SIXTY-THREE

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5. Januar, Samstag

Sprachlos starrte ich auf die Frau, die mir gerade im Moment genervt die Tür aufgemacht hatte. Sie war im Bademantel, welchen sie fest zusammen hielt und hatte einen Turban aus einem Handtuch auf ihrem Kopf sitzen. Ihre hellbraunen Augen musterten mich skeptisch und dass ich nichts sagte, machte die Situation nicht angenehmer

"Tut mir leid aber...kenne ich Sie irgendwoher?", fragte Deanna mit einem Ton, der zeigte, dass ich schnell wieder abhauen sollte. Und dass es ihr rein gar nicht leid tat.

"Ach, nein-" Ich lächelte unsicher und kratzte mich am Hals. "-ich bin nur hier wegen...ähm..." Wegen was war ich eigentlich hier? Ich brauchte ne Spontanidee. "-wegen Adam."

Wow, gut gemacht Zoe.

"Bist du seine heimliche Freundin?" Ich blinzelte irritiert auf ihren skeptischen Blick hin, der mich musterte. Schnell schüttelte ich den Kopf.

"Was? Nein!"

"Was dann?", erwiderte sie harsch und ich schluckte. Was dann?

"Wir äh...machen so etwas wie ein Projekt zusammen. Sie wissen schon, wo man irgendwie zusammengewürfelt wird und schließlich bei so jemandem wie...Ihnen landet." Sie musterte mich eine Zeit lang, schien abzuschätzen, ob sie mir glauben sollte oder nicht. Am Ende schien sie zu entschließen, dass sie das Gespräch einfach enden lassen wollte. Worüber ich mehr als nur froh war.

"Adam ist oben in seinem Zimmer." Ich traute mich nicht, erleichtert aufzuatmen und nickte stattdessen nur mit einem leichten Lächeln. Sie ging zur Seite und ließ mich durch, woraufhin ich in das Haus ging.

"Danke, Miss."

"Jaja", murrte sie und rauschte an mir vorbei, nachdem sie die Haustür zugeworfen hatte. Ich wollte noch fragen, wo genau Adam's Zimmer denn war, jedoch war sie da schon weg.

Okay.

Ich seufzte und machte mir gar nicht erst die Mühe, das Haus zu besichtigen. Stattdessen lief ich schnell die Treppen hoch, schließlich hatte meine Mutter mir gesagt, dass Adam oben in seinem Zimmer sei.

Mit wenigen Griffen holte ich ein Messer aus meiner Jacke und versteckte es hinter meinem Rücken, während ich bei einer Tür nach der anderen anklopfte. Der obere Stockwerk bestand sowieso nur aus drei Türen und laut meinen Recherchen hatten Deanna und Matthew keine weiteren Kinder, weshalb ich mir keine Sorgen machte, dass ich bei jemand Falschen landete.

Als ich ein Geräusch aus der einzigen Tür, die ich noch nicht aufgestoßen hatte, hörte, ging ich dorthin und klopfte an. Ich hörte ein genervtes 'Warte kurz' und schluckte. Tief atmete ich noch durch.

Als Adam die Tür aufstieß presste ich, bevor er nach seinem irritierten Blick mich fragen konnte, meine Hand auf seinen Mund und drängte ihn nach hinten. Seine Augen weiteten sich geschockt, als ich ihm ein Messer an die Kehle hielt und die Tür hinter uns zuwarf.

"Kein Laut oder du bist tot", zischte ich den dünnen, etwas blassen Jungen an, dessen blonde Haare vollkommen durcheinander waren. Er schien gerade erst aufgestanden zu sein, obwohl es schon halb eins nachmittags war.

Ich spürte seinen Adamsapfel hüpfen, als er schluckte. Mit einem steinharten Blick drängte ich ihn nach hinten, sodass er dann auf seinem Bett saß und nahm schließlich meine Hand von seinem Mund. "Kein. Laut."

Adam nickte eingeschüchtert. Kurz sah ich ihn noch an, dann nahm ich auch das Messer von seiner Kehle und ging zurück, setzte mich auf den Schreibtischsessel.

"Du redest ganz normal mit mir, als würden wir nur Freunde sein, die sich unterhalten, verstanden?", sagte ich leise. Adam nickte wieder hektisch und ich schmunzelte leicht. "Gut. Also, du bist Adam, nicht wahr?"

Zoe - AbductionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt