TWENTY-NINE

1.8K 113 149
                                    

12. Mai, Samstag

Mit schwerem Atem legte ich die kalte Klinge an meinen Arm. Ich ließ sie nur sanft über meiner Haut schweben, bekam eine Gänsehaut.

Ich war mit einem Küchenmesser im Bad des Hotels eingesperrt, in dem wir seit zwei Tagen lebten und in dem mich Ashton Tag und Nacht beobachtete, um sicher zu gehen, dass ich nicht tat, was jetzt passieren würde.

Er war einkaufen gegangen und die Brüder waren in einem anderen Hotelzimmer. Sie schienen immer noch skeptisch gegenüber Ashton zu sein, aber ich durfte mich ja nicht aufregen.

Ich zitterte etwas. Ich hatte so etwas, zum Glück, noch nie gemacht. Viel zu viel Adrenalin für einfaches Herumsitzen schoss durch meinen Körper, doch ich musste konzentriert sein und genau so vorgehen, wie ich es geplant hatte.

Ich hatte keine Ahnung ob es funktionieren würde und ob ich nicht bleibende Schäden davon tragen würde, falls ich es überlebte, jedoch war ich fest entschlossen. Trotzdem zitterte ich und brachte es nicht übers Herz, mir in den Arm zu ritzen.

Nach einiger Zeit in der ich einfach nur in dieser Position auf dem Boden hockte legte ich das Messer weg und vergrub meine Hände in meinen Haaren. Ich musste das machen, ich konnte doch nicht zu feige dafür sein.

Nach ein paar Minuten, in denen ich tief durchatmete und mich beruhigte, griff ich wieder nach dem Messer. Ich wusste, Ashton würde nicht mehr lange weg sein. Dass ich das Küchenmesser bekommen hatte war sowieso schon zeitaufwendig gewesen, die Köchin war echt geizig.

Tief atmete ich durch, bevor ich erstmal mit leichtem Druck die Klinge über meinen Arm gleiten ließ. Es brannte, jedoch nicht sehr stark. Meine Augenbrauen fuhren zusammen als das Blut hervorquillte und mich etwas wie Faszination übermannte.

Ich verstand schon fast warum Leute sich ritzten, zwar war es selbstzerstörerisch und dumm, doch irgendwie hatte es etwas.

Ich schüttelte den Kopf und zwang mich dazu, mich wieder zu konzentrieren. Ich legte das Messer wieder an der gleichen Stelle an und schnitt diesmal etwas tiefer, verzog das Gesicht wegen des Ziehen und Brennen.

Ich griff nach dem Handtuch neben mir und tupfte meinen Arm ab, als immer mehr Blut herausquillte. Jedoch machte ich schnell weiter und schnitt an der Stellte wieder weiter hinein, hielt die Luft an.

Obwohl immer mehr Blut meinen Körper verließ, schnitt ich nun in einem rechten Winkel zu dem Schnitt hinein, mir entkam ein Keuchen. Jedoch tat ich am anderen Ende des Schnittes das Gleiche und hatte somit schon fast ein Rechteck. Ich drückte das Handtuch wieder eine Zeit lang darauf und zischte leise.

Danach schnitt ich bei allen drei noch einmal tiefer, mir entkam ein Wimmern. Es brannte inzwischen schon sehr stark und ich wurde definitiv schon schwächer.

Wieder drückte ich das Handtuch etwas daauf und zwang mich, mich wieder etwas zu beruhigen. Bei Anspannung würde das Blut mich schneller herausfließen, wie ich wusste. Ich blinzelte ein paar Tränen weg.

Jetzt kam der schwierigste Teil.

Ich entfernte das Handtuch, das sowieso schon an zwei Ecken von Blut rot verfärbt war. Ich legte das Messer wieder an den ersten Schnitt an, jedoch mit der Spitze voraus. Tränen traten mir in die Augen und ich blinzelte schnell, presste die Lippen aufeinander. Ich legte das Messer so flach wie möglich an.

Dann stieß ich es etwa einen Zentimeter in meinen Körper.

Mir entkam ein lautes Wimmern und Tränen rannen mich über die Wangen, während ich versuchte, irgendwie die Haut meines Arms anzuheben. Es funktionierte nicht, weshalb ich begann, um den Chip, den ich gut spürte, herumzuschneiden. Ich schluchzte inzwischen immer wieder.

Zoe - AbductionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt