Ausgepowert und frisch geduscht tapse ich die Wendeltreppe nach oben ins Schlafzimmer. Weil Harry die letzten Nächte kaum geschlafen hat, habe ich ihn nach der Dusche noch einmal ins Bett geschickt. Und da es sich endlich wieder toll anfühlt, ihm nahe zu sein, werde ich mich jetzt zu ihm legen.
Leise schiebe ich die angelehnte Tür auf, ehe ich zum Bett schleiche. Obwohl Harry nur zwei oder drei Minuten Vorsprung hatte, ist er bereits eingeschlafen. Ohne Decke liegt er mit einem grauen Sweatshirt und schwarzer Trainingshose auf der Seite. Ein leises Schnarchen vernehme ich von ihm, als ich mich neben ihn lege.
"Lou..." Sofort schlingt er seinen Arm um mich, ehe er mit einem Finger an meiner Wirbelsäule entlang fährt. "Oh sorry, ich wollte dich nicht wecken", flüstere ich, woraufhin ich ihm einen Kuss auf den Hals drücke. "Ihabnichschlafn", nuschelt er mit geschlossenen Augen, während ich unsere Beine miteinander verhake. Kichernd küsse ich mich hoch zu seinem Gesicht. "Du hast aber geschnarcht, Baby."
Darauf bekomme ich keinerlei Reaktion mehr. Lächelnd streiche ihm die Haare aus der Stirn und fahre mit den Fingern über seinen Kiefer. Dieser Mann macht mich so unfassbar glücklich, dass es gruselig ist. Und das Beste ist, dass sich alles richtig anfühlt. Harry und ich werden es vielleicht nicht immer einfach haben, aber ich bin bereit, für uns zu kämpfen. Das, was zwischen uns ist, ist etwas Besonders. In der Art und Weise wie er mich ansieht und mich berührt, spüre ich, dass er das Gleiche empfindet. Noch nie war ich mir einer Sache so sicher. "Ich liebe dich", hauche ich, auch wenn er es im Schlaf gar nicht mitbekommt. Ich lege meine Hand über seine und verschränke unsere Finger zwischen unseren Körpern.
Ich muss tatsächlich auch eingenickt sein, denn ich zucke erschrocken zusammen, als mein Handy in der Hosentasche vibriert. Vorsichtig und darauf bedacht, Harry dieses Mal nicht zu wecken, löse ich mich von meinem Freund, bevor ich das Gerät aus meiner Hose ziehe. Mit gerunzelter Stirn stehe ich auf und schleiche aus dem Schlafzimmer"Liam? Was gibt's?", frage ich den Anrufer, nachdem ich die Tür hinter mir zugezogen habe. "Warum flüsterst du?", stellt er mir die Gegenfrage. Habe ich geflüstert? Rasch räuspere ich mich: "Sorry, Harry schläft. Aber jetzt kann ich normal sprechen. Also, was ist los?"
"Du, ich stehe hier gerade mit Niall am Ende der linken Koppel. Dort ist ein Loch im Zaun, das repariert werden muss, aber wir bekommen es zu zweit nicht hin. Der Zaun muss von zwei Personen gespannt werden und die dritte Person muss sich ums Flicken kümmern. Kannst du uns helfen?"
"Ich?", fiepe ich panisch. Ich habe mich bisher noch nie diesem Zaun näher als fünf Meter genähert und nun soll ich da ran? Ohne mich.
"Keine Sorge, es ist kein Pferd draußen, die sind alle im Stall", beruhigt Liam mich, der inzwischen auch von meiner Angst weiß.
"Ähm. Okay. Dann komme ich rum", antworte ich auf seine Versicherung hin, dass kein Pferd in Reichweite sein wird. Wir beenden zügig das Gespräch, ehe ich zurück ins Schlafzimmer gehe. Aus dem Kleiderschrank zerre ich eine alte, verwaschene Jeans, in die ich schlüpfe. Auch meinen teuren Armani-Hoodie tausche ich gegen einen Pullover aus alten Tagen aus. Es fühlt sich merkwürdig an, jetzt wieder in meinen damaligen Klamotten zu stecken. Viel zu schnell gewöhnt man sich an den ganzen Luxuskrempel. Seufzend schließe ich wieder den Schrank, damit ich mich auf den Weg nach draußen machen kann.
Ein grauer Wolkenschleier verdeckt den Himmel, dennoch kann dieser mir meine gute Laune nicht verderben. Mit einem breiten Grinsen laufe ich den Sandweg neben der linken Koppel entlang, die am Waldrand endet. Es ist ein ganzes Stück und vom Haus aus sieht man Niall und Liam noch nicht, da das Ende hinter einem Hügel liegt. Erst als ich diesen passiert habe, entdecke ich die beiden.
"Hallo Louis, danke, dass du helfen kannst", begrüßt mich Niall, der gerade dabei ist, Draht von einer Rolle zu wickeln. "Ja. Kann ich dafür das Zelten sausen lassen?", frage ich grinsend, während ich die Arme vor meiner Brust verschränke.
"Natürlich nicht", kommt es trocken vom Iren. Liam höre ich leise lachen, weshalb ich mich zu ihm drehe. Auch er trägt heute ein sportliches Outfit, das zu seinem schwarzen Basecap passt. Schüchtern wirkend lächelt er mich an: "Ich habe gehört, dass ihr euch wieder versöhnt habt?"
Einige Sekunden bin ich irritiert, bis mir wieder einfällt, dass Harry gestern Nachmittag ja noch mit ihm gesprochen hat. "Ja, da hast du wohl richtig gehört", antworte ich freundlich, aber so emotionslos wie möglich. Natürlich will ich mir meine Freude nicht verbieten, andererseits will ich es Liam nicht so schwer machen.
"Mich freut das im Übrigen auch. Schön, dass mir das jemand erzählt hat", wirft Niall ein, weswegen ich mich wieder zu ihm drehe und grinse. "Entspann dich. Es ist erst seit gestern so." Ich will lachen, doch es bleibt mir im Halse stecken, als mir bewusst wird, wie es dazu kam. Im Grunde hat es damit angefangen, dass Harry mir erklärt hat, dass es jemanden unter uns gibt, der uns angeschwärzt hat. Unauffällig mustere ich die beiden Kerle neben mir. Könnten es doch Liam oder Niall gewesen sein? Oh Gott, es wäre furchtbar, wenn sich die zwei sogar zusammengetan haben, um uns zu verraten.
"Wenn du das sagst", erwidert er mit ausgestreckter Zunge. "Haha, wo ist eigentlich Zayn?", will ich dann von den beiden wissen, da ich mich wundere, dass sie ihn nicht gefragt haben. "Keine Ahnung, er hat sich nicht abgemeldet. Aber Liam meinte, dass sein Auto nicht da ist, deshalb habe ich es nicht bei ihm versucht."
Zayn ist also unterwegs? Das ist eher ungewöhnlich. Könnte er womöglich etwas bezüglich des Verrats zu tun haben? Meine Güte, das macht mich noch ganz kirre - sich ständig über jede Äußerung oder Handlung Gedanken machen zu müssen.
"So, dann packt mal bitte mit an", bittet Niall, nachdem er den Draht passend zurechtgeschnitten hat. Liam und ich greifen sofort zu, um Niall die Arbeit so einfach wie möglich zu machen.
Zu dritt klappt das Ganze zum Glück sehr gut, weshalb wir zügig mit den Flickarbeiten durch sind. Wir benötigen nur knapp eine Stunde, ehe sich der Blonde freudig in die Hände klatscht. "Perfekt, jetzt können die Pferde auch wieder raus, ohne dass wir Schiss haben müssen, dass sie ausbüxen."
"Hätte ich kein Problem mit", murmle ich, woraufhin Liam mir einen spielerischen Hieb mit seinem Ellenbogen gibt. "Harry aber schon." Mir liegt ein versauter Reitwitz als Konter auf der Zunge, aber weil ich Liam und nicht Zayn vor mir habe, halte ich mich zurück. "Da hast du auch wieder recht", lache ich daher nur, ehe ich damit beginne, Niall beim Zusammenpacken zu helfen.
Als auch das erledigt ist, machen wir uns wieder auf den Rückweg. Weit kommen wir jedoch nicht, weil Liam plötzlich stehenbleibt, mit großen Augen auf Zatago schaut und nur noch ein Hauchen zustande bringt: "Oh fuck..."
"Was ist?", frage ich alarmiert nach. Doch weil er mir keine Antwort gibt, gehe ich die letzten drei Meter um den Hügel herum, damit auch ich Zatago sehen kann.
Das mir gebotene Bild lässt sämtliches Blut in meinen Adern erfrieren.
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Zatago II - [Larry-AU]
FanfictionTeil II von Zatago Verzweiflung. Laut dem amerikanischen Webster-Wörterbuch ist das der Zustand völliger Hoffnungslosigkeit. Nicht einmal in seinen absurdesten Träumen hätte Louis sich vorstellen können, nach so kurzer Zeit wieder von diesem Gefühl...