Kapitel 33

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Zwei Tage später sind wir nicht schlauer. Liam erzählt, dass Zatago aus der Entfernung verlassen aussieht und auch unsere Observationen vor Luigis Pizzeria sowie seiner Wohnung haben uns nicht weitergebracht. Zayns Auto ist nirgends zu entdecken und Luigis Wohnung tagsüber unbewohnt.

Zayn und Michelle könnten unter einer Decke stecken und untergetaucht sein, denken wir nach. Oder einer von beiden hat geplaudert und den anderen entführt. Doch die Begründungen, die uns einfallen, sind einfach nur selten dämlich. Das macht doch alles keinen Sinn.

Es ist abends, die Puzzleteile liegen verstreut auf dem Boden des Hotelzimmers, während wir zu dritt bereits die zweite Whiskeyflasche geöffnet haben. Liam hängt mit glasigen Augen wie ein Schluck Wasser auf dem Sofa, beobachtet dabei die goldene Flüssigkeit, die er in seinem Glas hin- und herschwenkt. Niall und meine Wenigkeit liegen auf dem Fußboden neben den Puzzleteilchen und versuchen diese zu einem Gemälde zusammenzufügen, was angeheitert gar nicht so einfach ist. Aber Liam hatte recht, puzzlen kann wirklichen beruhigen. Naja, vielleicht ist es auch der Alkohol.

Grinsend beäuge ich Niall, der mir gegenüber auf dem Bauch liegt. Wenn er sich konzentriert, klemmt er immer seine Zunge zwischen die Lippen. Das sieht ulkig aus, weshalb ich leise anfange zu lachen. "Was?", fragt er irritiert. "Ach nichts", winke ich ab und greife zu einem grünen Stück Pappe, um es an die passende Stelle zu drücken.

"Ich habe übrigens sämtliche Nachrichten durchforstet. Die berichten absolut gar nichts über Harrys und Eleanors Verhaftung. Es wird doch sonst immer alles in der Presse breitgetreten", wirft Liam plötzlich ohne Zusammenhang ein. Ich weiß nicht, ob ich diese Information gut oder schlecht finden soll. Wenn es Bilder gäbe, hätte ich diese nicht sehen wollen. Alleine bei der Vorstellung zieht sich mein Herz schmerzhaft zusammen. Ich vermisse ihn so sehr. 

Mein Blick huscht nach draußen, um den klaren Sternenhimmel zu mustern. Irgendwo da draußen muss mein Geliebter in Gefangenschaft verharren, während ich mich mit Whiskey betrinke, der noch nicht mal sonderlich gut schmeckt, und sinnlos vor mich hin puzzle.

Ich liebe dich, Harry. Hoffentlich spürst du das auch auf diese Entfernung, mein Schatz. Wir werden uns wiedersehen. Dessen bin ich mir sicher.

Hoffentlich behalte ich recht.

Laut stoße ich die Luft aus, ehe ich mich wieder den anderen zuwende, bevor ich noch in Tränen ausbreche. Meine Gefühle zu Harry lassen meine weiche Seite durchscheinen, die ich so viele Jahre versucht habe zu verstecken. Denn wenn man als Schwuler auch noch emotional ist, wird man schnell in eine Schublade gesteckt. Nie hätte ich nach unserer Tequila-Nacht damals gedacht, dass er die Liebe meines Lebens ist. Seufzend schüttle ich den Kopf und schnappe mir das nächste Puzzleteil.

"Alles okay?", höre ich Liam fragen, der mich scheinbar beobachtet hat. "Ja, ich habe nur nachgedacht", murmle ich. Liam ist definitiv nicht die richtige Person, um über Gefühle zu sprechen. "Worüber?"

Na toll, er will doch reden. Jetzt muss ich mir schnell etwas einfallen lassen. 

Ich weiß nicht warum, aber plötzlich muss ich an das damalige Konzert denken, zu dem Harry mich ausführen wollte. Weil er aber einen Auftrag bekommen hat, bin ich mit Liam hingegangen. Ich frage Liam, ob er sich an diesen Tag erinnert.

"Ja, natürlich. Wie könnte ich das vergessen", antwortet er, was mich kurz stocken lässt. Hat er es damals eigentlich als Date angesehen? Mit Sicherheit. Mein Gott, ich war aber auch blind.

"Harry hat dich vorher auf eine Regel hingewiesen. NFTC. Er hat mir nie erzählt, was das für eine Regel ist. Erzähl's mir", bitte ich ihn. Unsicher sieht er mich an und auch wenn ich die Karte nicht gerne spiele, setze ich ein Lächeln auf, zu dem er aufgrund seiner Gefühle für mich nicht nein sagen kann.

Zatago II - [Larry-AU]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt