Kapitel 42

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Noch ein Update 😱
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Es ist soweit. Heute ist der Tag, der über Harrys nächsten Lebensjahre entscheidet. Nervös beobachte ich ihn dabei, wie er in sein Hemd schlüpft, das er mit zittrigen Fingern zuknöpft. Eigentlich sollte ich ihm eine Stütze sein, aber ich fühle mich leer. Unglaublich hilflos.

Nach meinem gestrigen Gefühlsausbruch habe ich momentan keine Tränen mehr übrig. Die Panik nagt an mir, aber weil es Harrys Prozess ist, erwähne ich es nicht. Ich blinzle und erhebe mich aus meiner sitzenden Position vom Bett. "Ich liebe dich, Schatz", sage ich leise zu Harry, als ich mich hinter ihn stelle und einen Arm um seine Taille lege. Er weiß, wie sehr ich ihn liebe, aber ich habe das Bedürfnis, es ihm noch einmal zu sagen. Er gibt mir jeden Tag aufs Neue das Gefühl, ihn noch mehr zu lieben.

"Ich dich auch, Louis", erwidert er. Ich höre das Lächeln aus seiner Stimme, bevor er sich in meinen Armen umdreht. Sanft legt er seine Hände an meinen Hals, meine platziere ich auf seiner Brust. Flatternd fallen meine Augen zu, als er mich küsst, denn diesen Moment möchte ich so lange genießen wie möglich. Seine warme Zunge streicht zärtlich über meine und eine Hand, die eben noch an meiner Wange lag, legt sich nun an meinen Nacken. Ich wünsche mir, dass dieser Kuss nie endet. Es könnte unser letzter sein.

Doch natürlich erfüllt sich dieser Wunsch nicht, weshalb Harry sich kurzdarauf von mir löst. Harrys Blick zeigt so viele Emotionen, als er schluckt. Am liebsten würde ich sie ihm alle nehmen, aber leider geht das nicht. "Ich muss los", informiert er mich flüsternd, woraufhin ich traurig nicke.

Gemeinsam laufen wir die Treppe hinunter in den Flur, wo auch Zayn steht. Zunächst wollte ich mit zur Hauptverhandlung. Weil Harry es aber für keine gute Idee hielt, bleiben wir hier. Zayn leistet mir solange Gesellschaft, bevor - hoffentlich - Harry später wiederkommt. Ich weiß nicht, was ich machen soll, wenn dieser Fall nicht eintritt. Diese Vorstellung verletzt mich so sehr, dass ich mich bisher geweigert habe, darüber nachzudenken.

Mr. Grimshaw, Harrys Anwalt, ist auch da, weil sie zuvor noch die letzten Details besprochen haben. Außerdem nimmt er Harry mit, damit sein Auto im Falle einer Verurteilung hier steht und nicht in irgendeinem Parkhaus.

Die Verabschiedung fällt emotional aus, weshalb ich am Schluss doch wieder weine. "Ich liebe dich von ganzem Herzen ... bitte vergiss das nie", wispert Harry in mein Ohr, sodass nur ich es höre. Ich kann nichts erwidern, meine Kehle ist wie zugeschnürt, weshalb ich lediglich nicke. Harry weiß, dass ich dasselbe für ihn empfinde.

Auch Zayn zieht er in eine brüderliche Umarmung, ehe er gemeinsam mit seinem Anwalt aufbricht. Als die Tür geschlossen wird, lehne ich mich mit dem Rücken an die Wand und schließe die Augen.

Bitte lasst Harry da heile rauskommen!

"Komm, lass uns ins Wohnzimmer gehen", bittet Zayn mich. Tief durchatmend drücke ich mich von der Tapete, um ihm zu folgen. Eleanors Hauptverhandlung läuft parallel zu Harrys, um eventuelle Absprachen zu vermeiden. Deshalb ist auch sie nicht mehr anwesend. Von Liam hat Harry sich bereits heute Morgen verabschiedet.

Kaum dass ich sitze, greife ich zur Fernbedienung, damit ich den Fernseher einschalten kann. Stille halte ich jetzt nicht aus. Den erstbesten Sender lasse ich an, weil ich sowieso nicht wirklich begreife, worum es geht. Zayns Blicke spüre ich immer wieder auf mir, doch anscheinend weiß er auch nicht wirklich, worüber er reden soll.

Harry muss einfach freigesprochen werden. Die haben doch gar nicht genügend Beweise! Alles andere macht überhaupt keinen Sinn. Ein Leben ohne Harry macht für mich keinen Sinn.

"Soll ich uns was zu essen machen?", fragt Zayn irgendwann, woraufhin ich zusammenzucke. "Kein Hunger", murmle ich und starre weiter auf den flimmernden Bildschirm.

"Louis ..." Ich reagiere nicht, weil ich keine Lust habe zu reden. Harry soll einfach nur wiederkommen. Für die Hauptverhandlung sind zwei Stunden anberaumt. Sind die schon um? Mein Blick huscht auf mein Handy, das mir preisgibt, dass gerade mal 15 Minuten vergangen sind.

"Brauchst du sonst irge..."

"Zayn! Ich...", fauche ich, halte dann aber inne, um tief Luft zu holen. Er kann für die Situation nichts und will einfach nur bei mir sein, damit ich nicht alleine bin. "Ich will gar nichts machen, okay?", sage ich möglichst neutral.

"Ich kann verstehen, dass du gereizt und angespannt bist. Aber hier zu schmollen, bringt doch auch nichts. Wir sollten uns irgendwie ablenken. Sollen wir rüber in meine Wohnung und eine Runde Playstation zocken?"

Er meint es nur gut, Louis! Reg dich nicht auf.

Und in seine Wohnung? Auf keinen Fall! Nachher verpasse ich noch, wenn Harry wiederkommen sollte. "Keine Lust", nuschle ich daher nur. "Dann lass uns wenigstens über irgendwas quatschen, damit die Zeit schneller vergeht."

Ich seufze genervt, denn er lässt ja doch keine Ruhe. "Okay, wie läuft es mit Michelle?", frage ich herausfordernd, weil er über sie doch sowieso nicht sprechen mag. Und sein Blick gibt mir recht. Unsicher kaut er auf seiner Wange, was mich die Augen verdrehen und zurück zum Fernseher sehen lässt. "Siehst du, du willst ja auch nicht reden."

"Es läuft gut", gibt er dann doch auf einmal zu. Aha. Eine Frage, eine Antwort, fertig. Krasses Gespräch. Zehn Sekunden sind vergangen.

"Sehr gut sogar", schiebt er noch hinterher. Weil ich das veträumte Grinsen aus seiner Stimme heraushöre, schiele ich nun doch zu ihm. Skeptisch hebe ich eine Augenbraue, was ihn leise lachen lässt. Doch seine roten Ohren verraten sofort, was er meint. "Ihr habt endlich gevögelt?"

"Louis!", entsetzt er sich bei meiner Frage, worauf ich mit der Zunge schnalze. "Entschuldige. Ihr habt endlich miteinander ... du weißt schon?", versuche ich es mit seinen Worten, male dabei mit meinen Fingern Anführungszeichen in die Luft.

"Ich glaube schon", nuschelt er. Seine Hand kratzt dabei verlegen über seinen Dreitagebart. "Du glaubst? Nimm's mir nicht übel, aber das solltest du schon wissen. Wenn nicht, hattest du einen sehr merkwürdigen Traum."

Jetzt ist es Zayn, der mit den Augen rollt, dann aber ganz langsam nickt. "Ja, haben wir", grinst er schüchtern, was mich dann doch das erste Mal an diesem Tag zum Schmunzeln bringt. "Awww, Zaynie ist keine Jungfrau mehr. Ich bin stolz auf dich."

"Louis, ich habe dir schon mal gesagt, ich war keine ... ich habe schon ...", erwidert er empört, was ich mit einem Abwinken quittiere. "Wie auch immer. Ich will alle schmutzigen Details."

"Was? Nein! Das erzähle ich doch nicht!"

"Och, komm schon. Da ist doch nichts dabei. Ich erzähle dir auch gerne, wie ich Harry hier auf diesem Sofa geritten habe oder wie wir es im Stall getrieben haben. Oder von seinem Sperma, das aus meinem Mund lief. Oder sein Schwanz, der..."

"Oh Gott, Louis!", ruft Zayn und springt auf, ehe er angewidert das Sofa betrachtet, auf dem er eben noch saß. Ich muss so sehr lachen, dass ich mir den Bauch halte. "Entspann dich, es lag 'ne Decke drunter", japse ich nach Luft schnappend.

"Wirklich?" Ich nicke, woraufhin Zayn einmal die Nase kräuselt und sich dann vorsichtig wieder hinsetzt. Sein Blick ist regelrecht verstört, als er mir in die Augen blickt. "Und ihr habt wirklich im Stall?", flüstert er ungläubig, sodass ich mir ein Losprusten verkneifen muss. Hat er Angst, dass uns jemand belauscht? Ich nicke grinsend, was Zayn dazu bringt über sein Gesicht zu reiben. Hach, er ist und bleibt einfach verklemmt.

"Genug von mir, kommen wir zu deinem Sexleben. Es bleibt auch unter uns", versichere ich ihm, bevor Zayn sich seufzend gegen das Rückpolster der Couch fallen lässt.
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Jetzt heißt es warten ...

Zatago II - [Larry-AU]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt