FIFTY-FIVE

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5. Dezember, Mittwoch

"Ich würde gerne spontan für ein paar Tage einchecken, äh...Felix", kam es von mir und ich lächelte den etwas älteren, braunhaarigen Mann mit deutlichen Sommersprossen an der Rezeption an. Er lächelte mich ebenfalls an.

"Wir hätten noch ein Doppelzimmer im zweiten Stock frei, sonst sind wir leider ausgebucht, außer Sie wollen eine Suite in einem der oberen Stöcke nehmen."

"Das Doppelzimmer passt gut", lächelte ich und Felix, wie ich von dem Kärtchen an seinem Shirt wusste, tippte etwas in den Computer ein.

"Für wie lange?"

"Ähm...drei Tage. Bitte auf dem Namen Amber Wright." Ich wollte eigentlich White sagen. Ich sollte echt daran arbeiten, zu sagen, was ich wollte.

Felix warf mir kurz einen unsicheren Blick zu, dann tippte er jedoch weiter ein. Zwischendurch gab er mir einen Zettel zum Ausfüllen, ich nahm mir einen Kugelschreiber und begann.

"Sind Sie zufällig mit einem Jace Wright verwandt?", kam es von Felix und ich gab mir erst einmal Mühe, die eingeübte Unterschrift von 'Amber' zu schreiben anstatt meine echte. Dann sah ich hoch und gab ihm den Zettel.

"Er ist mein Vater", lächelte ich, Felix' Augen weiteten sich leicht und er musterte mich. Belustigt schnaufte ich. "Ich bin adoptiert, Sie werden nicht viele Ähnlichkeiten finden. Kannten sie ihn?"

"Ja, aus der High School. Ist schon lange her...wie ist der Name Ihrer Mutter?"

"Shyla. Es tut mir Leid, aber ich habe im Moment wirklich nicht viel Zeit für Smalltalk, es ist etwas Geschäftliches. Wir können das Gespräch gerne irgendwann weiterführen", kam es von mir, während sich auf Felix' Lippen langsam ein Grinsen bildete. Schließlich schüttelte er den Kopf.

"Klar, es tut mir Leid. Ich habe nur schon lange nicht mehr mit Jace oder Shyla gesprochen..." Er plapperte noch irgendetwas über meine Eltern weiter, bis ich endlich einen Teil im Voraus bezahlen konnte. Dann ging ich mit meiner Tasche und dem Schlüssel zum Lift, fuhr mit diesem in den zweiten Stock und ging dann zu meinem Zimmer, sperrte auf und trat ein.

Ich zog mir die Jacke aus, die ich mir neben einer einfachen Leggins, zwei T-Shirts, Unterwäsche, Socken und zwei weiteren Kleidern gekauft hatte. Ein Seufzen von mir, als ich den Einkaufssack anfing, in den Schrank zu räumen. Schon komisch, wenn man statt einem Koffer mit einem Einkaufssack in ein Hotel ging.

Als das erledigt war, nahm ich mir die Akten aus der Tasche und begann, sie auf meinem Bett zu lesen.

Das würde etwas dauern.

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6. Dezember, Donnerstag

Ich setzte mich schnell an den Computer der Lobby, sah um mich herum und war froh, dass nicht viele Leute hier waren. Auf die Unterlippe beißend öffnete ich die eine Akte über das Versteck, in dem sie Ashton hielten. Ich tippte den Namen der Gegend in Google ein.

Meine Augen huschten umher, ich merkte mir so viel wie möglich, das ich las. Danach suchte ich noch nach weiteren Begriffen und erschrak, schloss die Seiten, also plötzlich Felix neben mir stand.

"Tut mir leid, dass ich Sie störe, aber ich wollte nu-"

"Gerade habe ich etwas andere Sachen zu tun, als über meine Eltern zu reden, okay?", fauchte ich, Felix schien jedoch gar nicht überrascht von meinem Tonfall.

"Was ist denn so viel wichtiger?"

Ich klappte schnell die Akten zusammen, als Felix einen Blick darauf werfen wollte und stand auf. "Das geht Sie gar nichts an."

Zoe - AbductionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt