was mit mir anstellen können.

"Guten Morgen little Girl." Harry kam ins Zimmer und hatte ein Glas Wasser in der Hand.
"Wenn du mir das wieder ins Gesicht schüttest dann wird das schwere Folgen haben hast du verstanden?"
Ich nickte und nahm das Glas Wasser an. Ich trank alles sofort aus. Man muss nehmen was man kriegen kann.

Der große Mann hockte sich hin und war mir wieder viel zu nah. Er streckte die Hand aus und streichelte über meine Wange.
"Mit dir werde ich so viel Geld verdienen." säuselte Harry leise. Es machte mir Angst.

Er stand wieder auf und guckte auf mich herab.

"Gleich werden ein paar Männer kommen und dich begutachten."
"Nein bitte nicht. Ich möchte nicht verkauft werden." wisperte ich und drückte mich verzweifelt an die Wand. "Weißt du eigentlich wie egal mir das ist?"

Harry verließ den Raum kam aber sofort wieder mit einem T-Shirt und einer Bürste.

"Hier mach dich etwas schön. Die Typen sind teilweise echt anspruchsvoll." Ich schmiss die Bürste und das T-Shirt vor Harrys Füße.
"Ich mach mich doch nicht schick für Menschen die mich kaufen wollen. Was ist denn nur falsch mit dir?" Schrie ich empört. Harry sagte gar nichts. Er zog einfach nur ein Taschenmesser aus seiner Hosentasche und kniete sich ganz nah vor mich.

Er hielt mit einer Hand meine Handgelenke fest und in der anderen hielt er das Messer. Der Braunhaarige beginn zu schneiden. Er zerschnitt den Pulli von Fabi. "Nein hör auf!" Ich wollte mich wehren doch Harry ließ nicht locker. Nun saß ich nur noch in Top und Unterwäsche da. "Möchtest du die anderen Sachen anbehalten?"
Ich nickte. "Dann kämm dir verdammt noch mal die Haare!" Schrie er. Ich zuckte zusammen. Schnell nahm ich mir die Bürste und fing an hastig meine Haare zu kämmen.

"Gutes Mädchen." Harry nickte und stand wieder auf. Ich verabscheue ihn so sehr. Fast noch mehr als Jax. Aber nur fast.

Auf einmal klingelte es. Ich guckte hoch zu Harry. "Das müssen die ersten Kunden sein." Ich schnappte nach Luft. Das darf einfach nicht wahr sein. Harry verließ mein Zimmer und schloss hinter sich die Tür.
Ich legte mich hin und nahm mir Kovu. So hatte ich den kleinen Plüschlöwen getauft. Ich hatte schon immer eine Schwäche für König der Löwen. Besonders für den zweiten Teil. Ich deckte mich zu und guckte einfach nur zur Tür. Ich stellte mir vor wie die Polizei hier rein stürmt und schreit "Zielperson gefunden!". Einfach nur jemand der mich aus dieser Hölle hier befreit.

"Guten Tag meine Herren setzten sie sich erstmal ins Wohnzimmer. Wir warten noch auf die anderen." Ich konnte durch die Tür hören wie Harry ein paar Männer ins Haus ließ.

Ein paar Minuten vergingen. Die Zimmertür wurde aufgerissen. Mindestens 10 Männer oder mehr kamen in den kleinen Raum. Harry war der letzte und schloss die Tür hinter sich. Ich richtete mich auf und lehnte mich an die Wand. Ich deckte mich wieder zu und guckte hoch zu Harry.

"Sie ist 16 Jahre alt und sehr widerspenstig. Sie hat ein sehr loses Mundwerk. Bildhübsch aber das sehen sie ja alle. Ihr Körper ist super in Takt. Hier und da blaue Flecke und Narben. Aber nicht jeder ist perfekt. Sie hatte vor Jax Parker noch keinen Sexualpartner. Sie haben nicht so oft Geschlechtsverkehr was auch eigentlich nicht so wirklich verstehe. Und da wir gerade bei Herrn Parker sind, den kennen sie ja alle. Sie ist sein einzig kostbarer Besitz. Er lässt es sich zwar nicht anmerken, aber für sie würde er alles tun."
Ich schüttelte einfach nur mit dem Kopf. Jax behandelt mich wie Dreck. Er freut sich sicherlich, dass ich endlich weg bin.
"Also wenn sie Jax so richtig hassen, dann lassen sie ihre Wut an diesem Mädchen aus." Viele der Männer nickten und betrachteten mich eindringlich.

"Wenn sie wollen können sie sie jetzt begutachten." Harry zog mir die Decke weg und grinste dabei.
"Die Gebote beginnen bei 10.000 Dollar."
Keine Verwunderung bei keinem. Ich war die einzige die sich bei dieser Zahl erschreckte.

Ein Mann ging auf mich zu und dann in die Hocke. Er müsste um die 30 sein. Er zerquetschte mein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger als er meinen Kopf nach Links und rechts drehte. Der Mann nickte, seine Augen wanderten nach unten. Ich versuchte seine Hand wegzuschlagen doch vergebens. Der 30-Jährige ging und ein weiterer Mann ging auf mich zu. Er war mindestens schon 50 und hatte eine ähnliche Figur wie Saúl. Widerlich wie er mich mit seinen Augen verschlang.

Er wollte meine Wange berühren, doch ich schlug seine Hand weg.
"Ihr muss man echt Manieren beibringen Styles." Alle Männer lachten.

Das ging immer so weiter. Und irgendwann begannen die Typen an zu bieten.

Das Gebot war mittlerweile bei 51.000 Dollar. Ich kauerte weiter an der Wand und sagte gar nichts.

"Verkauft für 67 Tausend Dollar!" Harry schlug in beide Hände und lächelte wie ein kleines Kind.

67.000$

So viel war ich deren Meinung nach wehrt. Es war ein reudiges Gefühl.

Ein paar Tränen liefen über meine Wange. Wieso? Wieso ich?
Was hab ich der Welt getan dass man so mit mir umgeht?
"Komm schon kleines. Freue dich dass du Jax los bist. Bei Herrn Kostovič wirst du es bestimmt besser haben." Harry streichelte mir über den Kopf doch ich zog meine Kopf zur Seite.
"Fass mich nicht an!" Zischte ich. Seine Hand mit den kalten Ringen berührten meine Schulter. Es war so ein unbeschreibliches Gefühl was ich gerade verspürte. Ich wusste nicht mehr was ich machen sollte.

Alle Herren waren gegangen. Bis auf den Mann der mich gekauft hatte.

Er war aufjedenfall älter als Harry aber noch keine 30. Ich kann sein Alter schlecht einschätzen. Vielleicht lag es an der Müdigkeit die mich den ganzen Tage schon quälte.
"Wir werden viel Spaß zusammen haben, versprochen." Er nahm mein Märchenbuch und Kovu. Herr Kostovič bedankte sich bei Harry. Dieser ging zu mir und löste die Handschellen von meinem Fußgelenk. Ich dachte an abhauen. Aber von meiner Position hatte ich keine Chance. Ich musste es geschickter anstellen.

"Werden sie die brauchen?" Harry deutete auf die Handschellen und dann auf mich.

"Nein nein, ich schaffe sie auch ohne Handschellen." Herr Kostovič nahm mich an die Hand und zog mich mit sich. "Bis dann Mr. Styles. Wenn ich Nachschub brauche rufe ich sie an." Harry nickte und dann verließen wir die Wohnung.

Wir gingen die vielen Treppenstufen von gestern wieder nach unten. Bis zur großen Eingangstür. Herr Kostovič öffnete sie. Ich sah einen großen grauen Caddy auf dem Parkplatz parken. Doch das war mir egal, mein Plan war ein ganz anderer.

Mit all meiner Kraft riss ich mich los. Ich rannte einfach los. Einfach ins Nichts. Auf die Hoffnung irgendeine Menschensseele anzutreffen.

Ich merkte wie Herr Kostovič mir hinter rannte. Doch ich war schneller. Ich rannte einfach weiter.

Plötzlich stolperte ich über einen Stein oder einen Ast am Boden. Irgendwas bremste mich aus. Ich lag am Boden. Mein Vorsprung verkleinerte sich. Ich stand wieder auf und rannte weiter. Natürlich hing mein Leben davon ab. Ich durfte nicht stehen bleiben.

Meine Schulter wurde gepackt und ich wurde mit voller Wucht zu Boden gerissen. Mr. Kostovič setzte sich auf mich und keuchte laut.

Ich schrie einfach nur. Schon wieder hab ich versagt. Nun denn, jetzt hab ich auch keine Rettung verdient. Wenn ich schon wieder zu blöd bin zum weglaufen. Soll der Mann mit mir machen was er will, ich habs verdient. Wenn ich jemals frei kommen will muss ich meine Chancen auch nutzen.

"Jetzt weiß ich warum Jax dich mag." keuchte der Mann auf mir. Er stand auf und half mir ebenfalls aufzustehen. "Klappt der Gang zum Auto jetzt ohne Zwischenfälle? Dann hab ich auch eine Überraschung für dich." Ich nickte. Mir war seine Überraschung egal. Vielleicht ist es ja eine Pistole womit er mich erschießt und von meinem Elend erlöst. Wer weiß.

Wir gingen zurück zum Auto. Der Mann befahl mir die Augen zu schließen und mich auf die Rückbank zu setzten. Herr Kostovič schloss die Autotür und setzte sich selber auf den Fahrersitz. Der Motor wurde gestartet und wir fuhren los. Ich hatte meine Augen immer noch geschlossen.

"Du darfst sie öffnen Josie."

Ich öffnete sie und traute meinen Augen nicht.

"Hallo Püppchen. Hast du mich vermisst?"

Jax Parker - Sociopath Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt