Kapitel 22

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Wir kommen heile auf Zatago an.

Doch Zayn befindet sich weiterhin in seinem Traumzustand. Normalerweise würde ich denken, dass er sich ziemlich erotische Bilder mit Michelle vorstellt. Dieser Kerl ist allerdings so verklemmt, dass das fast unmöglich erscheint.

Harry schläft bereits, weshalb ich auf leisen Sohlen nach oben schleiche. Auf dem Weg ins Schlafzimmer fällt mein Blick auf die geöffnete Tür des Arbeitszimmers. Durch das Licht im Flur erkenne ich, dass er die losen Blätter von vorhin weggeräumt hat. Das alleine würde mich nicht skeptisch machen, da er dies immer tut. Seine Reaktion vorhin war jedoch merkwürdig. Mir kribbelt es in den Fingern, den Raum zu betreten und die Schubladen nach seinen Notizen zu durchsuchen. 

Das letzte Mal, als ich herumgeschnüffelt habe, ist es jedoch gewaltig eskaliert. Sowas will ich nicht noch einmal erleben. Außerdem wollte ich wieder Vertrauen zu Harry fassen. Nach unserer Trennung wird er wohl kaum ein weiteres Geheimnis vor mir haben. Oder?

Seufzend schüttle ich den Kopf, bevor ich rasch ins Schlafzimmer husche. Ich bilde mir schon wieder viel zu viele Dinge ein. Mit Sicherheit war das Blatt einfach nur vollgeschrieben, woraufhin er es umgedreht hat, um dort weiterzuschreiben.

Dennoch, oder vielleicht gerade deswegen, wünsche ich mir erstmals wieder Harry herbei, als ich zum Bett schleiche. Seine Nähe zu spüren, hat mich immer unheimlich beruhigt. Jedoch würde ich mir total dämlich vorkommen, wenn ich ihn mitten in der Nacht wecken würde, um ihn nach oben zu bitten. Also schalte ich das Licht aus, lege mein Handy aufs Nachtschränkchen und hebe dann die Bettdecke, um mich zuzudecken.

Stunden später, als es bereits hell ist, wache ich auf. Die Septembersonne scheint durch die schmalen Schlitze der Jalousien und kitzelt meine Nase. Murrend drehe ich mich auf die Seite, um meine Hand auszustrecken. Doch zu meiner Ernüchterung ist die andere Betthälfte leer. Natürlich ist sie leer - immerhin war das mein Wunsch. Doch nach meinem nächtlichen Traum von Harry, wäre es schön gewesen, ihn hier zu haben. Mit einem Seufzer wälze ich mich zurück auf den Rücken und öffne blinzelnd die Augen.

Je länger ich im Bett döse, desto unbequemer wird es. Deshalb rapple ich mich auf, um mich anzuziehen. Mir ist heute nicht danach, irgendetwas Aufregendes zu erleben, sodass eine graue Jogginghose und ein schlichtes Shirt reichen müssen.

Zu meiner Überraschung ist Harry nicht in der Küche zu entdecken. Die Wohnzimmertür ist allerdings noch zu, weswegen ich davon ausgehe, dass er noch schläft. Wie ungewöhnlich. Nicht nur aus Neugier, sondern auch aus Sorge heraus, drücke ich so leise wie möglich die Türklinke des Wohnzimmers herunter. Sie gibt dennoch Geräusche von sich. Es ist jedoch nicht schlimm, da Harry bereits aufgestanden ist. Er steht gerade nackt an der Kommode, in der er ein paar Klamotten gelagert hat, um nicht ständig ins Schlafzimmer zu müssen. Ich beiße mir auf die Unterlippe und kann es einfach nicht lassen, meine Augen über seine Kehrseite wandern zu lassen. Den Anblick des ansehnlichen Muskelspiels kann man sich nicht entgehen lassen. So gerne würde ich ihn wieder berühren, ihn küssen, meine Finger über seine zarte Haut wandern lassen, mit meiner Zunge über seinen Körper fahren, ihn schmecken und all die schmutzigen Dinge tun, die sich meine Libido wünscht. Mein Gott, seht euch diesen Mann doch mal an.

Nicht anspringen, nicht anspringen, nicht anspringen!

Spring ihn an, spring ihn an, spring ihn an!

Nicht anspringen, nicht anspringen, nicht anspringen, nicht anspr...

"Guten Morgen", sagt er leise mit seiner rauen Stimme, die er jeden Morgen hat. Augenblicklich macht sich eine Gänsehaut auf meinem Körper breit. Mit tiefen Atemzügen versuche ich mein Blut daran zu hindern, nach Süden zu wandern. "Hey", hauche ich, während Harry schüchtern lächelt und mit einem spärlichen Stück Stoff versucht, seinen Intimbereich zu verdecken. Darauf bedacht mich nicht zu berühren, zwängt er sich an der Türzarge vorbei. 

Zatago II - [Larry-AU]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt