Das Essen zieht sich mit jedem Gang weiter in die Länge und ich bin froh, dass es immer nur Miniportionen sind. Nach dem Dessert findet die erste Auktion des Abends statt, doch da mich das nicht wirklich interessiert, schaue ich ein bisschen durch die Gegend.
Ich bin fasziniert davon, welch aufwändige Masken einige tragen. Während unsere lediglich über Nasen-, Augen-, und Stirnpartie gehen, verhüllt die blaue Maskierung der Person am Nachbarstisch den ganzen Kopf. Mit präziser Kleinstarbeit muss diese angefertigt worden sein. Unheimlich viel Strass, Glitzer und goldene Verzierungen verlaufen ineinander, treffen sich auf der Stirn und gehen in lange Federn über, die bestimmt knapp einen Meter lang sind. Die Haare wurden ebenfalls hochtoupiert sowie blau gefärbt und erinnern mich ein bisschen an Marge Simpson.
Zum Glück sieht man meine gerunzelte Stirn nicht, denn ihren Sitznachbarn finde ich mit der Schnabelmaske doch etwas gruslig. Neben den beiden sitzt auch ein junges Mädchen, das lediglich weiß und rosa an sich herangelassen hat.
"Oh, sieh dir diesen sexy Hintern an", höre ich Michelle leise flüstern und reißt mich so aus meinen Beobachtungen. "Welchen?", frage ich leise zurück und prüfe in welche Richtung sie blickt. Da jedoch alle sitzen und nur eine Person zum Podium läuft, sehe ich schnell den besagten Hintern. Es ist ein schlanker Mann, der ziemlich finster wirkt. Als würden seine dunklen Haare und der schwarze Anzug nicht schon reichen, hat er darunter ein ebenfalls schwarzes Hemd und auch seine Maske ziert keinen einzigen Farbklecks. "Ja, ist nicht schlecht, aber an meinen kommt er trotzdem nicht ran", gebe ich schulterzuckend zu. "Wie kann man so...", zischt sie und spricht auch weiter, wird allerdings von donnerndem Applaus übertönt. Erschrocken zucke ich zusammen und stimme amüsiert mit ein.
Immer wieder kommt es zu tosendem Applaus, und auch wenn ich gar keine Ahnung habe, worum es eigentlich geht, klatsche ich.
Michelle schüttelt irgendwann den Kopf und greift nach meiner Hand, um mich hochzuziehen. Niemand beachtet uns wirklich, als wir durch die Tische huschen. "Es wird Zeit", informiert sie mich. "Was du nicht sagst, darauf wäre ich nie gekommen."
"Halt deine Klappe, du Lappen."
Genervt stöhne ich auf und rolle mit dem Augen: "Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du mich nicht Lappen nennen sollst. Deinen Zukünftigen kannst du so nennen, aber doch nicht mich." Michelle grinst schelmisch, antwortet mir aber nicht, sondern führt mich stattdessen zum Flur. Da der Sicherheitsdienst sich gerade innen bei der Hauptattraktion aufhält, bleiben wir unbemerkt. Wir durchqueren leise und mit raschen Schritten den leeren Eingangsbereich bis zu einer breiten Treppe mit einem geschwungenen Holzgeländer. Sie dirigiert mich in den ersten Stock und bleibt dann stehen.
"Pass auf, Louis. Wir müssen das Arbeitszimmer des Hausherren finden. Mein Kontaktmann hat mir gesagt, dass sich der Tresor mit dem Collier dort befindet. Dieses Haus hat vier Stockwerke, wir müssen also vorsichtig aber zügig arbeiten, damit wir nicht zu lange brauchen."
"Du hast einen Kontaktmann?", frage ich und ziehe erstaunt die Augenbrauen hoch. Wann hat sie bitte mit dem gesprochen?
"Ja, habe ich." Damit ist für Michelle scheinbar das Gespräch beendet, denn sie tapst los und winkt mich hinterher. Immer wieder blicke ich mich um, ob irgendwelche Bediensteten in der Nähe sind, doch bisher ist die Luft rein. Hinter der ersten Tür verbirgt sich ein klassisches Herrenzimmer mit rotem Teppich und einer Holzverkleidung an den Wänden. In der Mitte des Raumes stehen riesige, aber bequem aussehende Sessel sowie ein kleiner Tisch. Der darauf platzierte Cognac sieht eher wie Deko aus, als dass man ihn wirklich trinken würde. Muffeliger Geruch nach altem Tabak liegt in der Luft und die ganze dunkle Einrichtung lässt einen vermuten, eine Zeitreise gemacht zu haben.
Hier sind wir definitiv falsch und so verlassen wir den Raum schnell wieder. Zimmer für Zimmer arbeiten wir uns weiter vor, sehen Badezimmer, Schlafräume und Hobbyzimmer, bis wir schließlich auch mit dem dritten Stock fertig sind.

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Zatago II - [Larry-AU]
FanfictionTeil II von Zatago Verzweiflung. Laut dem amerikanischen Webster-Wörterbuch ist das der Zustand völliger Hoffnungslosigkeit. Nicht einmal in seinen absurdesten Träumen hätte Louis sich vorstellen können, nach so kurzer Zeit wieder von diesem Gefühl...