Den Rest des Tages verbrachten wir noch bei Zayn, bis es langsam dunkel draußen wurde und es damit Zeit war, zu gehen. Ich wollte mehr als pünktlich wieder zu Hause sein und auch Maura erwartete Niall zum essen. Deswegen verabschiedeten wir drei uns voneinander, ich lief noch mit Niall zur Bushaltestelle, bevor ich mich auch von ihm verabschiedete. Denn während Niall auf seinen Bus warten musste, konnte ich das kurze Stück zum Glück laufen. Ich war gerade erst wenige Schritte gelaufen, bog um die nächste Kurve, als ich mich plötzlich auf dem Boden wiederfand.
Kurz war ich benommen, bevor ich einmal kurz tief durchatmete, mich beruhigte und dann vor mich schaute, wo ein Mädchen saß, mit welchem ich wohl zusammen gestoßen war. Und ich erschrak noch mehr, als ich erkannte das es das Mädchen aus dem Bus war. Doch sie schien mich wohl nicht zu erkennen oder es gut zu überspielen, sicher war ich mir nicht, aber ihr zwei mal am Tag 'zufällig' zu begegnen empfand ich dann doch als einmal zu viel. ,,Gott tut mir leid, ich hab nicht aufgepasst, ist alles okay?" Fragte das Mädchen mit den goldbraunen Augen, die sich mittlerweile wieder hingestellt hatte und mir nun ihre Hand hin hielt, die ich trotz allem dankbar ergriff.
,,Keine Sorge, nichts passiert", beruhigte ich sie und versuchte mich in einem Lächeln, welches ihr aber ohnehin nicht auffiel, da sie mit ihrem Blick auf meine Jacke, genauer gesagt auf Louis Jacke fixiert war. ,,Alles okay?" Fragte ich sie dann und holte sie damit aus ihrem Starren. ,,Ja, tut mir leid. So eine ähnliche Jacke hatte mein Ex auch und ich war kurz in Gedanken an ihn." ,,Oh, das tut mir leid, seit ihr schon lange getrennt?" Fürsorglich schaute ich sie an, dachte mir, dass die Jacke wohl auch im Bus die Ursache für ihren Blick gewesen sein musste. ,,Es ist eine Weile her, kann man so sagen. Ich bin übrigens Rosie und du?" ,,Harry", erwiderte ich, während wir uns langsam in Bewegung setzten.
,,Vermisst du deinen Ex?" Fragte ich dann neugierig, hatte außer Jake relativ wenig Erfahrungen. In der fünften Klasse war ich mal mit einem Mädchen zusammen, aber weder haben wir uns geküsst, noch sonst irgendwas und dann merkte ich auch schnell, das ich an Frauen nicht interessiert war. ,,Manchmal, aber die Ewigkeit hätte ich ohnehin nicht mit ihm verbringen wollen." Sagte sie und zuckte mit den Schultern. ,,Ja die Ewigkeit ist auch wirklich eine sehr lange Zeit", grinste ich. ,,Du weißt hoffentlich wie ich das meine", erwiderte Rosie grinsend, dennoch erging mir der leicht nervöse Unterton in ihrer Stimme nicht.
,,Wo willst du eigentlich hin?" Erkundigte ich mich dann, da sie noch immer neben mir her lief und ich mein Zuhause bald erreicht haben würde. ,,Muss zur Arbeit, habe die Nachtschicht", frustriert seufzte sie, verdrehte die Augen. ,,Ugh will mir kaum vorstellen wie anstrengend das sein mag. Ich geh noch zur Schule, aber bin im letzten Jahr", erzählte ich ihr, war mir nicht ganz sicher warum ich das tat, denn eigentlich vertraute ich ihr nicht sonderlich. ,,Schule ist bei mir gefühlt schon so lange her, aber vermisse sie nicht sonderlich." ,,Werd ich auch nicht, denke ich", stimmte ich ihr zu und wurde dann langsamer, da wir vor meinem Haus angekommen waren.
,,Naja hier wohne ich. Wünsch dir viel Spaß auf der Arbeit." ,,Danke Harry, vielleicht sieht man sich ja mal wieder." ,,Auf Wiedersehen Rosie", sprach ich und rechnete nicht damit, wie früh wir uns wirklich wieder sahen. Während sie ihren Weg zur Arbeit weiter antrat, ging ich zur Haustür, schloss sie auf um gleich darauf meinem Vater in die Arme zu laufen. ,,Gott was machst du denn direkt hinter der Tür?" Fragte ich erschrocken, hätte sie ihm schließlich fast ins Gesicht gehauen. ,,Was war das für ein Mädchen?" War seine Gegenfrage stattdessen, die Arme verschränkt, der Blick finster wie eh und je.
,,Ich weiß nicht, habe sie gerade erst kennengelernt. Sie heißt Rosie wenn du es wissen willst, aber ich werd sie wahrscheinlich eh nie wiedersehen, also mach dir keine Sorgen." Ich erklärte meinem Vater lieber alles sofort, so unnötig ich seine Fragen und Sorgen auch manchmal empfand, aber mich mit ihm anzulegen kostete nur noch mehr Kraft. ,,Und warum hast du Zayns Jacke noch an? Ich dachte du wärest bei ihm gewesen, um sie ihm zurück zu geben." Skeptisch sah er mich an, wurde etwas lauter, weshalb jetzt auch meine Mutter aus dem Wohnzimmer zu uns kam. ,,Was ist hier los?" Fragte sie sofort. ,,Erklär ich dir gleich. Harry geh nach oben." Befahl mein Vater, was mich stutzig machte.
,,Warum soll ich denn jetzt nach oben? Das geht doch auch mich was an, schließlich geht es hier gerade um mich." ,,Nein, es geht um etwas anderes", sprach mein Vater und meine Mutter verstand wohl was er meinte, da sich ihr Gesicht erhellte, doch ich tappte weiterhin im dunkeln. ,,Harry es ist alles gut. Ich mach jetzt Abend essen und ruf dich dann, wenn es fertig ist, also kannst du ruhig in dein Zimmer gehen." Meine Mutter lächelte, doch abkaufen tat ich es ihr nicht. Was war hier bloß los? ,,Na schön, aber ich werde noch herausfinden was ihr vor mir verheimlicht", grummelte ich, stapfte nach oben und schlug meine Zimmertür extra laut zu.
Die sorgenvolle Ader meiner Eltern war ja die eine Sache, aber das sie dachten mir mit siebzehn Jahren immernoch alles verheimlich zu müssen nervte enorm. Ich hing Louis Jacke über meinen Schreibtischstuhl, damit ich sie Montag nicht vergessen würde und warf mich dann ins Bett, schaltete meinen Fernseher ein und griff nach meinem Handy. Zayn hatte mich mal wieder, fürsorglich wie er war, über Whatsapp gefragt, ob ich sicher Zuhause angekommen sei, woraufhin ich ihm gleich antwortete, dass ich zwar Zuhause bin, aber liebe wieder zu ihm nach Hause möchte, da meine Eltern mich fürchterlich aufregen. Deshalb war es auch kein Wunder, dass ich nach der Schule schnell von Zuhause ausziehen wollte. Ich liebe meine Eltern, aber dann stehe ich doch lieber auf eigenen Füßen und muss mich nicht für jedes Wort das ich sage und jede Geste die ich mache rechtfertigen.
Während ich darauf wartete das meine Mutter mich zum Essen rief ließ ich den heutigen Tag nochmal Revue passieren. Es wurde alles immer seltsamer und das seit...seit Louis und Liam aufgetaucht waren, man konnte es nicht verleugnen. Aber das waren jetzt erst drei Tage, die sie hier waren, beziehungsweise die ich sie kannte und vielleicht war das auch einfach nur Zufall, dass Zayns Verschwinden mit ihrem Auftauchen begonnen hatte. Oder es lag daran, dass sich Liam und Zayn gefielen, daran war nichts unnatürliches und es könnte Zayns Verschwinden erklären. Dann dachte ich wieder an Niall und das er sich seit Mitte der Ferien schon immer so seltsam benommen hatte. Nun kannte ich zumindest die Auswirkungen seiner Gründe, aber die Gründe für seine Selbstverletzung selbst leider nicht.
Da ich mir nicht erklären konnte, wie Niall sich förmliche Bisswunden, zumindest sahen sie für mich so aus, selbst zufügen konnte, fing ich an, ein wenig im Internet zu recherchieren über Selbstverletzung und wie die Schnitte dabei aussahen oder jegliche andere Wunden, die bei sämtlichen Arten von Selbstverletzungen entstehen konnten. Doch so viel ich auch suchte, keine der Verletzungen sah aus wie die von Niall.
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Was haltet ihr von Rosie? Und was verheimlichen Harrys Eltern wohl noch alles?
All the love xx
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One Of Those Nights - Larry Stylinson
FanfictionWas ist, wenn alles, was du je gewusst hast, plötzlich zu einer einzigen Lüge mutiert? Wenn du schon mittendrin steckst, ohne es zu wissen? Das passiert dem Lockenkopf Harry, der mit seinem besten Freund Zayn eigentlich ein ganz normales Leben lebt...