54 - birthday present

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Der Monat Januar verging schnell. Der Schnee schmolz auf den Straßen und wurde immer mehr zu Matsch, was mich deutlich annervte. Doch mit dem ersten Februar begann nicht nur ein neuer Monat, sondern auch für mich ein ganz neuer Lebensabschnitt, denn es war mein achzehnter Geburtstag. Das machte mich immernoch, menschlich gesehen, ein Jahr jünger als Louis, übernatürlich war er allerdings immernoch dreihundertelf Jahre älter, was ich niemals einholen könnte.

Leider war der Tag ein Freitag, also noch in der Woche, was mich durch Mary dazu zwang, von Donnerstag auf Freitag Zuhause zu schlafen. Ich fühlte mich dort extrem unwohl und es war auch schon lange nicht mehr mein Zuhause, aber zumindest für Mary war ich noch ihr Neffe und ihre Gefühle wollte ich nicht allzu sehr verletzen. An den Wochenenden schlief ich immer bei Louis und auch oft in der Woche, da mich Brian sehr ungewollt fühlen ließ, doch mittlerweile war mir das ohnehin mehr als egal. An meinem Geburtstag allerdings wollte Mary mich immerhin am Morgen vor der Schule sehen, mir gratulieren und mir was schenken, was ich sehr aufmerksam und süß von ihr fand.

Also schlurfte ich, gleich nachdem ich mich angezogen hatte und im Bad war, die Treppen hinunter, wo mich ein leckerer Schokoladenkuchen erwartete. ,,Happy Birthday Harry", Mary umarmte mich und erleichtert stellte ich dabei fest, dass Brian auf der Arbeit war. ,,Dankeschön! Und der Kuchen sieht ja toll aus." ,,Ich hab ihn extra heute Nacht noch gebacken. Du kannst ihn gerne mit zur Schule nehmen. Ich schätze, wir sehen uns dann ja auch erst wieder nicht." Mary sah ziemlich traurig aus und mir tat es auch leid, aber wir beide wussten, dass es besser so war. Ich holte zwei Teller aus dem oberen Küchenschrank und schnitt uns beiden ein großes schokoladiges Stück ab, welches wir ausnahmsweise mal frühstückten.

,,Denkst du eigentlich genauso wie Brian? Bin ich, wenn ich ein Vampir werde, nicht besser als die Mörder meiner Eltern?" Traute ich mich zu fragen, als wir uns gegenüber saßen. ,,Das ist völliger Schwachsinn Harry. Es gibt gute und schlechte Vampire und Eleanor und Rosie sind nunmal die Schlechten. Und von den Erzählungen habe ich gelernt, schienen sie auch schlechte Menschen vor ihrer Unsterblichkeit gewesen zu sein. Aber du hast ein gutes Herz und ich denke das wird sich nur verdoppeln, wenn du ein Vampir bist. Natürlich ist die Vorstellung ungewöhnlich, aber deine Mutter hätte gewollt, dass du glücklich bist. Und selbst ein Blinder sieht, wie glücklich du mit Louis bist."

Erleichtert durch ihre Worte bedankte ich mich und umarmte sie nochmal kräftig. ,,Auch wenn wir in letzter Zeit wirklich nicht das beste Verhältnis hatten, im Inneren bleibst du für einen kleinen Teil auch meine Mutter." ,,Danke Harry, dass war alles was ich jemals für dich sein wollte. Und hier ist noch unser Geschenk für dich. Mach es am besten mit Louis auf, es ist sogesehen für euch beide." Mary überreichte mir, noch gerührt von meinen Worten, einen Umschlag, bei dem ich mir wirklich absolut nicht vorstellen konnte, was darin war. ,,Und nun hau schon ab, Louis wartet schon auf der Auffahrt", grinsend reichte mir Mary meinen Rucksack und schob mich dann nach einer letzten Umarmung zur Tür hinaus. Für Brian würde ich sicher nicht wiederkommen, aber für Mary definitiv schon.

,,Da ist ja das Geburtstagskind", begrüßte Louis mich, der tatsächlich schon auf der Auffahrt stand und an seinem Auto lehnte. ,,Kind vorallem, ich bin jetzt achtzehn, also erwachsen", lachte ich, machte eine Handbewegung, als würde ich meine Haare übertrieben eingebildet nach hinten werfen, obwohl ich letzte Woche beim Friseur war, welcher meine Locken etwas gebändigt hatte. ,,Klar, komm her du erwachsener Idiot", schmunzelte Louis, breitete seine Arme aus, in die ich mich sogleich warf. ,,Alles Gute zum Geburtstag Baby." Louis gab mir vereinzelt sanfte kurze Küsse auf die Lippen, bis ich ihn an seinen Wangen festhielt und einen langen, leidenschaftlichen Kuss einforderte.

,,Danke", hauchte ich dann atemlos gegen seine Lippen, ein paar Sekunden verharrten wir noch so, um wieder etwas zu Atem zu kommen. ,,Du hast also was von Mary für uns beide geschenkt bekommen?" Fragte Louis neugierig, als wir im Auto saßen, was mich schmunzelnd die Augen verdrehen ließ. ,,Du sollst doch nicht immer lauschen." ,,Das ist meine Natur", erwiderte Louis nur schulterzuckend aber mit einem breiten Grinsen. Seufzend holte ich den Umschlag hervor und öffnete ihn unter Louis Blick, dessen Pupillen vor Neugierde immer größer wurden.

,,Wow", murmelte ich, als ich sah, was im Umschlag war und schluckte schwer. ,,Was? Was ist es?" Louis beugte sich vom Fahrersitz zu mir und kichernd, weil ich diese Art an ihm ziemlich süß fand, drückte ich ihm erstmal einen Kuss auf die Lippen, bevor ich herausholte, was sich in dem Umschlag befand. ,,Zwei Flugtickets für einen vierwöchigen Urlaub nach Island. Mit Hotel und allem drum und dran. Ein Tag nach der Entlassung von der Schule." ,,Das ist wirklich wow. Das muss sicher unendlich teuer gewesen sein." ,,Glaub ich auch, aber seit ich ein Kind war, war es mein Traum, mal nach Island zu reisen, mit einem Pferd durch die Natur zu reiten und in heißen Quellen zu schwimmen."

,,Damit will sie dir sicher deinen letzten menschlichen Wunsch erfüllen", murmelte Louis, was mich nicken ließ. ,,Es sind ja noch ein paar Monate bis dahin, aber ich freu mich jetzt schon drauf. Vor allem weil es mit dir sein wird." Sehnsüchtig gab ich Louis einen letzten Kuss auf die Lippen, bevor er das Auto startete und los fuhr. In der Schule erwarteten uns Liam, Zayn und Niall gleich auf dem Parkplatz. Zayn hatte seinen Blutdurst mittlerweile vollständig unter Kontrolle und lernte im Moment von Liam, wie man Gedanken manipuliert, während er das Gedanken lesen von Anfang an perfekt beherrschte.

Kaum das ich aus dem Auto gestiegen war, wurde ich von meinen beiden besten Freunden in Beschlag genommen, die mich fest umarmten. Niall setzte mir eine Krone auf, auf der ein Sticker mit einer rot umkreisten "18" klebte und Zayn band mir eine sehr pinke Federboa um den Hals. ,,Ihr seid doch bescheuert", grummelte ich, aufgrund meines neu verpassten Looks, nachdem auch Liam mir gratuliert hatte. ,,Steht dir ausgezeichnet Haz", sagte Louis, seinen amüsierten Unterton konnte er dabei jedoch nicht verstecken, was mich die Augen verdrehen ließ. ,,Jaja, jetzt lasst uns den Schultag hinter uns bringen." Louis nahm mich bei der Hand und so gingen wir ins Schulgebäude, ab und zu wurde mir von Klassenkameraden gratuliert, doch die meiste Zeit wurde ich einfach nur amüsiert betrachtet und ich war froh, als der Schultag endlich vorbei war.

,,So, jetzt kommen wir zu meinem Geschenk", hauchte Louis mir ins Ohr, seine Finger mit meinen verschränkt. Eine Gänsehaut überkam mich und glücklich drehte ich mich zu Louis. ,,Sehr gerne", meine super tolle Kostümierung verstaute ich in seinem Kofferraum und ich verfluchte mich insgeheim dafür, dass ich damals mit der Idee aufkam, dass Zayn, Niall und ich das Geburtstagkind von uns in ein Kostüm stecken dürften. Es war zu unserer Tradition geworden und das nur, weil Zayn und ich Niall einmal unbedingt in einem Sandwich Kostüm sehen wollten. Also ja, es ging definitiv schlimmer als das, was ich heute als Accessoires angehabt hatte.

Leise lief Musik aus dem Autoradio, während Louis über eine Landstraße fuhr, bis er dann in einen Waldabschnitt lenkte und dort parkte. ,,Von hier müssen wir laufen", wir stiegen aus und gleich war der Wuschelkopf neben mir, um mir einen Schal über die Augen zu binden. Seine Hand in meiner beruhigte mich allerdings und in vollstem Vertrauen lief ich neben dem Vampir her. In meinem Bauch kribbelte es, ich war aufgeregt und konnte kaum abwarten, was mich erwarten würde. ,,Vorsicht, hier gibt es ein paar dicke Wurzeln. Ich heb dich eben hoch, damit du nicht stolperst", Louis war so fürsorglich, dass mir das Herz aufging und ohne Schwierigkeiten hob er mich auf seinen Rücken.

Kurze Zeit später ließ er mich wieder runter, der Untergrund fühlte sich diesmal härter an, als der Waldboden. Louis drehte mich in eine Richtung, in welche ich wohl gleich schauen sollte. ,,Ich nehm dir jetzt die Augenbinde ab", warnte mich der Wuschelkopf vor und gleich darauf war das auch geschehen. Kurz musste ich ein paar Mal blinzeln, bis ich mich an das wenige Licht in diesem Wald gewöhnt hatte, doch was ich dann sah, verschlug mir die Sprache.

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Na was hat Louis wohl vorbereitet?🌝
Dieses Buch wird übrigens nicht mehr allzu viele Kapitel enthalten :(
All the love xx

One Of Those Nights - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt