Kapitel 8

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Liams Schrei nach Zayn geht mir durch Mark und Bein.

Er keucht auf. Sein Atem geht so heftig, als wäre er einen Marathon gelaufen. Mein Herz rast, während mein Körper beginnt zu zittern.

Unter größter Mühe versuche ich mein Gemüt zu ignorieren und wirble umher. Das riesige Fenster am Ende des Raumes hat keine Scheibe mehr, Splitter liegen zu Boden, während Michelle über das Gemäuer gebeugt ist und ächzende Geräusche von sich gibt.

Ich denke nicht darüber nach, mein Körper reagiert wie von selbst, als sich meine Beine sprintend zur Unglücksstelle begeben. Ich weiß nicht, was ich gleich sehen werde. Ich weiß nicht, ob ich es sehen möchte. Ich weiß nicht, was ich tun soll, wenn meine Befürchtung sich bewahrheitet.

Schritt für Schritt nähere ich mich, während meine Panik mit jedem Zentimeter größer wird. Auch wenn Harry mich komplett verarscht hat, war Zayn doch ein Freund für mich. Er war wie ein großer Bruder, den ich nie hatte. Zayn hat mich aus meiner Einöde geholt, so viele Dinge hat er mir beigebracht. Er hatte immer ein offenes Ohr, auch wenn er unglaublich verklemmt war. Dank ihm habe ich Harry wieder getroffen. Auch wenn diese Zeit vorbei ist, bin ich froh, dass es sie gab.

Meine Augen beginnen zu brennen. Gefühlt wird der Weg immer länger, während mein Pulsschlag ins Unermessliche steigt.

Einen Sturz aus dieser Höhe überlebt man nicht - unmöglich.

Noch einmal hole ich tief Luft. Mit einem letzten großen Schritt bin ich am Fenstersims, um hinab zu sehen. Erleichterung durchflutet meinen Körper, als ich sehe, wie Zayn sich an Michelles Arm festhält. Augenblicklich schnappe ich mir seinen anderen Arm. Für eine Sekunde fällt mein Blick durch das verrutsche Hemd auf das aufblitzende Tattoo an seinem Hals. Dann ziehen wir ihn mit einem Ruck zurück in das edle Arbeitszimmer. Während Michelle stehenbleibt und ihren Blick abwechselnd zwischen Zayn und mir hin- und herfliegen lässt, landen wir beide auf dem Boden und geben dabei ein erleichtertes Ächzen von uns.

Sowohl der Schwarzhaarige als auch ich stützen uns mit den Händen ab, während wir uns schnaufend anstieren.

"Oh Gott sei Dank", höre ich Liams erstickte Stimme im Hintergrund, obwohl die beiden mich noch nicht erkannt haben. Eigentlich sollten sie mir auch scheißegal sein, ich sollte jetzt einfach aufstehen und mit Michelle verschwinden. Dieses Wissen nützt aber nichts, wenn die Erleichterung in meinem Körper von der Wut abgelöst wird.

"Jag mir nie wieder so einen Schrecken ein!", rufe ich laut und richte meinen Zeigefinger auf Zayn, als ich mich erhebe. Seine Augen verengen sich, ehe er kapiert, wer da vor ihm steht. "Louis?! Was machst du hier?", hakt er erstaunt nach.

"Das Gleiche könnte ich euch fragen! Hat der Bankraub nicht genügend Geld abgeworfen oder was?", herrsche ich ihn an, während ich förmlich Michelles entgeisterten Blick auf mir spüre. "Schon, aber...", fängt er an, schüttelt dann jedoch den Kopf.

"Aber?", fordere ich.

Zayn schnalzt mit der Zunge: "Die Stimmung bei uns ist ja kaum auszuhalten. Liam und ich mussten unbedingt mal wieder raus. Harry ist...er... Louis, bitte komm zurück. Komm nach Hause. Hör di-"

"Stopp, stopp, stopp! Ich komme nirgendswohin, versuch es gar nicht erst!", unterbreche ich ihn forsch und blicke dann zu Michelle, deren Augen leicht irritiert wirken. Wenn hier nicht noch zwei weitere Kriminelle im Raum wären, würde sie mit Sicherheit jetzt ihren Senf dazugeben, daher bin ich froh, dass dies ausnahmsweise mal nicht der Fall ist. Mit einem Nicken zur Tür deute ich ihr, dass wir nun gehen werden.

"Louis!", mischt sich auch Liam ein. Zunächst will ich fragend eine Augenbraue heben, doch dank der Maske sieht man es eh nicht, weshalb ich es lasse. "Was?", blaffe ich zurück, gehe dabei ein paar Schritte Richtung Zimmertür. "Zunächst einmal wäre es ganz reizend von dir, wenn du mich wieder losmachen würdest und dann möchte ich, dass du mir für zwei Minuten zuhörst."

Zatago II - [Larry-AU]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt