Mit gerunzelter Stirn blickt Harry hinter mich. Als ich mich umdrehe, erkenne ich auch den Grund. Liam steht zwar noch immer an den Fahrradständern, hat uns aber den Rücken zugedreht. Ich verkneife mir ein Seufzen, weil ich natürlich weiß, warum er das getan hat. Er wollte die Zärtlichkeiten zwischen Harry und mir nicht sehen, das sollte eigentlich auch Harry wissen. Benannter sieht mich noch einmal mit einem merkwürdigen Blick an, ehe er sich gänzlich von mir löst, um zu Liam zu gehen.
Sachte legt er ihm eine Hand auf die Schulter, worauf Liam sein Gesicht zu Harry dreht und ihn anlächelt. Sie reden miteinander, doch ich verstehe nicht worüber, weil ich zu weit weg bin. Erst nach ein paar Sätzen ziehen sie sich in eine brüderliche Umarmung, die mich zum Lächeln bringt. Nach Liams gestrigen Erzählungen bin ich froh, dass ich nicht der Grund für eine zerstörte Freundschaft bin. Das hätte mir schwer zu schaffen gemacht.
Erst als die beiden zu mir schauen, setze ich mich in Bewegung, um mich zu ihnen zu gesellen. Ich stelle mich dicht neben Harry, halte mich aber für Liam vorerst mit weiteren Berührungen zurück. "Seid ihr alleine hier?", erkundigt sich Harry, was Liam sofort verneint. "Zayn, Michelle und Niall sind noch im Café, lass uns doch direkt reingehen. Dann kannst du alles erklären."
Nachdenklich wiegt Harry seinen Kopf hin und her, verzieht sein Gesicht dann aber zu einem nicht gerade begeisterten Ausdruck: "Ich möchte das ungerne hier tun, wo so viele Leute mithören können. Wir können nach Hause fahren."
Nun ist es Liam, der skeptisch schaut: "Meinst du nicht, das ist zu gefährlich für uns? Was ist, wenn die Bullenschweine wiederkommen?"
"Nein, werden sie nicht. Sie haben einmal alles auf den Kopf gestellt, ein weiteres Mal ist nicht erlaubt. Außerdem verdächtigen sie nur mich", versichert Harry ihm, was auch mich direkt beruhigt. Wenn Harry das sagt, stimmt es auch. Warum sollte er auch lügen? Aber warum verdächtigen sie nur Harry?
"Ach? Das wusste ich gar nicht. Da du eben mit dem Bus gefahren bist, gehe ich davon aus, dass dein Auto nicht in der Nähe ist? Warum bist du überhaupt mit dem Bus gefahren?"
Harry seufzt, ehe er antwortet. "Doch, mein Wagen steht im Parkhaus in der Kearny Street. Ich suche euch seit Tagen und war mir sicher, dass ich mehr Glück habe, wenn ich mit Bus und Bahn fahre." Stimmt, das erklärt es. Daraufhin nickt Liam verstehend, der dann vorschlägt Niall zu holen. Michelles Audi steht vor der Tür, doch weil das lediglich ein Zweisitzer ist, wird nur Zayn dort Platz finden. Was Harry wohl dazu sagt, dass Zayn mit einer Frau anbandelt, die nicht sonderlich begeistert von unseren Geschäften ist?
Liam läuft zurück ins Café, damit er Niall holen kann. Diese Minuten nutze ich aus, um mich vor Harry zu stellen und meine Hände in die Taschen seines Pullovers zu schieben. Er neigt seinen Kopf, damit er mich ansehen kann. Zwar erwidert Harry mein Lächeln, doch ich sehe in seinen Augen Unsicherheit. War die eben auch schon da, oder habe ich sie in meiner Freude nicht wahrgenommen? "Alles okay?", frage ich ihn leise.
Harry schluckt, schaut kurz zum Gebäude, in das Liam gelaufen ist, ehe er nickt: "Warum sind alle hier? Hast du was mitbekommen, wer geplaudert haben könnte?"
"Jein, wir sind uns nicht sicher, glauben aber, dass es Tammy war. Eine Freundin von Michelle. Lass uns das auch besprechen, wenn alle zusammensitzen. Haben sie dir im Gefängnis etwas getan?", forsche ich weiter nach. Irgendwas hat er doch. Oder ist das noch immer die Unsicherheit, die durch unsere Beziehungspause entstanden ist? Immerhin waren wir nicht mal 24 Stunden wieder zusammen, bevor wir erneut getrennt wurden. Glaubt er vielleicht immer noch, dass ich ihn wieder verlasse?
"Nein, natürlich nicht. Ich war doch nur ein paar Stunden da", versichert er mir. Skeptisch mustere ich sein Profil und seine Augen, die durch die Gegend huschen. Solange, bis ich eine Hand an seine Wange lege, um sein Gesicht zu mir zu drehen. "Harry, ich liebe dich", sage ich mit eindringlicher Stimme und sehe ihm dabei fest in die Augen, damit er versteht, wie ernst es mir ist. Dass ich ihn nicht verlassen werde.

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Zatago II - [Larry-AU]
FanficTeil II von Zatago Verzweiflung. Laut dem amerikanischen Webster-Wörterbuch ist das der Zustand völliger Hoffnungslosigkeit. Nicht einmal in seinen absurdesten Träumen hätte Louis sich vorstellen können, nach so kurzer Zeit wieder von diesem Gefühl...