Lügen

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Tylers Sicht

Es war die mir altbekannte Übelkeit die mich überfiel, immer wenn ich eine Arztpraxis betrat. Diesen klinisch sauberen Geruch konnte ich einfach nicht riechen. Daisy stand am Schalter um sich anzumelden, während ich noch immer versuchte meinen Magen zu beruhigen. Lächelnd kam sie auf mich zu „Komm setzten wir uns“, sagte sie „Ja setzten…gute Idee“, mein Magen rebelliert nach wie vor gegen mich. Daisy sah mich an „Manche Dinge ändern sich wohl nie“, sagte sie kichernd, während sie den Mutterpass in Ihre Handtasche verschwinden ließ. In solchen Momenten erinnerte ich mich daran warum ich mal mit Daisy zusammengekommen war, an diese leichten kleinen Gefühle zwischen uns, die allerdings kein Vergleich zu den Gefühlen waren, die Angel in mir auslöste. Vom lauen Südseewind zum Orkan.

Daisy war die letzten zwei Monate immer ohne mich beim Arzt gewesen, die Termine fielen immer so dass ich grade nicht konnte, aber nach meinem unerbittlichen Drängen, hatten wir heute einen Termin an dem ich auch dabei sein konnte. Nachdem ich eine weile in dem Warteraum Gesäßen hatte verflog langsam die Übelkeit. Angel war mir ein paarmal in den letzten Monaten begegnet, aber nie haben wir ein Wort miteinander gewechselt, es war einfach nur schmerzhaft ihr ins Gesicht zu blicken. Denn ich traf sie immer genau dann, wenn ich dachte der Schmerz würde grade etwas nachlassen. Zwar hatte ich mich daran gewöhnt, dass Daisy nun ständig in meiner Nähe war, doch hatte ich keinerlei Gefühle mehr für sie. Ich schlief nach wie vor im Gästezimmer und das würde sich wohl auch nicht mehr ändern. Zumindest nicht in nächster Zeit.

„Mrs. Sutten. Sie sind dann dran“, wir erhoben uns und kurz wollte mein Magen gegen mich aufbegehren, doch ich unterdrückte das Gefühl. Wir betraten den Behandlungsraum.  „Hallo Daisy“, begrüßte der Arzt sie. „Legen Sie sich doch bitte hin. Wir wollen heute einen Ultraschall machen“, sagte er „Sie müssen Daisys Freund Tyler sein?“, er gab mir die Hand und lächelte mich irgendwie mitleidig an. Ich sah ihn irritiert an, doch er drehte sich schnell weg und schnappte sich das Gel. „So dann wollen wir doch mal sehen“, er verteilte das Gel auf Daisys Bauch, der für eine Schwangere im 4. Monat immer noch sehr flach war. Dann schaltete er den Apparat ein und ein Gewirr ausweißen und schwarzen Konturen zeichnete sich auf dem Bildschirm ab und ein kleines schlagendes Herz war zu hören. Der Arzt erklärte munter drauf los, doch seine Stimme war für mich nur noch ein leises Hintergrundgeräusch, ich starrte nur auf den Bildschirm und hörte das Schlagen des kleinen Herzens. „Mr. Brown?“, ich war ganz in Gedanken sah dann aber zum Arzt auf „Ich müsste sie bitten nochmal kurz draußen zu warten“, ich dachte mir nichts dabei. „Ja klar. Ich warte draußen“, sagte ich zu Daisy und verließ den Raum. Kaum war ich im Flur, wollte ich Paul anrufen und ihm von meinem Erlebnis das ich grade hatte erzählen. Ich tastete in meiner Tasche nach dem Handy, doch ich fand es nicht. Es musste mir im Behandlungsraum aus der Tasche gefallen sein. Ich ging zurück und drückte leise die Tür auf, doch als ich stimmen hörte beließ ich es bei einem Spalt und lauschte gegen meinen Willen. „Ich weiß sie bieten mir dafür gutes Geld Mrs. Sutten, doch dass ich nicht gut was sie da treiben. Sie belügen den armen Mann.“, „Es ist ganz allein meine Sache was ich ihm sage“, unverkennbar die alte schnippische Daisy. „Aber, dass sie nicht Schwanger sind und das alles nur gespielt ist, sollte er schon erfahren, denn…“, mehr hörte ich nicht, den in meinen Ohren rauschte es mittlerweile so laut, dass ich das Gefühl hatte alles um mich herum würde sich auflösen. Das Wort LÜGE brannte sich tief in meinen Kopf und alles war ich grade gesehen hatte, war ein Schwindel.  Ich stürmte in den Raum, mein Handy lag gradewegs unter dem Stuhl auf dem ich saß. Ich schnappte es mir und in die erstaunten Gesichter von Arzt und Daisy, sagte ich nur ein Wort „Vorbei“, und dieses Wort sagte ich mit einer so gefährlichen Ruhe in der Stimme, dass es mir selbst Angst machte. In mir tobte unterdes ein Sturm. Ich verließ das Gebäude und rannte einfach die Straße hinunter ohne zu wissen wohin, drängte ich mich durch die Passanten, während in meinem Kopf immer wieder einzelne Worte die Oberhand gewannen. LÜGE. NICHT SCHWANGER. BESTECHUNG. LÜGE. LÜGE. LÜGE.

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