Kapitel 32

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Happy Halloween 🎃🕷🕸👻
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Knapp zwei Stunden benötigt Liam, bis er wieder da ist. In dieser Zeit versucht Niall mich mit belanglosen Dingen abzulenken, was mich tatsächlich ein bisschen beruhigt.

Neben Klamotten packt Liam auch weitere Dinge aus. Für jeden ein neues Handy, Kugelschreiber und einen Block, Kekse, Schnaps und... "Ein Puzzle?", frage ich verwundert, während ich den bunten Karton in die Hand nehme. Am Rande eines Dschungels ist der Sonnenaufgang zu sehen und mittendrin verharrt eine Tigerfamilie. "Ja. Falls uns langweilig wird? Und außerdem glaubst du gar nicht, wie beruhigend puzzeln auf den Körper wirkt."

"Aber das sind 3000 Teile?!", fiepe ich. Wie soll man damit jemals fertig werden?

Liam lacht, während er beginnt, sein neues Handy aus der Verpackung zu ziehen. Dabei setzt er sich auf das helle Sofa mit den senfgelben Dekokissen. "Na und? Es gibt durchaus noch größere Teile. Das geht doch noch." 3000 Teile, der spinnt doch. Kopfschüttelnd lege ich die Verpackung auf den kleinen Tisch und greife dann ebenfalls zum Handy. Liam hat die gleichen Modelle gekauft, die wir auch vorher hatten, weshalb ich schnell alles Notwendige installiert und eingerichtet habe.

Nachdem auch Niall mit seinem Gerät fertig ist, laufen wir die Treppen hinunter, um im hoteleigenen Restaurant mit Buffet zu essen. Es ist nicht schlecht, aber seit ich auf Zatago lebe, habe ich auch schon bessere Dinge zu mir genommen. Zumal ich selbst sowieso keinen großen Hunger verspüre. Ganz anders sieht das bei Niall aus, der seinen Teller bereits zum zweiten Mal befüllt hat, während ich noch ein paar Pommes meiner ersten Portion hin- und herschiebe. "Gut, dann erzählt mal. Was machen wir jetzt?", fragt Niall, nachdem er einen weiteren Bissen hinuntergeschluckt hat.

Wie auch schon vorhin seufzt Liam: "Ich denke, wir sollten versuchen, Zayn zu finden."

"Und wenn er uns angeschwärzt hat?", werfe ich ein. Klar, selbst diesen Kerl vermisse ich, aber alle mit ins Boot zu holen, kommt mir so falsch vor, wenn es einen Verräter unter uns gibt. Es reicht schon, dass ich mit Liam und Niall unterwegs bin. Aber was soll ich sonst auch machen? Unter der Brücke schlafen? Nein, ganz gewiss nicht. Das hat mein perfekter Hintern nicht verdient.

"Ja... nein. Ich bin mir sicher, dass er es nicht war", meint Niall. "Kommt schon, Leute. Das ist Zayn. Er liebt uns wie eine Familie."

"Aber irgendjemand muss es doch sein. Und auch bei Michelle kann ich es mir nicht vorstellen", entgegne ich. Daraufhin legt Liam sein Besteck beiseite, um mir seine Aufmerksamkeit zu schenken. "Wisst ihr, beim Einkaufen vorhin habe ich auch schon gegrübelt. Dabei ist mir aber eingefallen, dass wir noch eine Person vergessen haben, die infrage kommen könnte."

"Wen denn bitte?", frage ich verwirrt. Meines Erachtens haben wir niemanden vergessen. Dann müsste Harry diese Person ja auch vergessen haben.

"Harry selbst", sagt Liam. Verwirrt will ich ihn unterbrechen, doch da redet er schon weiter. "Lass mich kurz ausreden, bitte. Natürlich hoffe ich nicht, dass es so ist. Und ich will auch gar nicht, dass es so ist. Aber wir sollten diesen Fakt nicht außenvor lassen. Immerhin könnte es zu viel Stress für ihn gewesen sein. Vielleicht wurde es ihm zu viel und er hat die Fährten selbst gelegt. Die Möglichkeiten hätte er dazu. Auch Harry ist nur ein Mensch mit Gefühlen. Er könnte kalte Füße bekommen haben, weshalb er sich entschieden hat, lieber alles aufzudecken und ins Gefängnis zu gehen, als ewig zu flüchten."

Meine Kinnlade fällt mir herunter, während ich den Braunhaarigen fassungslos anstarre. "Nie im Leben", hauche ich. Das würde er mir nicht antun. Er hätte mir davon erzählt. Oder? Und außerdem sah er wirklich verzweifelt aus, wenn er über seinen Notizen gehockt und gegrübelt hat, wer der Verräter ist. Und dann noch der ganze Aufwand mit dem Büro in San Francisco. Nein, das erscheint mir unwahrscheinlich, dass es Harry war.

"Ich glaube es auch nicht. Aber es ist eine Möglichkeit", meint Niall nun auch. Seufzend nicke ich, weil ich wirklich keinen Streit anfangen will. Sie haben ja recht, auch wenn ich mir absolut sicher bin, dass mein Freund es nicht war.

"Okay, heute sollten wir keinen Versuch starten, um Zayn zu finden. Wir sind noch zu aufgewühlt und könnten unvorsichtig werden. Lasst uns das morgen angehen", schlägt Liam vor. Niall und ich stimmen zu, denn ich kann mich heute wirklich zu nichts mehr aufraffen. "Hast du eine Idee, wie wir ihn finden sollen?", hakt Niall nach, während ich eine Fritte durch den Ketchup ziehe. "Ich habe mir gedacht, dass ich nach Zatago fahre, um dort zu schauen, ob Zayn irgendwo ist. Vielleicht ist er einfach wieder nach Hause gefahren."

"Du willst zurück nach Zatago?! Es wimmelt dort vor Cops. Das ist glatter Selbstmord", widerspricht der Ire mit entrüsteter Tonlage. Ich bleibe still, lasse meinen Blick durchs Restaurant streifen und schiebe ein paar matschige Pommes in den Mund. "Deswegen ja morgen. Ich denke, dass sie dann durch sind. Außerdem will ich ja nicht einfach so ins Haus spazieren. Ich laufe durch den Wald und halte Abstand. Mir wird nichts passieren."

Mein Blick fällt auf ein Ehepaar, das stumm am Tisch sitzt. Dabei sind beide mit ihren Smartphones beschäftigt, während das höchstens 8-jährige Kind Mayonnaise in die Cola seines Vaters kippt. Angewidert verziehe ich das Gesicht. Ist ja widerlich. Noch ein Grund mehr, keine Kinder zu bekommen.

"Na gut, was sollen Louis und ich machen?", höre ich Nialls Stimme neben mir, während mein Blick weiter durch den Raum geht. Am letzten Tisch sitzt eine blonde Frau mit Sonnenbrille auf der Nase und durchblättert eine Zeitschrift.

"Wenn es für euch in Ordnung ist, checkt ihr die Wohnung von Michelle ab. Vielleicht ist Zayn dort", überlegt Liam, was mich die Stirn runzeln lässt. "Warum sollte Zayn dort sein?", spricht Niall meine Gedanken aus. "Naja, weil... es könnte sein. Wir müssen ja irgendwo anfangen."

Skeptisch huscht mein Blick nun wieder zu Liam, der sich in diesem Moment ein großes Stück seines Steaks in den Mund schiebt. "Du kennst Michelle gar nicht. Welche Infos hast du, die ich nicht habe?", mische ich mich ein. Mit vollem Mund schüttelt er nur den Kopf, was wohl heißen soll, dass er nichts weiß. "Verarsch mich nicht, Liam. Raus mit der Sprache." Liam kaut. Er kaut für meine Geduld viel zu lange. Als er dann auch noch zu seinem Wasser greift, verdrehe ich die Augen.

"Ich kenne sie schon. Vom Maskenball. Aber ich weiß wirklich nichts. Gestern habe ich nur ein paar Fetzen eines Telefonats von Zayn mitbekommen, als er im Stall war und er hat die Person Michelle genannt", erklärt er und zuckt dann mit den Achseln. Meine Augen kneife ich zusammen, um ihn misstrauisch zu mustern. "Sicher?"

"Ja", antwortet er, wendet dann den Blick ab. "Als ob ich je die Kraft hätte, dich anzulügen." Ich bezweifle, dass ich diesen Satz wirklich hören sollte, denn er war nur geflüstert. Dennoch habe ich ihn verstanden. Augenblicklich kippt die Stimmung am Tisch, das spüre ich sofort. Keiner sagt etwas, was mich innerlich stöhnen lässt. Warum kann Liam sowas nicht für sich behalten? Ja, ich weiß, dass er Gefühle für mich hat. Und ja, ich weiß, dass es schwer für ihn sein muss, mich mit Harry zu sehen. Aber solche Sätze oder sonstige Andeutungen machen es doch für alle schwerer. Oder malt er sich etwa noch Hoffnungen aus, jetzt wo Harry weg ist? Vielleicht wollte er Harry aus dem Weg haben, damit er seinen Platz einnehmen kann. In der "Boss-Rolle" scheint er sich ja momentan schon ganz wohl zu fühlen.

"Gut, da wir das nun geklärt haben, kann ich mir ja noch was zu essen holen." Damit steht Niall auf, läuft zum Buffet und ich sitze hier mit Liam alleine.

Danke auch, Niall.

Zatago II - [Larry-AU]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt