Drei Tage später klingelt es plötzlich Sturm, als ich gerade dabei bin, die Küche sauber zu machen. Weil Eleanor im Urlaub ist, hat sie uns gebeten, die Wohnung nicht allzu dreckig werden zu lassen. Harry ist währenddessen im Obergeschoss, um irgendetwas im Arbeitszimmer zu erledigen. "Meine Güte, ich komme ja schon", murmle ich, als der unangekündigte Gast keine Ruhe lässt.
Kaum ist die Tür einen Zentimeter auf, springt mir auch schon ein aufgeregter Zayn entgegen. "Louis! Du glaubst nicht, was ich gerade gefunden habe!" Wie ein hibbeliges Kind wedelt er mit einem kleinen Zettel vor meinem Gesicht hin und her.
"Du wirst es mir mit Sicherheit gleich verraten", meine ich skeptisch und ziehe eine Augenbraue hoch. "Nein! Rate! Los!", widerspricht er. Während er bereits grinsend in die Wohnung tritt, rolle ich mit den Augen. "Was weiß ich denn. Einen Code für ein überfülltes Bankschließfach?", stöhne ich genervt, weil er so ein Geheimnis daraus macht. Ich sehe den Schwarzhaarigen den Kopf schütteln, ehe er ins Wohnzimmer läuft. Rasch folge ich ihm und bleibe dann neben ihm stehen. "Viel besser", seufzt er verträumt. "Es ist die Handynummer von Michelle."
"Wie hast du die denn bekommen?", pruste ich drauf los. "Als ob sie dir die freiwillig geben würde." Mit einem Schmollmund schaut er mich an, weswegen ich lieber einen Meter Abstand nehme. "Ich bin halt ein toller Typ. Ich wollte Wäsche waschen, dabei habe ich die Nummer in meiner Hosentasche gefunden, die ich an dem Tag anhatte."
"Und das soll ich dir glauben? Solltest nicht gerade du es merken, wenn dir jemand an die Wäsche geht?", denke ich nach, während ich mich aufs Sofa setze. "Was weiß ich denn. Jedenfalls steht hier ganz klar eine Handynummer und ihr Name drauf", erwidert er nun schon etwas neutraler. Also bei aller Liebe kann ich mir nicht vorstellen, dass Michelle ihm seine Nummer gegeben hat. Falls doch, hat sie nicht gerade deutlich gemacht, dass sie ihn sympathisch findet. Vielleicht ist es aber auch eine Masche von ihr. Wobei das doch eine merkwürdige Masche wäre. Eher glaube ich daran, dass sie sich einen Scherz erlauben wollte und das eine falsche oder gar nicht erst existierende Handynummer ist. "Dann ruf sie an", sage ich trotzdem, um ihm nicht direkt alles zu vermiesen.
"Bist du bescheuert?! Natürlich tue ich das nicht", ruft er völlig entsetzt, weswegen ich mit den Augen rolle. "Dann eben nicht. Schmeiß den Zettel weg, wenn du sie nicht anrufen willst", zucke ich mit den Achseln. Zayn senkt den Blick, als er sich auf die Unterlippe beißt. Den kleinen Zettel betrachtet er nachdenklich, faltet ihn zusammen und wieder auseinander. Währenddessen lehne ich mich zurück und falte die Hände in meinem Schoß. So wird das doch nie was mit diesem Kerl. "Vielleicht hat sie ihn dir gegeben, um diesen Einbruch mit dir zu machen. Aber stell dir mal vor, sie hat ihn dir zugesteckt, um heißen, unvergesslichen, schweißt....
"Louis!", zischt Zayn mit hochrotem Kopf. Ich fange an zu lachen und hebe entschuldigend meine Arme: "Was denn? Wenn du sie nicht anrufst, wirst du es nicht erfahren. Du lässt dir deine Chance selbst entgehen." Michelles Fähigkeiten müssen ihn ja wirklich sehr beeindruckt haben, wenn er hier so rumdruckst. Ist ja furchtbar.
Er kommt zu mir und setzt sich neben mich, bevor er langsam nickt: "Okay, ich ruf' sie an. Aber was soll ich sagen?" Ist das sein Ernst? Als hätte er noch nie bei jemandem angerufen. "Wie wäre es zunächst mit deinem Namen? Und dann lass dir was einfallen. Mein Gott, du bist doch sonst so kreativ." Zayn verzieht sein Gesicht zu einer Grimasse, fischt dann aber doch sein Handy aus der Hosentasche, ehe er die Nummer eintippt. Schmunzelnd nehme ich wahr, wie der Kerl, der ohne mit der Wimper zu zucken die Bank of Montreal ausgeraubt hat, jetzt Bammel vor einem Telefonat hat. "Mach Lautsprecher an", sage ich noch schnell, kassiere dafür jedoch einen bösen Blick, als sei ich völlig irre.
Weil er das Handy nicht wieder sofort vom Ohr nimmt, gehe ich davon aus, dass tatsächlich ein Freizeichen ertönt. Plötzlich werden seine Augen groß und ich glaube, er hält sogar die Luft an. "Äh, hallo Michelle", stammelt er, weswegen ich mir schnell die Hand vor den Mund presse, um nicht zu lachen. Ich gebe zu, ich bin wirklich verwundert, dass es die richtige Handynummer ist. "Zayn. Hier ist Zayn. Ich habe deine Nummer gefunden", erklärt er sich.
Sein Bein wippt die ganze Zeit auf und ab, während die freien Finger unruhig auf dem Sofa trommeln. "Was? Nein. Ich meine den Zettel in meiner Hosentasche." Er hört sich stutzig an, weshalb ich die Stirn runzle. Im Hintergrund ist Michelles laute Stimme zu hören, nur leider kann ich nicht verstehen, worüber sie meckert. Zayn hingegen wird blass, was ich nicht als gutes Zeichen deute.
"Oh, verstehe", gibt er tatsächlich mutlos von sich. Das hört sich nicht positiv an. Aber warum gibt sie ihm seine Nummer? Zayn beendet noch nicht das Gespräch und hört weiter zu, jetzt ist Michelles Stimme jedoch nicht mehr zu hören, weil sie wieder leiser redet.
"Ja, ist er", sagt er nach einer Weile, ehe ich kommentarlos das Handy in die Hand gedrückt bekomme. Während ich es mir ans Ohr halte, verschwindet er aus dem Raum. "Hi, hier ist Louis", begrüße ich meine ehemalige Zimmergenossin verwirrt. "Hey Louis. Du, ich habe dir doch von diesem Auftrag auf dem Bauernhof erzählt oder?"
"Äh, ja. Wieso?", hake ich nach. "Morgen Abend steht die Bude leer, aber ich habe nur ein begrenztes Zeitfenster und das Anwesen ist riesig. Daher brauche ich Unterstützung. Ich weiß, du wolltest nicht. Aber hast du vielleicht doch Zeit?" Sie klingt tatsächlich aufgeschmissen, außerdem durfte ich über drei Wochen kostenfrei bei ihr und ihrem Onkel wohnen. "Ja, ist kein Thema. Aber warum nimmst du nicht Zayn mit?", will ich wissen, worauf ich sie schnauben höre und dann kurz Stille herrscht.
"Hat der überhaupt was drauf?", fragt sie schließlich zweifelnd. Immerhin ist das noch kein nein. Ich lache und schüttle belustigt den Kopf: "Michelle, du weißt, ich halte sehr viel von mir selbst. Aber in diesem Fall muss ich leider, leider zugeben, dass er mehr als ich drauf hat." Ich hoffe einfach, dass sie bei der Wahl ihrer Komplizen nur vorsichtig und wählerisch ist und Zayn nicht komplett für eine Niete hält.
"Meinetwegen, zu dritt sind wir noch schneller. Ich vertraue dir, Louis. Wenn wegen ihm irgendwas schiefläuft, haben wir beide Stress. Das verspreche ich dir."
Ist okay, mach bloß keinen Druck, Michelle.
Auch wenn ihre Stimme nicht böse klingt, weiß ich, dass sie es vollkommen ernst meint. "Keine Sorge. Er kann das besser als ich, glaub mir."
"Gut. Hast du was zu schreiben? Dann gebe ich dir eben die Adressdaten durch." Schmunzelnd, weil Zayn doch mit kann, greife ich zu meinem eigenen Handy, um die Daten zu notieren. "Warte, eine Frage habe ich noch. Wie kommt deine Handynummer in Zayns Hosentasche?"
"Was weiß ich denn. Ich schätze, Tammy hat sich einen Scherz erlaubt", stöhnt sie gereizt, woraufhin ich das Thema sein lasse - der arme Zayn. Michelle gibt mir noch Uhrzeit und den Ort, an dem wir uns vorher treffen durch, ehe wir das Gespräch beenden.
Anschließend stehe ich auf, um Zayn zu suchen. Dieser sitzt wie ein Schluck Wasser auf einem der Stühle in der Küche und starrt ins Nichts. "Morgen um 21 Uhr", sage ich, als ich ihm sein Handy hinhalte. Als würde ich ihn aus seiner Trance reißen, blinzelt er einige Male. "Was?", wispert er.
"Du hast mich schon verstanden. Kennst du diese Adresse?", frage ich ihn, während ich ihm mein Smartphone unter die Nase halte. "Ja... Ja, die kenne ich tatsächlich. Aber was..."
"Super. Michelle erwartet uns morgen pünktlich. Das Gebäude soll wohl recht groß sein. Bis wir uns da zurecht gefunden haben und die Zenith gefunden haben, kann es dauern. Sie verlässt sich auf uns."
"Warte, nicht so schnell. Auf uns? Heißt das... " Er stoppt, blickt mich überfordert an und bringt mich so erneut zum lachen. "Ja, genau das heißt es. Verbock es nicht."
Seine Lippen verziehen sich zu dem schüchternsten Lächeln, das ich je von ihm gesehen habe, ehe er rasselnd ausatmet und dann mit den Fingern durch die Haare fährt. "Ich war da auch schon mal", überlegt er. "Ich glaube, ich habe noch etwas, was uns behilflich sein könnte. Wir müssen ins Büro. Lass uns direkt los, Louis."
Wie von der Tarantel gestochen springt er auf und zieht mich mit auf den Flur. "Wow, jetzt hast du es aber eilig", staune ich, als er bereits zur Tür läuft. "Ja natürlich. Ich muss... wir müssen doch vorbereitet sein."
Zum gefühlt hundertsten Mal verdrehe ich die Augen, bevor ich zur Wendeltreppe nicke: "Ich sag noch eben Harry Bescheid, dann können wir los."

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Zatago II - [Larry-AU]
FanfictionTeil II von Zatago Verzweiflung. Laut dem amerikanischen Webster-Wörterbuch ist das der Zustand völliger Hoffnungslosigkeit. Nicht einmal in seinen absurdesten Träumen hätte Louis sich vorstellen können, nach so kurzer Zeit wieder von diesem Gefühl...