Kapitel 34

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Erst zieht Liam die Tür nur einen Spalt breit auf, lugt hindurch und reißt sie dann so schwungvoll auf, dass die Klinke gegen die dahinterliegende Wand knallt.

"Gott sei Dank", höre ich ihn, ehe er den Besucher überschwänglich in die Arme schließt. Nun erkenne auch ich, wer es ist. "Man, wo hast du denn gesteckt? Wir haben uns schon Sorgen gemacht", nuschelt Liam gegen die Schulter des Gastes. Mir fällt ein Stein vom Herzen, denn kurzzeitig dachte ich, es wäre die Polizei. Schnell bin ich auf den Beinen, um ihn ebenfalls zu begrüßen. "Zayn", freue ich mich. "Wie hast du uns gefunden?"

Vorerst erhalte ich keine Antwort, denn Angesprochener löst sich von Liam, um mich fest an sich zu drücken. "Schön, euch zu sehen", sagt er und klopft dabei auf meinen Rücken. "Wir holen Harry da raus", flüstert er, sodass nur ich es höre. Er weiß also, was passiert ist. Augenblicklich spüre ich einen Stich in meinem Herzen sowie das Brennen in meinen Augen. Mit geschlossenen Lidern nicke ich, da ich bei einer Antwort mindestens eine Träne verlieren werde. Unsere Umarmung hat etwas Tröstliches, denn nach Harry ist Zayn meine zweite Bezugsperson. Ich bete dafür, dass nicht er der Verräter ist.

Nach mir begrüßt er noch Niall, bevor wir uns wieder hinsetzen. "Woher wusstest du, wo wir sind?", fragt jetzt auch Niall. Der Pakistani grinst und blickt einmal zu Liam, der sein Grinsen erwidert. "Liam und ich haben mal vor ein paar Jahren darüber gescherzt, dass wir uns in diesem Hotel treffen, sollten wir getrennt werden. Ich hatte zwar keine Ahnung, ob Liam sich noch erinnern konnte und wer alles verhaftet wurde, aber ich wollte es versuchen. Ich konnte mich erst nicht mehr an den Namen des Hotels erinnern, weshalb es etwas gedauert hat, bis ich euch gefunden habe. An der Rezeption brauchte ich auch noch ein bisschen, bis man mir eure Zimmernummer gab, aber es hat geklappt", erklärt er, woraufhin ich erstaunt zu Liam blicke. Wir sind also nicht zufällig hier gelandet.

"Zum Glück habt ihr beide dran gedacht", sagt Niall, der Zayn mit fragendem Blick die Whiskeyflasche hinhält, doch dieser lehnt ab. "Wo warst du am Tag von Harrys Verhaftung und wie hast du davon erfahren?"

Verlegen kratzt sich Zayn am Hinterkopf, bevor sein Blick mir gilt. Er lächelt und beißt sich auf die Unterlippe, was wohl bereits jetzt Liams Vermutung bestätigt. "Du warst bei Michelle", stelle ich fest, woraufhin er mich überrascht ansieht. Schmunzelnd zucke ich mit den Achseln. Zayn kann sein Grinsen nicht kaschieren, während er über den Dreitagebart kratzt und nickt. "Ja, war ich. Wir haben uns ein bisschen unterhalten."

"Unterhalten?", hake ich ungläubig nach und ziehe die Augenbrauen hoch. Auch wenn Zayn der verklemmteste Mensch ist, den ich kenne, ist er immer noch ein Mann. Bei aller Liebe kann ich mir nicht vorstellen, dass da nichts gelaufen ist. Mit Sicherheit hat Michelle ihn verführt. "Ja, unterhalten, Louis." Er beharrt weiter auf seiner Interpretation, weshalb ich nur kichere.

"Über Tammy zum Beispiel", fügt er bei. Augenblicklich verstumme ich und runzle die Stirn. Tammy? Michelles beste Freundin? Warum sollten die beiden über sie sprechen? Zayn lässt seine Finger durch die Haare gleiten, ehe er tief Luft holt: "Michelle ist jetzt der festen Überzeugung, dass Tammy ein Maulwurf ist."

"Was?!"

Tammy? Ich habe sie nur zweimal gesehen. Einmal auf dem Maskenball und beim zweiten Mal war ich bei Michelle, als ich meine Klamotten wieder abgeholt habe. Und soweit ich mich richtig erinnere, haben wir bei beiden Malen nicht über den Bankraub gesprochen. Wie hätte sie da etwas davon mitbekommen sollen?

"Ja. Nachdem ich letztens zurück nach Hause wollte, habe ich die ganze Polizei gesehen und bin sofort zurück zu Michelle. Wir haben stundenlang überlegt, was passiert sein könnte. Und irgendwann kam sie auf Tammy. Nachdem wir damals deine Sachen geholt haben, ist sie wohl auch direkt abgehauen. In dem Moment hat Michelle sich keine Gedanken darüber gemacht, aber jetzt im Nachhinein war es schon verdächtig. Und sie hat mir doch auch Michelles Handynummer in die Klamotten gesteckt. So hätte sie mich orten können, nachdem ich mit Michelle Kontakt aufgenommen habe. Aber wir glauben, dass sie uns an diesem Tag schon gefolgt ist."

Tammy also. Zayns Erklärungen klingen sogar nachvollziehbar. Und es würde mein Herz um einiges erleichtern, wenn niemand von uns der Verräter ist. "Aber woher weiß sie denn vom Bankraub? Hat Michelle ihr was erzählt?" Mir ist nicht klar, wie sie sonst überhaupt Verdacht schöpfen konnte. "Das wusste Michelle auch nicht. Sie meinte, ihr habt nur einmal darüber gesprochen und das war in irgendeinem Park? Vielleicht hat Tammy euch dort belauscht?"

Hat sie? Was weiß ich denn. Zu dem Zeitpunkt stand ich völlig neben mir aufgrund der Trennung von Harry. Da habe ich ganz gewiss nicht auf die Umgebung geachtet, ob wir von irgendeiner Irren beobachtet und belauscht werden. Deswegen zucke ich auch ahnungslos mit den Schultern, denn ich weiß es nicht. Möglich wäre es aber. Ich schwöre, wenn sie es war, kann sie was erleben. Sie hat mir Harry weggenommen, das kann ich nicht durchgehen lassen.

Zayn bleibt noch gut eine Stunde. Da wir jedoch keinen weiteren Schlafplatz haben, wird er woanders nächtigen. Und weil ich noch ein paar bestimmte Details haben möchte, begleite ich ihn bis nach unten in die Hotellobby. "Jetzt erzähl doch mal. Seid ihr zusammen?", will ich grinsend von ihm wissen. Mit einem Ellenbogenhieb gegen meinen Oberarm rollt Zayn mit den Augen. "Das geht dich nichts an."

Das war kein nein.

"Och, Zayn. Du wolltest von Harry und mir auch alles wissen. Da ist es nur fair, wenn du mir das jetzt auch erzählst", schmolle ich. Nichtssagend drückt der Schwarzhaarige neben mir auf den Knopf des Fahrstuhls. Als ich in sein Gesicht blicke, sehe ich, wie seine Stirn in nachdenkliche Falten gezogen ist. "Sag schon", lache ich.

"So weit sind wir noch nicht", murmelt er, ehe wir den Aufzug betreten. Mein Grinsen wird breiter und sein Gesicht fragender, als er mich ansieht. "Das ist der Anfang, Zayn. Ich freue mich, wenn das was mit euch wird." Seine Wangen werden rot, seine Mundwinkel verziehen sich zu einem leichten Lächeln und mit seinem Schuh reibt er über den Boden. Er ist und bleibt einfach verkrampft, wenn es um solche Themen geht.

Die Aufzugtüren öffnen sich wieder, woraufhin Zayn sofort vorgeht. "Wir sehen uns morgen wie verabredet im Café, ja? Gute Nacht, Louis", verabschiedet er sich rasch. Einen Moment bleibe ich in der Lichtschranke stehen, damit die Türen geöffnet bleiben, dann gehe ich ebenfalls heraus, laufe den Gang entlang und schiele um die Ecke, um die Hotellobby abzuscannen. Am Eingang entdecke ich tatsächlich Michelle, die ihre langen Haare heute zu einem Pferdeschwanz frisiert hat. Ihr sportlicher Körper steckt in einem royalblauen Mantel, der zu den gleichfarbigen Stiefeletten passt. Sie lächelt, als sie Zayn erblickt, der auf sie zuläuft. Sie küssen sich nicht, aber Zayn nimmt ihre Hand, ehe sie gemeinsam das Hotel durch die Drehtür verlassen. Zufrieden beäuge ich die beiden, bis sie aus meinem Sichtfeld verschwinden und ich grinsend zurück ins Zimmer laufe.

Ich freue mich wirklich für die beiden, auch wenn ihre Zuneigung mir wieder zeigt, wie sehr ich Harry vermisse.

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Bitte vergesst das Voten nicht ♡

Huiii... es ist einiges passiert in diesem Kapitel. Zayn ist wieder da und scheint tatsächlich mit Michelle anzubandeln ;)

Außerdem rückt eine neue Person in den Kreis der Verdächtigen. Tammy. So unwichtig, dass Louis nie an sie gedacht hat. Könnte sie mit dem Verrat etwas zu tun haben?

Zatago II - [Larry-AU]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt