TWENTY-TWO

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1. Mai, Dienstag

"Setz' die Kapuze wieder auf", knurrte Ashton und genervt tat ich, was er sagte. Seit gestern war er verdammt paranoid und hatte mich nicht mal mehr zum Essen gehen lassen.

"Wir checken morgen aus, oder?", fragte ich und sah nach unten, während mich Ashton mit der Hand auf meinem Rücken durch die Stadt steuerte.

"Ich würde sagen, heute Abend", meinte er und als ich kurz zu ihm sah, blickte er sich die ganze Zeit um. Ich seufzte.

"Wir müssen ni-"

"Ich habe es dir versprochen. Und ich halte meine Versprechen", unterbrach mich Ashton und ich sah wieder nach unten. Er führte mich im Moment gezielt durch die Stadt Paris, er schien genau zu wissen, wo er hinwollte, um mir den Eiffelturm zu zeigen. Jedoch gingen wir nicht mal Richtung Eiffelturm.

Es war schon Dämmerung und wir schwiegen die meiste Zeit. Ich hatte mich dazu entschieden, dass ich nicht wirklich viel machen konnte, falls Ashton mich wo hin brachte wo er mich umbringen würde. Weshalb ich einfach die Klappe hielt und mit ihm mitging.

Vielleicht war es dumm, dass ich Ashton immer noch nicht vertraute. Aber ich fand einfach keine logische Erklärung dafür, dass er mich beschützte, weshalb ich vom Schlimmsten ausgehen musste.

Dass er ein Schmetterling war.

Als Ashton die Tür eines etwas eingefallenen Gebäudes öffnete, blieb ich jedoch trotzdem stehen und sah ihn skeptisch an.

"Was machen wir hier?"

Ashton verdrehte die Augen und zeigte mir mit einer Handbewegung, dass ich vor ihm reingehen sollte.

"Lass dich überraschen. Ich verspreche dir, dass ich nichts tun werde, das du nicht willst." Meine Lippen teilten sich etwas und ich kam nicht drum herum, mich an Sam zu erinnern, wie er das gesagt hatte.

"Okay", murmelte ich einfach, erinnerte mich an den netten Kerl, dem ich mein erstes Mal geschenkt hatte. Er hatte das Gleiche wie Ashton gesagt und hatte sich daran gehalten. Wir waren etwas tollpatschig, doch ich meine, es war das erste Mal, dass wir etwas in der Art gemacht hatten. Das war meistens nicht so...gut.

Immer noch in Gedanken versunken wie viel wir dabei gelacht hatten einfach weil wir uns nicht auskannten ging ich in das Haus und ließ mich von Ashton führen. Sam war ein netter Kerl gewesen, doch nach viermonatiger Beziehung kamen wir darauf, dass wir eigentlich nur sehr gute Freunde waren. Wir hatten das Vertrauen zueinander mit Liebe verwechselt.

Trotzdem würde ich nichts rückgängig machen. Es war gut, dass ich mit Sam mein erstes Mal hatte. Wir waren nicht mehr wirklich befreundet, wir hatten uns nach dem Ende der Highschool auseinander gelebt, hin und wieder trafen wir uns jedoch zufällig und redeten wir alte Freunde.

"Mach die Augen zu", meinte Ashton und mein Blick fiel auf ihn. Ich musste schmunzeln da ich mit meinen Gedanken immer noch bei tollpatschigem Sex war.

Kurz sah ich mich um. Wir waren anscheinend in einem alten Geschäft, das dicht gemacht wurde. Überall waren Fenster verdeckt und im Moment stand ich vor einem riesigen Vorhang.

"Wie du wünscht", murmelte ich immer noch mit einem Schmunzeln auf den Lippen und machte meine Augen zu. Ashton hatte sich bei meinen Worten angespannt, doch nun nahm er seine Hände von meinem Rücken.

"Was machst du?", fragte ich leise, während ich hörte, dass er wegging. "Stell nicht so viele Fragen", bekam ich als Antwort.

Rascheln ertönte und ich hoffte wirklich, Ashton würde mich nicht umbringen. Meine Gedanken schweiften wieder zu Sam ab, hauptsächlich, weil ich mir keine Gedanken darüber machen wollte, was Ashton hier alles mit mir anstellen könnte.

Zoe - AbductionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt