FIFTY-ONE

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"Happy Birthday, nachträglich!", sprach ich, nachdem ich geklingelt und Mia mit 'Ja?' geantwortet hatte. Ich starrte grinsend die Klingel an, wartete darauf, dass Mia mir aufmachte.

"Wer ist da?", ertönte ein Seufzen und ich verdrehte die Augen. "Der Weihnachtsmann. Komm schon, mach deiner alten Freundin auf, oder hast du gerade ein Date?"

Ich hörte nichts mehr von Mia und gerade, als ich dachte, dass sie mir gar nicht mehr aufmachen würde, ertönte das bekannte Geräusch davon, dass sie genau das tat. Ich seufzte erleichtert und mit dem riesigen Lilien-Strauß in der Hand drückte ich die Tür mit dem Rücken auf. Dann machte ich mich daran, die Stufen bis zum dritten Stock hinaufzugehen.

Als ich schließlich ankam und Mia mit einem skeptischen Blick vor ihrer Tür stand, lächelte ich sie leicht an. Ihre Augen wurden groß und sie schlug sich die Hand vor den Mund, stolperte etwas nach hinten. Ich sah die Ungläubigkeit in ihren Augen.

"Happy Birthday", sagte ich nochmal und hielt den Blumenstrauß höher, ließ ihn jedoch fast los, als Mia mir in die Arme fiel. Ich erwiderte ihre Umarmung so gut ich konnte, während sie mir in die Schulter schluchzte.

"Ich dachte, die würden dich festhalten und töten. Ich dachte, ich sehe dich nie wieder", kam es von ihr und sie umarmte mich nur noch fester, ich seufzte und schloss meine Augen.

"Ich komme immer zurück, keine Sorge."

Mia ließ mich erst nach einigen Minuten von umarmen los, schniefte noch einmal und lächelte mich leicht an.

"Komm rein. Du bist mir so einiges erzählen." Ich folgte ihr mit in ihre Wohnung, in der sie mit ihrer Schwester und Mutter wohnte. Ihr Vater war einer dieser Arschlöcher gewesen, die abhauten, als er erfuhr, dass Mia's Mutter schwanger war. Mia hatte ihn nie kennengelernt und wollte es auch nicht wirklich.

Zum Glück hatte ihre Mutter wieder einen richtigen Mann gefunden, mit dem sie dann Lilly bekommen hatte. Doch den hatte dann sie verlassen, weshalb es etwas verwirrend war.

Ich stellte den Blumenstrauß auf dem Küchentisch ab, folgte Mia dann ins Wohnzimmer. "Mum und Lilly sind gerade spazieren", klärte sie mich auf und ich nickte, kam nicht darum herum, an Jason und diese Lilly zu denken, die mir so ähnlich sah.

"Ich will nichts davon wissen", zischte ich, Louis musterte mich spöttisch. "Du musst etwas über deine Familie erfahren. Das kannst du nutzen."

"Wie soll ich das bitte nutzen?", kam es von mir und ich verdrehte die Augen. Ich zuckte wieder zusammen, als Louis vor mir seine Hand auf den Tisch sausen ließ, mit einem Knall legte er eine Akte vor mich hin.

"Schau sie dir an", befahl er mir, mein Kiefer arbeitete. Als ich länger nichts tat, riss Louis an den Haaren meinen Kopf nach oben, sodass ich ihn wieder ansah. Ich biss fest die Zähne zusammen.

"Schau sie dir an. Und dann nutze die Wut, powere dich aus, wenn du musst. Für dich wird es noch viele Situationen geben, in denen du etwas erfährst, das dich rasend machen wird. Nutze es und irgendwann lernst du, wie egal das alles eigentlich ist." Louis sah mir tief in die Augen.

"Alles ist egal außer der Moment, in dem du bist. Und dann handle. Handle aus deinem Bauch heraus, denk nach, aber nicht zu viel. Nur so überlebst du."

Zoe - AbductionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt