Heute war mein letzter Tag bei Marcel und Klaus. So hießen die beiden Brüder. Das hatte ich während meiner Zeit hier erfahren.
Es war schrecklich. Ständig haben mich fremde Männer angefasst. Ständig wurde ich misshandelt und geschlagen. Doch keiner hatte Sex mit mir. Ich will nicht sagen dass ich Jax dafür dankbar bin, aber wenigstens das hat er durchgesetzt.
"Komm schon Mädchen, jetzt geht's nach Hause." Meinte Klaus und packte mich am Arm. "Jax ist nicht mein Zuhause."
"Ist mir relativ egal." Meinte der Mann und zog mich weiter mit sich. Wir durchschritten ein paar Türen bis wir beide draußen auf dem Parkplatz standen. Er hatte meine Tasche in der Hand und wartete wahrscheinlich darauf, dass Jax gleich ankommen würde.Und da kam er auch schon. Er fuhr mit seinem scheiß Wagen auf den Parkplatz. Der Mann setzte mich in Bewegung und schubste mich zu Jax Auto.
Jax stieg aus und begrüßte Marcel. Wie selbstgefällig er wieder ankommt und meint alles würde super sein. Da täuscht er sich aber gewaltig."Na Baby freust du dich schon auf Zuhause?" Ich schätze die Frage war an mich gerichtet. Doch ich antwortete nicht. Er kann mich mal.
Die beiden verabschiedeten sich und ich wurde auf den Beifahrersitz verfrachtet. Jax legte meine Tasche auf den Rücksitz und setzte sich ebenfalls. Der Motor wurde gestartet und wir fuhren los."Ich hab dich vermisst Püppchen." Jax legte seine Hand auf mein Knie. Ich guckte einfach nur aus dem Fenster in die tiefe weite Nacht hinein. Mein Entführer konzentrierte sich wieder aufs fahren und bis zu seinem Haus sagte keiner mehr ein Wort.
Als wir ankamen, nahm Jax meine Tasche und hielt mir die Autotür auf. Ich verschwendete kurz einen Gedanken an eine Flucht. Doch das wäre zu einfach. Ich fliehe immer so oft ich kann. Jax soll merken wie sehr ich leide. Damit ich ihn leiden lassen kann. Ich werde einfach nichts mehr tun. Kein Widerstand, keine Widerworte und kein Drama mehr. Ich habs satt, dass er sich ständig davon aufgeilt und sich über mich lustig macht. Er soll sich eine andere suchen.
Als wir im Haus waren, nahm ich mein Buch über griechische Mythologie und verschwand nach unten in mein Zimmer.
"Josie Warte!" Ich blieb stehen und drehte mich um.
"Ich will dass du heute bei mir schläfst." Ich nickte einfach und ging in mein Zimmer. Zuerst guckte ich in meinen Schrank, ich musste mich echt umziehen. Ich zog mir den großen, warmen Pulli von Fabi an. Er gibt mir nach wie vor halt. Ein lange, flauschige Pyjamahose kombinierte ich dazu."Jax lässt fragen, ob du was essen möchtest?" Phillip stand in der Tür und guckte mich etwas mitleidig an.
"Was gibt es denn? Kann ich dir irgendwie dabei helfen?"
"Nudeln mit Tomatensoße und danke aber das brauchst du nicht." Freundlich schüttelte er den Kopf und wartete auf meine Antwort. "Und ob ich das brauch. Ich muss mich ablenken und ich helfe dir echt gerne Phillip." Langsam ging ich mit ihm mit. "Danke, das ist sehr nett."Phillip war ein sehr angenehmer Mensch. Sehr ruhig und introvertiert. Aber ich glaube das liegt eher an seiner Vergangenheit. Denn Phillip ist glaub ich nicht erst seit ein paar Wochen ein Sklave. Er hat bestimmt so viel Leid in seinem Leben erfahren. Es macht mich wirklich traurig ihn zu sehen, wie er das Essen macht oder für Jax spült und sauber macht. Er hat sich mit seinem Schicksal abgefunden und sein Wille ist definitiv gebrochen.
"Phillip, was ist dir wiederfahren, dass du dich mit allem abfindest. Du brauchst doch nicht den Dreck von solch bösen Leuten weg machen. Du hast definitiv besseres verdient."
Der junge Mann vor mir, der gerade Wasser in einen Topf füllt guckt mich kurz an und überlegt.
"Ich möchte keine Umstände machen. Meine Lebensgeschichte ist eher etwas anders als die von anderen."
"Ich höre dir gerne zu wenn du es erzählen möchtest."Phillip nickte und holte die Nudeln aus dem Küchenschrank.
"Meine Mutter hatte damals viele Liebschaften. Fast jede Woche kam ein neuer Mann. Irgendwann fing sie an dafür Geld zu nehmen weil sie keinen richtigen Job hatte. Ich musste mich immer in der Küche verstecken. Denn Kinder würden nur abschrecken hat sie immer gesagt. Dann irgendwann kam ein Mann der anders war. Ich lauschte an der Tür und hörte sie heftig streiten. Dann hörte ich ein lautes knallen. Eine Pistole. Der Mann kam rein und nahm mich mit. Und so fing alles an. Ich lebte erst für ein paar Monate bei dem Mann. Dann wurde ich immer weiter gereicht mal ein Jahr hier und 2 Jahre dort. Das ging immer so weiter bis ich hier gelandet bin. Und bis jetzt geht es mir hier noch am besten. Ich hab angenehme Gesellschaft und habe meine Grundbedürfnisse versorgt. Ich kann nicht klagen." Phillip beendete den Satz und wir beide sagten nichts mehr.

DU LIEST GERADE
Jax Parker - Sociopath
Misteri / Thriller"Was willst du jetzt tun mein Engel?" "Sterben." "Und was ist, wenn ich das nicht zulasse?" "Weinen." "Dann weine doch?" "Ich hab schon so viel geweint, ich kann nicht mehr."