"Irgendwie war mir ja klar, dass du mit willst", schmunzle ich, als ich am nächsten Morgen auf dem Beifahrersitz des roten Audis sitze. "Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst", beteuert Zayn, der den Wagen lässig über den Highway jagen lässt. Mit rollenden Augen lehne ich mich zurück, erwidere aber nichts auf seine Meinung.
Die Straßen sind übermäßig voll und so benötigen wir beinahe anderthalb Stunden, bis wir endlich im Stadtteil Castro ankommen. Der Himmel ist zwiegespalten - so zeigt sich südöstlich ein freundlich blauer Himmel, tummeln sich nordwestlich dicke Gewitterwolken. Die ersten verfärbten Blätter liegen reglos auf den Straßen und zeigen, dass sich der Spätsommer dem Ende neigt. "Ich glaube, das zieht hierher", murmelt Zayn, der mit einem Knopfdruck seinen Wagen abschließt. Noch ist es absolut windstill - die Ruhe vor dem Sturm. Aber ich bin mir auch sicher, dass es gleich ein Unwetter geben wird. "Dann lass uns beeilen, bevor wir nass werden."
Aufgrund der fehlenden Parkmöglichkeiten direkt vor Luigis Wohnung, müssen wir ein Stückchen gehen. Wir haben mitten in der Woche, was auch die vollen Einkaufsstraßen beweisen. Mütter schieben den Kinderwagen vor sich her, kaufwütige Leute lassen volle Taschen von ihrem Partner tragen und aufmüpfige Teenager schnauzen sich gegenseitig an. "In dieser Gegend war ich noch nie", höre ich Zayn sagen, der neugierig die kunterbunten Fußgängerübergänge ansieht, was mich schmunzeln lässt, ehe ich innehalte "Warte mal. Warst du es nicht, dem ich im Club um die Ecke das Portemonnaie abgezogen habe?", grinse ich.
"Das war hier?!", fragt er vollkommen perplex und sieht mich mit großen Augen an. "Äh, ja? Warst du high, dass du dich nicht mehr erinnern kannst?" Ich lache ein bisschen und bleibe stehen. "Nein, nein. Liam wollte unbedingt in diesen Club", erklärt er sich, woraufhin ich nicke.
Mit meinem Daumen zeige ich nach rechts auf die Pizzeria von Luigi, bevor ich Zayn informiere, dass wir da sind. Statt jedoch in den Laden zu gehen, steuere ich den kleinen Zwischengang an. Ich betätige die Klingel, bevor wir auf das Surren des Türöffners warten. Im Augenwinkel bemerke ich, wie Zayn sich mit seinen Fingern durch die Haare kämmt. Augenblicklich fange ich an zu lachen, woraufhin Zayn mich fragend ansieht: "Was ist?"
"Ach nichts", winke ich ab und höre im selben Moment, wie die Haustür geöffnet wird. Durch das dunkle Treppenhaus begeben wir uns rasch in den ersten Stock, wo auch Michelle bereits auf uns wartet. "Sieh an, wen haben wir denn da", begrüßt sie mich lächelnd und blickt dann zu Zayn. "Und wer bist du?"
Bei ihrem ersten Aufeinandertreffen hatten beide Masken auf, daher erkennt sie ihn natürlich nicht. "Das ist Zayn, der Typ, den du aus dem Fenster geschmissen hast. Ihr kennt euch also", lache ich, woraufhin sich Erkenntnis in ihrem Gesicht breitmacht. "Hi Michelle", sagt Zayn.
Die Dunkelhaarige erwidert zunächst nichts, sondern mustert den Besucher von Kopf bis Fuß und wieder zurück. "Netter Undercut", gibt sie als Antwort, bevor sie die Tür komplett öffnet, um uns Zugang zu gewähren. Am liebsten würde ich meine flache Hand gegen die Stirn klatschen. Die zwei Worte aus Michelles Mund triefen nur vor Sarkasmus, doch angesichts Zayns Gesichtsausdruck, scheint er es nicht zu kapieren. Das kann ja spaßig werden.
Im Gästezimmer angekommen sehe ich, dass Michelle Besuch hat. Auch sie hatte bei unserer ersten Begegnung eine Maske auf, dennoch erkenne ich, dass es Tammy ist. Wir begrüßen uns freundlich, bevor ich Zayn fragend anblicke. "Ähm, könntest du meine Trainingstasche vom Schrank holen? Ich komme da nicht ran", bitte ich ihn. "Aber natürlich", antwortet er prompt und tritt an den Kleiderschrank heran, ehe er die Tasche herunterzieht. "Wie hast du sie darauf bekommen?"
"Ich habe sie einfach raufgeschmissen", erwidere ich und zucke mit den Achseln. Die Tasche landet auf dem Sofa, bevor ich anfange meine persönlichen Dinge und Klamotten einzupacken. Währenddessen steht Zayn verloren im Zimmer und schiebt die Hände in seine Hosentaschen. Ein bisschen tut er mir ja schon leid, weshalb ich mich beeile, meinen Krempel einzupacken.
"Sag mal Louis, hat sich denn eigentlich unser Deal mit dem Bauernhof erledigt? Wenn du willst, kannst du trotzdem noch mitkommen", möchte Michelle von mir wissen, als ich gerade zu meinem Handy greife, das ich schon seit drei Wochen nicht mehr anhatte. Nachdenklich wiege ich es in meinen Händen hin und her. Die letzten Tage und Wochen waren so aufregend und voller Trubel, dass ich eigentlich ganz froh wäre, mal wieder etwas Ruhe zu haben. Harry und ich könnten uns wieder annähern. Ich bin mir sicher, das klappt besser, wenn wir keinen Auftrag haben. Hoffentlich sieht er das genauso und brummt sich nicht einen Haufen Arbeit auf. "Nein, ich werde passen. Sorry", entschuldige ich mich.
"Ich kann einspringen", mischt sich Zayn sofort ein, woraufhin ich die Augen verdrehe. "Ich weiß zwar nicht genau worum es geht, aber ich bin mir sicher, ich kann dir behilflich sein."
"Du?", spottet Michelle. Genau wie bei unserem Ankommen lässt sie ihren Blick erneut über Zayn gleiten, und das nicht gerade unauffällig. Ich weiß gar nicht, ob ich das peinlich oder witzig finden soll. "Ja, warum denn nicht?", fragt Zayn und zieht ein vollkommen verständnisloses Gesicht.
Michelle schnalzt mit der Zunge, gleichzeitig verdreht sie die Augen: "Woher soll ich denn bitte wissen, ob du was drauf hast. Da gehe ich lieber alleine los." Sie will sich schon wieder abwenden, doch zu meiner Überraschung stellt Zayn sich ihr in den Weg und hält sie am Arm fest, woraufhin sie ungläubig die Augenbrauen hochzieht. Ohje, Zayn sollte jetzt vorsichtig sein, denn ich kenne Michelle schon so gut, dass ich weiß, wann man sie nicht provozieren sollte.
"Ich denke, ich habe eine ganze Menge drauf. Ich kann's dir gerne zeigen", sagt er leise und schaut ihr dabei in die Augen, ehe Michelle schnaubt. "Ich glaube nicht, dass ich dir erlaubt habe, mich anzugrapschen. Nimm deine schmutzigen Finger von mir", zickt sie, reißt sich los und verschwindet aus der Zimmertür. Misstrauisch blicke ich zwischen Tür und Zayn hin und her. Zayn ist mehr als offensichtlich, aber Michelle kann ich nicht einschätzen. Ist sie wirklich so genervt von ihm?
"Schmutzig?", haucht er ungläubig, betrachtet dabei eingehend seine Hände. Ich dachte ja, dass ich verpeilt bin, aber Zayn kann das auch ganz gut. Irritiert schaut er mich an, als ich glucksen muss. "Was ist?", will er von mir wissen, doch grinsend winke ich ab. Mein Handy schiebe ich in meine Hosentasche, bevor ich ins Badezimmer husche, um dort meine Hygieneartikel einzusammeln.
Zayn wartet solange mit Tammy im Gästezimmer, und als ich dieses auch wieder betrete, bin ich fertig. Ich schultere meine volle Trainingstasche, bevor ich mich auf die Suche nach Michelle begebe. Sie sitzt im Wohnzimmer und blättert in der neuesten Ausgabe der Vogue. "Hey, ich wollte mich eben von dir verabschieden."
Die Zeitschrift landet schwungvoll auf dem kleinen Tisch, ehe sie aufspringt und auf mich zuläuft. Es überrascht mich, dass sie mich umarmt. Denn bisher war sie ja nicht sonderlich angetan von Körperkontakt. "Mach's gut, Louis. Es war schön, dich kennengelernt zu haben, aber ich bin mir sicher, dass du die richtige Entscheidung getroffen hast. Weißt du, ich habe eine gute Menschenkenntnis, und auch wenn ich diesen Harry noch nie zu Gesicht bekommen habe, bin ich mir sicher, dass er dich liebt." Wow, so liebe Worte habe ich noch nie von ihr gehört.
"Danke, Michelle." Ich nicke und drücke sie fest an mich. "Gerne doch, Kleiner. Und lass dich von diesem schwarzhaarigen Vollidioten nicht unterkriegen." So schnell kann sich ihre Stimmlage wieder ändern. Lachend löse ich mich von ihr, ehe ich mit meinem Daumen nach hinten zeige: "Du hast schon gemerkt, dass er auf dich steht oder?"
Mit einem Schnauben verdreht sie ihre Augen, wirft gleichzeitig ihre Haare nach hinten: "Baby, jeder steht auf mich." Ich weiß ja, dass sie arrogant sein kann, aber manchmal übertrifft sie sich selbst. Wieder rollt sie mit den Augen, als sie meine hochgezogenen Augenbrauen bemerkt. "Ja gut, jeder außer du", verbessert sie sich. Jetzt müssen wir beide lachen.
Erst als Zayn im Wohnzimmer auftaucht, hören wir auf. Michelle bringt uns noch zur Tür, die kurz darauf hinter uns zufällt. In der Pizzeria verabschiede und bedanke ich mich auch bei Luigi, der jedoch aufgrund des vollen Ladens kaum Zeit hat.
Als das Tageslicht uns wieder sieht, blicke ich grinsend zu Zayn. "Was ist?", fragt er ein drittes Mal für heute. "Also flirten müssen wir nochmal üben, Malik", lache ich.
"Das war doch kein Flirt! Das war nur... ich habe mich nur nach einem Job erkundigt", gibt er von sich, weshalb ich ungläubig den Kopf schüttle. Wem will er hier was vormachen? Mir oder sich selbst? "Klaaaaar. Einen Job. Weil du das ja immer so machst."
"Ich wollte halt was Neues ausprobieren!", ruft er laut. Darauf antworte ich nichts, sondern biege schmunzelnd in die nächste Straße ab, die uns zum Parkplatz führt.

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Zatago II - [Larry-AU]
FanfictionTeil II von Zatago Verzweiflung. Laut dem amerikanischen Webster-Wörterbuch ist das der Zustand völliger Hoffnungslosigkeit. Nicht einmal in seinen absurdesten Träumen hätte Louis sich vorstellen können, nach so kurzer Zeit wieder von diesem Gefühl...