SIXTY-NINE

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21. Januar, Montag

"Fass mich nicht an", zischte ich den Mann an, er hob unbeeindruckt die Augenbrauen und griff nach beiden meiner Arme, die auf meinem Rücken in Handschellen waren. Ich wehrte mich, schrie herum, während er mich aus der Zelle zerrte, in der ich nach meinen Berechnungen etwa...drei Tage verbracht hatte?

Ich wusste es nicht genau.

Während der Mann offensichtlich damit zu kämpfen hatte, mich festzuhalten, schien auch Asher herausgeholt zu werden, denn ich hörte definitiv einen Fluch von ihm. Er war einige Zellen von mir entfernt, doch durch Schreien hatten wir uns eine Zeit lang verständigen können. Schließlich wurden wir beide zu müde, da wir weder etwas zu trinken noch zu essen bekommen hatten. Ich konnte mich offensichtlich noch wehren, war nicht ganz so geschwächt wie sie gehofft hatten, doch meine Kraft war gleich einmal aufgebraucht.

Ich ließ mich schließlich einfach mitschleifen, vollkommen wütend auf die Welt. Der Mann setzte mich auf einen Sessel, machte meine Handschellen ab. Als er kurz mein Gesicht anhob, um es anzublicken, verdrehte ich die Augen und sah dann zur Seite. Er ließ sich nicht beeindrucken und hob die Augenbrauen. "Versuche erst gar nichts."

Dann ließ er mich einfach auf dem Sessel sitzen, stellte sich jedoch direkt neben mich, wie ein Bodyguard. Ich sah alarmiert hoch, als Asher auf einmal hereingeschleppt wurde, er wehrte sich immer noch wie ein Tier. Ich spannte mich an und wollte aufspringen, direkt zu ihm rennen. Jedoch wusste ich, dass das keine gute Idee war.

Der Mann setzte Asher auch auf einen Sessel und erst da bemerkte ich, dass wir in einem riesigen Saal waren. Über uns hing ein Kronleuchter, der Tisch war riesig und angerichtet mit Teller und Besteck, welches silber glänzte. Der ganze Raum war nicht wirklich hell, es war eher ein gedämpftes Licht. Asher setzten sie mir gegenüber, wir waren also etwa zwei Meter auseinander. Als Asher aufblickte und mich sah, hörte er auf, sich zu bewegen. Ich sah, dass er sich wortwörtlich einen Drei-Tage-Bart geholt hatte.

"Geht es dir gut?"

Trotz den Umständen entschlüpfte mir ein leichtes Schmunzeln, nickte. "Abgesehen davon, dass ich eine Diät gemacht habe, ist alles gut. Bei dir?"

"Klar doch." Asher schmunzelte ebenfalls etwas, während der Mann, der Ash hereingebracht hatte, diesen an dem Stuhl festband. Verwirrt, dass sie das bei mir nicht gemacht hatten, blinzelte ich und sah an mir herunter. Nope, keine Fesseln, die ich übersehen hatte.

Als Asher festgebunden war, stellte sich der Mann bei ihm genauso wie der bei mir neben ihm, etwas hinter den Sessel. Ich seufzte und lehnte mich auf den Tisch, stützte mich mit den Ellbogen ab und legte meinen Kopf auf meine Hände. Mir war schwindelig.

"Auf was warten wir?", fragte ich, erwartete die Antwort, die ich bekam. Keine.

Asher seufzte und schüttelte den Kopf, biss sich auf die Lippe. Ich legte den Kopf etwas schief und beobachtete ihn.

Im Gegensatz zu mir sah er gestärkter, gleichzeitig aber auch viel niedergeschlagener aus. Während ich alleine in meiner Zelle verrottet war, war ich mir sicher, Asher war nie wirklich alleine gewesen. Doch egal, wie sehr ich danach suchte, ich fand keine Verletzungen an ihm. Seufzend senkte ich den Blick.

Ich hatte erwartet, dass es uns hier viel schlechter gehen würde. Und dass das nicht der Fall war, machte mich unsicherer als je zuvor.

Ich fühlte Asher's Blick auf mir, sah jedoch nicht hoch. Stattdessen schloss ich meine Augen, hatte wieder das Gesicht meiner Mutter vor Augen, als ich ihr verkündet hatte, dass wir nie zu Asher's Vater kommen würden, ohne erwischt zu werden. Ich wollte gar nicht wissen, was das für ein Gefühl war, zu wissen, dass sich die Tochter einfach zu den Leuten, die sie tot sehen wollten, ausliefern ließ. Und nun mussten sie und Jason warten, was passierte.

Zoe - AbductionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt