SIXTY-FOUR

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"Zoe-", fing Ash an, ich schüttelte den Kopf und sah wieder nach unten. Wir saßen auf einer Bank, in einem Park, unter vielen Menschen, da wir dort auf jeden Fall am sichersten waren. Unser Flug würde erst am nächsten Tag gehen, wir würden einfach am Flughafen übernachten. Ich hatte das schon einmal gemacht, es war zwar etwas unbequem aber funktionierte.

Aber da erst Mittag war, würden wir dort definitiv zu lange für meinen Geschmack verbringen. Ich atmete tief ein und aus, drängte die Tränen wieder weg, die aufkommen wollten.

Nachdem Morgan mir einen lächerlichen Grund geliefert hatte, war ich etwas zu geschockt, um ihr zu sagen, dass ich es ihr nicht glaubte. Es musste ja einen Grund gehabt haben, dass sie einfach zu weinen anfing. Doch es tat trotzdem weh, und dass Asher und ich danach direkt von ihr rausgeworfen wurden, trug nicht dazu bei, dass ich mich besser fühlte.

"Zoe, du weißt, dass das definitiv gelogen war, oder? Alles hat darauf hingedeutet dass das eine Lüge war." Ich nickte. "Ich weiß."

Das war das erste Mal dass ich die Frau, die mich auf die Welt gebracht hatte, gesehen hatte. Und dann bekam ich nur zu hören, dass ich nichts wert war.

Wirklich angenehm.

Ash seufzte und rückte näher, legte seine Hand auf mein Knie und drückte mir einen Kuss an die Schläfe. "Wie war Adam so?"

"Eigentlich ganz nett. Ich könnte ihn mir gut als kleinen Bruder vorstellen, hätte ich ihn nicht bei der ersten Begegnung mit einem Messer bedroht." Ich stieß die Luft durch die Nase aus. Ash strich mir immer wieder über meinen Rücken.

Eine Zeit lang blieb es still und wir beobachteten einfach die Kinder und Erwachsene auf dem Spielplatz. Zu unserem Nachteil wurden es immer weniger, sie alle würden jetzt wahrscheinlich Mittagessen gehen. Asher und ich sollten uns eigentlich auch etwas zu essen holen.

"Mit einem hattest du Recht", meinte ich und schmunzelte leicht, sah ihn an. Er legte seinen Kopf etwas schief. "Was meinst du?"

"Die Beerdigung...hat mir irgendwie gut getan." Ein trauriges Lächeln legte sich auf seine Lippen. Ich brauchte keine Antwort auf das, sah einfach wieder nach vorne.

Ich konnte mich nicht wirklich an viel von der Beerdigung erinnern, außer an die vielen Herzenswünsche und 'Tut mir leid's. Es war alles eher so verschwommen als wäre ich in einer Trance gewesen, das einzige, was ich noch gut wusste, waren meine Gefühle. Zuerst diese Leere und schließlich, als ich alleine vor dem Sarg meines Vaters stand, der Zusammenbruch. Im Gegensatz zu diesem Schmerz kam mir mein Weinen, nach dem Ende der Beziehung mit meiner ersten 'Liebe', etwas lächerlich vor.

Ein Seufzen von mir, als wieder ein paar einzelne Tränen über meine Wangen kullerten. Ich hielt sie nicht auf, solange ich keinen Heulkrampf bekam, war alles gut. Asher stand auf und in mein Blickfeld drängte sich seine Hand, die er mir hinhielt.

"Lass uns in ein Restaurant gehen." Ich nahm seine Hand, lächelte ihn dann an, als ich stand. Er sah kurz meine Tränen an, schluckte und sah mir dann wieder in die Augen. Mein Lächeln wurde zu einem echten. "Wird das sowas wie ein Date?"

"Das hast jetzt du gesagt, nicht ich", schmunzelte er und verflechtete unsere Finger miteinander, zog mich los. "Eigentlich willst du mich ja schon lange fragen", grinste ich weiterhin und wischte mir mit der Hand über mein Gesicht.

"Glaub das ruhig, Wright", kam es wieder von ihm, ich spürte, wie er meine Hand kurz fester drückte. Ich stieß ein Seufzen aus und ging aus Reflex näher zu Asher, unsere Schultern streiften immer wieder aneinander. Durch mich ging ein warmes Kribbeln.

Einerseits sollte ich diesen etwas heftigeren Crush loswerden, andererseits wollte ich es nicht weil es zur Zeit das einzige in meinem Leben war, das sich gut anfühlte. Ich würde niemals von einem anderen Menschen außer mir abhängig werden, nein.

Zoe - AbductionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt