Als hätte ich es nicht anders erwartet, warteten Mary und Brian schon direkt hinter der Haustür auf mich und kaum das ich eingetreten war, zogen sie mich in ihre Arme. Ich war überrascht, dass nicht sofort wieder eine Standpauke kam, aber ich ließ diese Umarmung dann einfach über mich ergehen, da die Streiterei noch früh genug anfangen würde. ,,Wir haben uns Sorgen um dich gemacht Harry", murmelte Mary in mein Haar, was ich ohne irgendwas darauf zu erwidern einfach hinnahm, denn ich wusste nicht, was ich ihnen noch glauben konnte und was nicht. ,,Ich hatte einen schönen Abend mit Louis", war dann das erste was ich sagte, seid ich dieses Haus betreten hatte und ruckartig war die Umarmung aufgelöst.
,,Du darfst ihn nicht mehr treffen, er ist gefährlich", fuhr Brian mich an, was mich nur mit den Schultern zucken ließ. ,,Ihr seid nicht die ersten, die mir das sagt, aber ihr seid nicht meine Eltern, also stellt euch hinten an." Mary seufzte und führte mich dann gefolgt von Brian ins Wohnzimmer, wo wir uns zunächst auf das Sofa setzten. ,,Es tut uns leid, dass wir dir nie die Wahrheit über deine Eltern gesagt haben, aber sie sind einen Tag nach deiner Geburt verstorben und wie soll man so eine Nachricht bitte einem Kind überbringen? Zumal du für uns wie unser eigenes Kind warst." Ich wusste, dass Mary versuchte nun auf Mitleid abzuzielen, aber das würde sie von mir nicht bekommen, schließlich war ich es, der fast achtzehn Jahre lang im dunkeln gelassen wurde.
,,Ich weiß schon, wann, wo und wie sie gestorben sind, aber das musste ich selbst herausfinden, ohne euch und selbst verkraften, aber wisst ihr wer für mich da war? Louis, er hat mir zugehört und mich abgelenkt, er hat mich bei sich schlafen lassen und ich könnte da selbst einziehen und er würde mich mit offenen Armen empfangen. Er ist ehrlich zu mir, anders als ihr." Fuhr ich sie an und spielte wirklich kurzzeitg mit dem Gedanken, hier auszuziehen. ,,Louis ist der unehrlichste Mensch, dem du hättest begegnen können Harry und wenn du nicht auf uns hörst, dann wird dir das noch schmerzlich bewusst. Aber dann musst du nicht wieder hier ankommen!" Nun wurde Brian auch lauter, seine Adern stachen heraus, doch damit machte er mir keine Angst mehr, ich würde versuchen mich nicht mehr von ihnen herumkommandieren zu lassen.
,,Ich würde ja echt gerne mal wissen, woher ihr Louis kennt, dass ihr so ein schlechtes Bild von ihm habt! Oder woher ihr Eleanor kennt, würde mich auch mal interessieren. Und Rosie kennt ihr wahrscheinlich auch und wohlmöglich auch noch Louis' Cousin Liam. Aber erklären tut ihr mir gar nichts. Ihr wisst wahrscheinlich auch, dass das mit meinen Eltern kein bloßer Tierangriff war, sondern Eleanor laut ihrer Äußerungen was damit zu tun hatte. Und wahrscheinlich wisst ihr mehr als ich darüber, aber anstatt mich aufzuklären macht ihr denn selben Fehler immer und immer wieder. Das einzige was ihr macht sind Forderungen zu stellen. Aber ich bin kein kleines Kind mehr und kauf euch alles ab, was ihr mir auftischt. Ich will Antworten!" Mittlerweile war ich vom Sofa aufgesprungen, konnte nicht mehr still sitzen bleiben.
,,Harry", Mary sprach beruhigend, ergriff meine Hand, die ich ihr sofort wieder entzog, ,,es gibt Dinge die du nicht verstehst und das braust dich auf, das verstehen wir. Aber wenn du wüsstest, was wir wüssten, dann wärst du in Gefahr und das wollen wir nicht. Du sollst ein normales Leben führen." Mary versucht mich zu überzeugen, damit ich nachgab, nicht weiter nachforschte und die Wahrheit nicht erfahren würde. ,,Ich kann nur ein normales Leben führen, wenn ich die Wahrheit kenne und nicht alles auf Lügen aufgebaut ist", knurrte ich, lief aufgebracht auf und ab. ,,Hör mir mal zu Bürschchen", nun stand Brian auf, war vor Wut richtig rot im Gesicht, doch ich versuchte dem stand zu halten.
,,Wir sind vielleicht nicht deine leiblichen Eltern, aber wir haben dich all die Jahre wie unser eigenes Kind behandelt, dich aufgezogen und auf dich aufgepasst. Nur weil wir bisher keinen Zeitpunkt gefunden hatten, dir die Wahrheit zu sagen, gibt dir das kein Recht uns jetzt so respektlos zu behandeln. Du hast mehrfach unsere Regeln missachtet, kamst lange nach der Ausgangssperre nach Hause und jedes Mal haben wir dir verziehen. Aber wenn du jetzt so frech werden willst, weht ab jetzt ein anderer Wind!"
Nun war es endgültig vorbei mit meinem Mut und ich fühlte mich schwach im Vergleich zu meinem Onkel. Denn er konnte eine gewisse Macht auf mich ausüben, er konnte mich hart kontrollieren wenn er es wollte und ich wusste, das würde er ab jetzt tun. ,,Du wirst dich weder mit Louis, noch mit sonst wem treffen, der in irgendeiner Weise mit ihm zu tun hat. Um das zu kontrollieren hast du Hausarrest, bis du wieder lernst, wie man Respekt und Dankbarkeit zeigt, für die Hand die einen füttert. Außerdem werde ich dich zukünftig jeden Morgen zur Schule bringen und jeden Mittag wieder abholen. Und wenn du auch nur irgendeine dieser Regeln missachtest, dann gnade dir Gott. Verschwinde auf dein Zimmer!"
Mary saß still auf dem Sofa, während Brian mich so zurecht wieß und von ihr konnte ich ab jetzt wohl endgültig auch keine Hilfe mehr erwarten. Da ich mir besser in Ruhe überlegen könnte, wie ich es schaffe, diese Regeln wieder aufheben zu lassen, nickte ich zunächst einfach nur eingeschüchtert und folgte dann Brians Anweisung mich auf mein Zimmer zu begeben. Leider hatten sie meine Strickleiter gefunden, sodass mir damit nicht mehr die Chance blieb, so unbemerkt aus dem Fenster zu flüchten. Immerhin gaben mir Louis Sachen, die ich noch trug, etwas Geborgenheit und ließen mich diese Sache durchstehen. Und wenn wir uns Montag in der Schule wiedersehen würden, würde er hoffentlich schon einen Plan wissen, wie ich daraus komme.
Denn ich werde mich wohl kaum von ihm fernhalten, nur weil Brian das will. Solange er mir keine wirklich guten Gründe nennen kann. Und selbst wenn doch, dann würde ich erst mit Louis darüber sprechen, wie wir es einander versprochen hatten, um mir seine Sicht der Dinge anzuhören. Seufzend warf ich mich mit dem Buch 'Die Schatten der Nacht', welches ich in der Bibliothek ausgeliehen hatte, da es mir in Louis Zimmer aufgefallen war, auf mein Bett, in der Hoffnung daraus ein bisschen schlauer zu werden. Doch was ich darin las, ließ mich nur noch mehr verwirren und weitere Fragezeichen tauchten über meinem Kopf auf. Gerade nicht zuletzt, weil die Beschreibung der Opfer dieser Kreaturen auf meine Eltern passte und die Menschen, die davor Angst haben, erinnerten mich an meine Tante und meinen Onkel.
Sie existieren schon immer unter uns, seit es das Leben auf der Erde gibt, gibt es auch den Tod und Kreaturen, die diesen überwinden. Doch mit diesem Opfer ist viel verbunden. Menschen Leid zu bescheren, sich vor der Sonne fürchten und auf ewig verdammt zu sein, sind nur einige der Folgen die man für ewiges Leben auf sich nimmt. Zurückgelassen werden durch diese förmlichen Schatten nach einer verhängnisvollen Nacht nur blutleere Körper, mit Bisswunden versehen. Menschen verstecken sich in ihren Häusern, versuchen alles mögliche an Magie und Aberglaube, um diesem tragischen Tod durch die Kreaturen zu entgehen, doch am Ende hilft nichts und es bleibt nichts in Erinnerung, außer die eiskalte Hülle einer blassen Gestalt, bevor man auf ewig die Augen schließt.
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Was haltet ihr von Marys & Brians Verhalten gegenüber Harry?
Meint ihr, Harry kommt durch das Buch der Wahrheit näher, auch wenn jeder ihn davon fernhalten will?Was haltet ihr eigentlich von OneShot Büchern? Würdet ihr sowas lesen?👬
All the love xx
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One Of Those Nights - Larry Stylinson
FanficWas ist, wenn alles, was du je gewusst hast, plötzlich zu einer einzigen Lüge mutiert? Wenn du schon mittendrin steckst, ohne es zu wissen? Das passiert dem Lockenkopf Harry, der mit seinem besten Freund Zayn eigentlich ein ganz normales Leben lebt...