FOUR

2.7K 137 132
                                    

Fasziniert beobachtete ich den Mann, der mit allem möglichen zu einer Musik, die ich bis jetzt noch nie gehört hatte, jonglierte.

"Du starrst den jetzt seit fünf Minuten an. Wollen wir nicht mal weiter zum Strand gehen?", fragte Jason genervt, ich ignorierte ihn. Der Mann nahm gerade einen siebten Ball dazu und es sah immer noch so aus, als wäre es das Leichteste der Welt. Ich sah herausfordernd zu Jason, nahm ihm die Zigarette aus den leicht zusammengepressten Lippen und warf sie aus dem Boden. Ich zertrat sie und Jason hab die Augenbrauen.

"Komm schon, ich will zum Strand. Glaub mir, da sind mehr Leute, die mit Bällen spielen, als du denkst." Meine Augenbrauen fuhren zusammen. Ich vermutete, dass das schon wieder die Bedeutung hatte, die mein kindisches Gehirn verstand. Schließlich war Jason ein Perversling.

Ich wollte Jason antworten, doch dann fiel mein Blick auf Cole. Er sah an eine bestimmte Stelle und lächelte verlegen. Als ich dorthin sah, wo er hinschaute, wünschte ich, ich hätte es nicht getan.

Eine schwarzhaarige Italienerin lächelte Cole genauso offensichtlich an wie er sie anlächelte. Sofort verhärtete sich mein Blick und ich wandte den Blick von der Schönheit ab. Dann schnappte ich mir Jason's und Cole's Hände und ging los.

"Wir wollten ja zum Strand, nicht?"

Als ich wieder etwas langsamer wurde, jedoch auch gezwungen, da Cole sich aufregte - okay nein, er regte sich nicht auf, das tat er nicht. Er bat darum, dass wir langsamer gingen.

Ich sah zu Cole, der mit einem Lächeln den Boden anstarrte und gar nicht wirklich darauf achtete, wo ich hinging. Ich schnaubte und wandte meinen Blick ab, er fiel auf Jason.

Dieses Mal hatte er kein Grinsen, wie sonst immer, auf den Lippen. Er sah mit einem ernsten und nachdenklichen Blick zwischen Cole und mir her. Ich befeuchtete nervös meine Lippen und ging wieder etwas schneller, als wüsste ich genau, wo der Strand war.

Es war inzwischen schon Abend, wir waren den ganzen Tag durch Bibione spaziert. Ich hatte viel mehr gegessen, als für meine Figur gut war. Aber das hatten Jason und Cole auch, also hatte ich nicht so ein schlechtes Gewissen.

Ich holte mein Handy aus der hinteren Hosentasche und entsperrte es schnell, dann machte ich Google Maps auf. Schnell sah ich, dass wir, um zu dem Strand zu kommen, weiter nach rechts gehen mussten. Der konnte auch nicht mehr weit entfernt sein.

Ich bog nach rechts ab und schaltete mein Handy wieder aus, steckte es zurück in meine Hosentasche. Als ich hoch sah, sah ich sofort in das Gesicht eines Mannes. Fast ruckartig blieb ich stehen.

Er stand nicht vor mir, er war sogar weit entfernt. Viele Menschen liefen an ihm vorbei und immer wieder verschwand er aus meinem Blick, doch es gab keinen Zweifel, dass er direkt mich ansah.

Er war muskulös gebaut, muskulöser als Jason oder Cole. Er stand in kompletten Grau auf der Straße, ein graues T-Shirt und eine lange, graue Hose. Ich erkannte nicht, welche Augenfarbe er hatte, dazu war er zu weit entfernt, doch sie war dunkel.

Mir wurde heiß und gleichzeitig eiskalt. Sein Blick war steinhart und ich hatte das Gefühl mich nicht bewegen zu können. Ich würde denken, er war eine regungslose Statue, wenn sein Blick nicht so viele Gefühle in mir auslösen würde. Das war ein lebender Mann, der sich nichts daraus machte, dass ich ihn erwischt hatte, wie er mich anstarrte.

"Zoe? Weißt du nicht, wohin es geht?", fragte Cole. Als würde ich wieder in die Realität zurückgeschleudert werden, flog mein Blick zu ihm. Er runzelte die Stirn, als er meinen panischen Blick sah. "Alles okay?"

"Der...Der Mann", stotterte ich und sah wieder zu dem Mann. Doch er war weg, verschwunden in der Menschenmenge. Panisch sah ich mich um, lief vom rechts nach links, vielleicht sah ich ihn aus verschiedenen Blickwinkeln. Aber er war weg.

Zoe - AbductionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt