Die Zelte stehen, der Kuchen ist fertig und Bier sowie Schnaps sind kalt gestellt. Liam hat uns etwas vom Chinesen geholt, während wir auf Niall warten. Dieser war sichtlich angetan von unserer Überraschung, bestand jedoch darauf, vorher noch duschen zu gehen. Auch wenn Liam der Meinung war, dass er durch das Lagerfeuer sowieso gleich wieder nach Rauch stinken wird.
Noch ist es hell, doch die Sonne neigt sich bereits ihrem Untergang zu. Gemütlich lehne ich mich gegen Harry, der neben mir auf einer Decke sitzt und mit einem Stock in der Glut des Lagerfeuers herumstochert. "Wo ist Eleanor?", frage ich ihn leise, sodass nur er es hört. "Ihr ging's nicht so gut und ist deswegen drinnen geblieben. Ich denke, sie hat auch noch an der Verhaftung zu knabbern."
Verstehend nicke ich. Denn auch wenn sie mit allen hier befreundet ist, sind es bei weitem nicht so innige Freundschaften wie unter den Männern. Ich kann mir vorstellen, dass sie sich ab und zu gerne zurückzieht, weil sie sich fehl am Platz fühlt.
"Was machen eigentlich deine Mutter und Gemma?", wechsle ich schnell das Thema, während ich meinen Kopf auf seine Schulter lege und das knisternde Feuer beobachte. "Was meinst du?"
"Naja, du weißt, dass meine Familie nach Großbritannien gezogen ist, aber wir haben noch nie über deine gesprochen." Ich vernehme ein Nicken, ehe er den Stock ablegt. Stattdessen schlingt er einen Arm um mich und lehnt seine Wange an meinen Kopf. Wie schön es sich anfühlt, wenn er einfach tut, wonach ihm ist - ganz ohne Unsicherheit. "Wir sind auch umgezogen, nachdem Dad gestorben ist. Aber nur in einen anderen Stadtteil, weil Mum den Ort nicht verlassen wollte. Dort wohnt sie noch immer und hat vor drei Jahren auch ihren neuen Partner kennengelernt. Gemma hat Medizin studiert. Kennst du Ärzte ohne Grenzen? Momentan ist sie in Guatemala und hilft dort."
Oh wow, damit habe ich nicht gerechnet. Ich lasse das einen Augenblick auf mich wirken, bis ich kichern muss. "Was ist?", fragt Harry mich mit verwirrter Stimme. Meine Hand greift zu seiner, um mit seinen Fingern zu spielen. "Ich denke mal nicht, dass Gemma weiß, was du so treibst oder? Sie hilft quasi den Menschen, denen du das Geld wegnimmst. Du bist das komplette Gegenteil", erkläre ich ihm.
"Ähm", sagt er nur, verstummt dann aber wieder. Wir schweigen einen Moment und ich sehe ihm an, dass er darüber nachdenkt. Ich weiß, wie viel seine Schwester ihm bedeutet. Normalerweise würde ich ihm auch nicht in seine Geschäfte reinquatschen, aber ihre "Jobs" sind schon sehr widersprüchlich. "Willst du, dass ich unsere Stiftung auflöse?", fragt er irgendwann leise, doch schnell schüttle ich den Kopf. "Nein, Harry. Ich möchte, dass du tust, was du möchtest."
"Ich habe gehört, hier steigt 'ne Party?", höre ich es plötzlich hinter mir rufen, woraufhin ich zusammenzucke. Niall ist fertig angezogen und grinst wie blöde, als er die Zelte, das Essen und das Feuer sieht. Beim Zurückweichen trifft sich Harrys Blick noch einmal mit meinem. Ich lächle ihn an und streichle über seine Wange, damit er weiß, dass ich alles unterstütze, was er auch macht.
Dann rapple ich mich auf, um das Geburtstagskind willkommen zu heißen. Die anderen machen es mir nach, während ich mich um die Musik kümmere. Mit einer Kabeltrommel hat Zayn dafür gesorgt, dass wir hier Strom haben, der nun den sanften Bass ertönen lässt.
Bierflaschen werden geöffnet und das chinesische Essen verteilt. Ich weiß wirklich nicht, ob ich mich so schnell an Eleanors oder Harrys Kochkünste gewöhnt habe, aber es schmeckt grauenvoll. Früher war es ein Highlight, wenn ich mal so einen Fraß vor mir hatte. Weil ich aber nicht die Stimmung vermiesen will, halte ich lieber meine Klappe und stopfe die gelbe Pampe in meinen Mund. Zum Glück haben wir ja noch den Kuchen.
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Es ist ein feuchtfröhlicher Abend. Wir lachen, erzählen lustige Geschichten und spielen komische Trinkspiele, die ich sogar aus meinen jugendlichen Zeiten kenne. Zum Glück gibt es heute keinen Whiskey, stattdessen habe ich dafür gesorgt, dass Tequila in der Runde landet. Harry grinst mich wissend an, als ich das nächste Glas an die Lippen führe und anschließend in die Zitronenscheibe beiße. Wenn die anderen nicht hier wären, hätte ich mich jetzt auf Harry gestürzt, aber das muss wohl bis morgen warten.

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Zatago II - [Larry-AU]
FanfictionTeil II von Zatago Verzweiflung. Laut dem amerikanischen Webster-Wörterbuch ist das der Zustand völliger Hoffnungslosigkeit. Nicht einmal in seinen absurdesten Träumen hätte Louis sich vorstellen können, nach so kurzer Zeit wieder von diesem Gefühl...