Kapitel 10

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bitte das Voten nicht vergessen :) 🌟
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Mich durchfährt ein Schauer und alles in mir beginnt zu kribbeln, als ich die Wohnung betrete. Sofort nehme ich den bekannten Geruch, die wohlige Umgebung und das vertraute Gefühl in mir auf. Als wäre ich nie weggewesen, breitet sich unheimliche Wärme in mir aus. Seit drei Wochen ist das nicht mehr mein Zuhause und doch fühle ich mich direkt daheim. Sind das wirklich erst drei Wochen? Es kommt mir viel länger vor.

Sowohl in der Küche, als auch im Wohnzimmer ist es dunkel, doch beim Blick zur Wendeltreppe fällt auf, dass oben noch schwaches Licht brennt. Schluckend nehme ich noch einen tiefen Atemzug und schiebe Zayn dann ins Badezimmer und dort zur Badewanne. "Setz dich auf den Rand. Ich guck mal, was Harry so da hat."

Aus dem kleinen Schrank unter dem Waschbecken hole ich ein extragroßes Pflaster sowie Desinfektionsspray. Am Waschbecken drehe ich den Hahn auf und durchtränke ein sauberes Handtuch mit kaltem Wasser. "Zieh dein Hemd aus", befehle ich grinsend durch den Spiegel. Wie so oft verzieht Zayn den Mund, entledigt sich aber seines Hemdes. Ich rolle mit den Augen und versuche, nicht darauf zu achten, wie verklemmt der Kerl schon wieder ist.

Genau in dem Moment, als ich mich zu Zayn drehe und mich vor ihn stelle, vernehme ich die Schritte auf der Wendeltreppe. Leicht panisch sehe ich zu dem Schwarzhaarigen vor mir, woraufhin auch er wissend seine Augenbrauen hebt. Oh Gott, ich habe wirklich ein bisschen Angst. Das muss ich zugeben.

"Das wird schon, versprochen", versucht Zayn mich flüsternd zu beruhigen. Ich nicke zwar, bin mir der Angelegenheit bei weitem jedoch nicht so sicher wie der Pakistani. Die Schritte kommen näher.

Vor Schreck habe ich meine Aufgabe ganz vergessen, weshalb ich mich schnell schüttle. Vorsichtig säubere ich die Wunde, woraufhin Zayn scharf die Luft einzieht. "Du bist so ein Sadist", murmelt er und wirft mir einen bösen Blick zu, auf den ich mit einem zuckersüßen Lächeln antworte.

In diesem Moment spüre ich seine Anwesenheit, bevor er etwas sagt.

"Was ist hier-", fängt er harsch an und bricht dann sofort wieder ab. Zwar sehe ich ihn nicht, allerdings lege ich meine Hand dafür ins Feuer, dass ich der Grund bin. Ob positiv oder negativ wird sich noch zeigen. Shit, bin ich nervös.

Bleib locker, Louis! Es ist nur Harry! Ignorier ihn einfach...

"Was hast du dir nur dabei gedacht, dich mit Michelle anzulegen?" Ich versuche möglichst unbekümmert zu wirken. Als wäre alles ganz normal, konzentriere ich mich auf Zayn, versuche dabei etwas vorsichtiger zu sein. Der Schnitt ist doch tiefer als gedacht und fängt unter meiner Berührung wieder an zu bluten. "Naja", grinst er und schaut zur Seite. "Wie du siehst, wusste ich von ihren Fähigkeiten nichts. Wer war das überhaupt?" Obwohl Harry garantiert barfuß oder lediglich auf Socken ist, vernehme ich jeden seiner Schritte, bis ich ihn schließlich im Augenwinkel neben mir wahrnehme. Höchst angestrengt fokussiere ich die Wunde, die nun sauber ist, und presse das Handtuch dagegen. Zayn stöhnt vernehmlich.

"Michelle ist meine Mitbewohnerin. Wieso? Hat sie dir etwa gefallen?", erkundige ich mich und wackle mit den Augenbrauen, doch Zayn winkt schnell ab. "Es war doch recht dunkel und außerdem hatte sie eine Maske auf. Aber ihre Fähigkeiten haben mich beeindruckt."

"Ja, das stimmt. Sie hat ordentlich was drauf."

Zayn nickt, ehe es dann ruhig wird. Harrys Anwesenheit lenkt mich ab, und weil mir auf die Schnelle kein Gesprächsthema einfällt, kann ich dem Drang nicht länger widerstehen. Mit einem Ruck dreht sich mein Kopf von ganz alleine zu Harry. Mein Blick trifft auf seinen und einen Moment lang starren wir einander in die Augen. "Louis", haucht er ungläubig, fast so, als wäre er sich nicht sicher, ob er seinen eigenen Augen trauen kann. Auch mich trifft dieser Blickkontakt wie eine Wucht. Alles kribbelt, meine Hände zittern leicht und meine Knie fühlen sich ebenfalls wackelig an. Augenblicklich ist das Verlangen da, ihn zu spüren. Ich will ihn umarmen, ich will mich an ihn schmiegen und ich will ihn küssen. Aber es geht nicht. Etwas in mir hält mich davon ab.

Aufgrund dessen nicke ich nur leicht und drehe mich wieder zu Zayn. Als ich das Handtuch wegziehe, blutet die Wunde nicht länger. Während ich mit meinen zittrigen Fingern das Desinfektionsspray auftrage, höre ich Harry tief einatmen. "Was machst du hier?", fragt er leise.

"Siehst du doch. Zayn hat sich verletzt und ich helfe ihm", erwidere ich.

"Oh... oh Gott, Zayn! Wie ist das passiert? Und wo ist Liam?" Harry gibt sich überrascht. Fast könnte man denken, er würde erst jetzt bemerken, dass auch Zayn noch mit im Raum ist. Dieser Gedanke bringt mich beinahe zum Kichern, doch ich halte mich gerade noch zurück. "Es gab einen kurzen... Zwischenfall. Ich bin dabei in Scherben gefallen. Louis war zufälligerweise da und hat uns geholfen. Mit Liam sind wir dann wieder hierher gefahren. Er ist in seiner Wohnung", erklärt Zayn, während ich die Folie vom Pflaster abziehe.

"Okay, Hauptsache dir geht es gut."

"Mir geht es super. Viel wichtiger ist aber, dass ihr zwei", Zayn zeigt grinsend und abwechselnd auf Harry und mich, "jetzt gleich miteinander redet, dieses dämliche Missverständnis aus der Welt schafft und wenn es sein muss, könnt ihr meinetwegen auch noch Versöhnungs..." Zayn findet das anscheinend äußerst witzig, deshalb klatsche ich ihm das Pflaster nicht gerade feinfühlig auf die Wunde, weshalb er mitten im Satz stockt, zusammenzuckt und keucht. Augenblicklich tut es mir leid, weil ich mit dieser Aktion die Wunde wahrscheinlich wieder zum Bluten gebracht habe. Etwas vorsichtiger fahre ich jetzt mit den Fingern über das Pflaster und glätte es an seinem trainierten Oberkörper.

Weil ich mich vor dem Gespräch mit Harry am liebsten drücken würde, verweilen meine Finger länger als nötig dort und erst als sich mein Ex-Freund räuspert, ziehe ich sie zurück. Zayn grinst und steht dann langsam auf, während er in sein Hemd schlüpft. Ich starre auf den Riss im Stoff mit den roten Flecken. "Das war wirklich ganz schön knapp, Zayn", wispere ich und lasse den Vorfall noch einmal in meinem Kopf abspielen. Dass er dem Tod nur knapp entkommen ist, scheint er selbst noch gar nicht so zu realisieren. Ich bin mir sicher, dass das erst morgen oder in ein paar Tagen der Fall sein wird. "Ja, aber es nichts passiert, also können wir uns wieder beruhigen", gibt er von sich und schnappt sein Jackett. "Aber wenn die Wunde nicht besser wird, sollte sich das wirklich mal ein Arzt ansehen. Sag ihm einfach, dass du in Scherben gefallen bist", pflichte ich ihm noch bei, während er sich bereits in Bewegung setzt.

"Ja, ich werd's mir überlegen. So, ich bin weg." Ohne auf eine Antwort von uns zu warten, verschwindet er aus dem Badezimmer, woraufhin kurz danach die Wohnungstür zuknallt. Ich schlucke. Jetzt stehe ich hier mit Harry ganz alleine und noch immer heftet sich mein Blick auf die Tür, aus der der Schwarzhaarige soeben verschwunden ist.

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Allein, allein ;)

Wer wagt wohl den ersten Schritt? Werden sie sich versöhnen?

Zatago II - [Larry-AU]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt