35 - bitter truth

2.8K 321 115
                                    

,,Hey Harry, schön das du gekommen bist", Jake kam mit einem unsicheren Lächeln auf den Lippen um die Ecke. ,,Ich will das einfach hinter mich bringen", stellte ich sofort klar, während ich etwas nervös bei dem Gedanken wurde, dass wir versteckt hinter der Turnhalle standen. Ich vertraute Jake einfach nicht und selbst wenn ich nicht glaubte, dass er fähig dazu war jemanden zu verletzen, wissen konnte man es ja nie. ,,Okay natürlich", Jake reagierte überraschend verständnisvoll und seine Augen lagen tatsächlich voller Reue. ,,Ich verleugne das mit der Wette nicht, wir beide wissen es schließlich aber genauso wissen wir beide, wie dumm ich war. Ob du es glaubst oder nicht, ich hab eingesehen wie dämlich mein Handeln war." Kurz seufzte der Junge, der mir gegenüber stand und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare.

,,Während wir uns immer besser kennengelernt haben, habe ich wirklich ernsthafte Gefühle für dich entwickelt. Das wollte ich dir schon im Abstellraum vor einigen Wochen sagen, als Louis uns unterbrochen hatte. Und ja es klingt total klischee und dämlich. Aber weil ich nicht doof vor meinen Freunden da stehen wollte, hab ich die Wette dummerweise natürlich nicht abgebrochen, sondern stattdessen versucht sie einfach zu verdrängen. Ich wollte die Zeit mit dir genießen und dich nicht sofort ins Bett bekommen, denn darum ging es mir schon lange nicht mehr." Wehleidig und bekümmert stand Jake vor mir, sodass ich kaum glauben konnte, das er mich wieder anlog. Trotzdem war ich unsicher.

,,Warum sollte ich dir das glauben Jake? Warum sollte ich dir überhaupt noch vertrauen?" Ich verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte dabei möglichst selbstsicher auszusehen. ,,Du hast keinen Grund mir zu glauben oder zu vertrauen. Ich könnte auch voll verstehen, wenn du nach heute nie wieder mit mir reden willst. Aber es würde mir sehr schmerzen, denn du bedeutest mir wirklich was Harry", nun ergriff der braunhaarige Junge meine Hand, was ich sofort unterband und ihn von mir los schüttelte. ,,Bitte, komm mir nicht damit an. Du weißt nicht wie ich mich fühle oder welche Demütigung ich wegen dir durchmachen musste. Also tu nicht so, als könnten wir einen Neustart machen oder als würde ich nochmal auf dich reinfallen."

,,Natürlich", beschämt senkte er den Blick, ,,aber meinst du, das du mir irgendwann verzeihen kannst? Wenn auch in ferner Zukunft? Ich möchte nicht ständig in dem Wissen sein, wie sehr ich dir weh getan hab." ,,Das hättest du dir möglicherweise vorher überlegen sollen", erwiderte ich leicht sarkastisch, fasste mir dann aber doch ein Herz. Denn wenn Jake nicht zufällig ein verdammt guter Schauspieler war, dann schien ihm das wirklich leid zu tun. ,,Vielleicht kann ich dir verzeihen, ja. Aber gib mir Zeit und keine ominösen Treffen durch Zettelbotschaften mehr. Wenn ich bereit bin, dann werde ich schon auf dich zu kommen." Sagte ich und war ganz froh mit dem Beschluss, denn so könnte ich vernünftig mit dem Thema abschließen. ,,Danke Harry", Jake streckte mir die Hand hin, die ich ergriff und lächelnd schüttelte.

Als plötzlich ein Applaus ertönte, zuckten wir zusammen und ich nur noch mehr, als ich sah, wer da klatschte. Eleanor, die ich das letzte Mal bei mir vor der Haustür gesehen hatte und die definitiv nichts gutes bedeutete. ,,Ach Jake, du warst echt nützlich", grinste sie und geschockt schaute ich zu dem braunhaarigen, dem ich gerade noch die Hand geschüttelt hatte. Doch auch er schien etwas von der Rolle und verstand wohl selbst nicht, was hier gerade los war. ,,Keine Sorge Harrylein, Jake hat ein reines Herz, aber das hat es für mich nur noch leichter gemacht, mit ihm zu spielen", hämisch blickte sie mich an, schnippste mit einem Finger und sofort kam Jake zu ihr gelaufen.

,,Was willst du Eleanor? Wir kennen uns doch gar nicht. Ich hab dir nichts getan und du mir nicht. Warum belassen wir es nicht dabei und gehen getrennte Wege?" Versuchte ich sie zu besänftigen, doch scheiterte kläglich, wobei ich mich immer wieder hilfesuchend nach Louis umschaute. ,,Dein ach so toller Freund hat dich wohl noch immer im Dunkeln gelassen was? Na dann will ich dir mal auf die Sprünge helfen." Meine Gedanken fuhren auf und ab, waren so voller Fragen. Ich verstand nicht, woher Eleanor zu wissen schien, dass Louis und ich zusammen sind, aber noch weniger verstand ich, inwiefern er mich im Dunkeln gelassen hatte. Jake stand stumm neben Eleanor, seine Augen waren glasig, er wirkte benommen und völlig weggetreten.

,,Was meinst du? Und was hast du mit Jake gemacht?" Meine Stimme zitterte, ich presste mich an die Hauswand der Turnhalle hinter mir, wollte so gerne weglaufen, aber es fühlte sich an als hätte es keinen Zweck. ,,Hm, wie erkläre ich es dir am besten?" Eleanor legte einen Arm un Jakes Schulter, der dabei nichtmal zusammenzuckte, sondern stur geradeaus schaute. ,,Sagen wir mal so Harrylein, dein kleiner Kumpel hier", Eleanor klopfte Jake auf die Schulter, ,,hat mir ohne es zu Wissen oder es zu wollen einen Gefallen getan. Dich nämlich hier her zu locken und Louis wegzulocken. Das ist alles gar nicht so schwer mit ein bisschen Überzeugungskraft", Eleanor hob Jakes Arm hoch, entblößte damit seinen Unterarm, den ein tiefer und langer Schnitt zierte.

Er sah noch ziemlich frisch aus und meine Sorgen um Louis stiegen dabei ins Unermessliche. ,,Du bist doch krank", entfuhr es mir, doch wünschte ich, es nicht gesagt zu haben. ,,Das mag sein, aber dein geliebter Louis ist das dann auch. Er war es schließlich der vor einigen Monaten zusammen mit Liam Niall auserkoren hatte." Ihr fieses Grinsen blieb ihr stets auf den Lippen und ich verstand gar nichts mehr, als wäre mein ganzes Leben nur ein Spiel gewesen, eine einzige Lüge und die letzten Monate waren das Finale. ,,Wovon sprichst du? Wofür haben sie Niall auserkoren?" Ich knurrte sie förmlich an, wollte ihr am liebsten dieses Lächeln aus dem Gesicht schlagen. ,,Er war einfach so unauffällig und so köstlich. Rosie und ich haben dann natürlich auch mal probiert und als Louis und Liam verstanden hatten, mit wem Niall befreundet ist, da ließen sie ihn in Ruhe, wir aber nicht."

,,Eleanor, ich verstehe nicht was du mir sagen willst, sprich endlich Klartext, anstatt in diesen dummen Rätseln." ,,Ach komm Harry, so dumm kannst du doch gar nicht sein. Eigentlich weißt du es doch schon längst, seit Louis das erste Mal den Klassenraum betreten hatte, denk an Nialls Wunden, an deine Eltern. Es war eine wirkliche Befriedigung sie zu töten. Und nimm es mir nicht übel, sie haben angefangen, also war es einfach meine notwendige Racheaktion. Und als ich dich da liegen sehen habe, dieses kleine unschuldige Geschöpf von Mensch, da wusste ich, ich wollte das du älter wirst. Alt genug, um alles zu begreifen, wie dein Leben verpfuscht wurde und warum deine Eltern sterben mussten. Und wenn du all diesen Schmerz spüren kannst, sowie ich ihn spüren musste, dann wollte ich dich töten."

Ich konnte nicht glauben, was Eleanor da sagte, aber es ergab tatsächlich alles einen Sinn. Auch wenn ich jetzt nicht mehr länger wollte, dass es einen Sinn ergab, denn so wie sie sprach müsste es bedeuten, dass Louis genauso wie sie ist und damit wollte ich nicht leben. All diese Erkenntnisse ließen die Tränen fließen und mir war egal, was Eleanor davon hielt, denn in diesem Moment prasselte wirklich nur purer Schmerz auf mich herein. Ich wurde nicht nur mein Leben lang belogen und verarscht, sondern auch Louis hat mich nach Strich und Faden hintergegangen. ,,Gut, dann töte mich doch", schluchzte ich schließlich, meine Knie gaben nach und ich fiel unsanft zu Boden. Es gab nichts was mich hier hielt, nichtmal mehr Louis, denn er war ein Monster. In diesem Moment schien es für mich, als wäre alles weitere Kämpfen zwecklos und ich wollte auch gar nicht mehr.

,,Mit Vergnügen, aber davor darfst du zusehen, wie ich deinen Freund hier vernasche", wieder stahl sich ein Lächeln auf Eleanors Lippen, sie wusste sie hatte gewonnen. Sie stellte sich schräg hinter Jake, legte seinen Kopf zur Seite, um seinen Hals zu entblößen. Ich konnte beobachten wie sie nicht lange zögerte, ihre Augen blitzten rot auf und dann schlug sie ihre spitzen Zähne in Jakes Hals. Ich hatte keine andere Wahl als zuzusehen. Zuzusehen wie das Blut aus Jakes Hals floss, wie seine Haut immer blasser wurde, jedes bisschen Leben aus ihm gesogen wurde, bis zum letzten Tropfen und wie meine Vermutung sich bestätigte, dass es sich bei den Schatten der Nacht nicht nur um ein Schauermärchen handelte. Jakes Pupillen drehten nach hinten weg und kurz darauf hing er leblos in Eleanors Armen, die ihn kalt auf den Boden warf. Ich schrie mir die Seele aus dem Leib, ich weinte und weinte, sodass es schon weh tat, aber niemand würde mich hören. Ihre roten Augen lagen unerbittlich auf mir und ich wusste, dass jetzt auch meine letzte Stunde geschlagen hatte.

____
Harry weiß jetzt also Bescheid (und über noch so einiges mehr)..ich bin so gespannt was ihr dazu sagt! Was meint ihr wie es weitergehen wird? Wird es das überhaupt?

Ich hab mir unglaublich viel Mühe bei diesem Kapitel gegeben und ich würde mich sehr über viel Rückmeldung dazu freuen❣
All the love xx

One Of Those Nights - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt