Eine Nacht zu viel

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Angels Sicht

Ich räumte gerade die Tassen in den Schrank und beobachtete das Wetter. Es regnete seit Stunden, deshalb war das Cafe auch nur halb voll. Es war eben Oktober. Lange würde es sowieso nicht mehr dauern, dann würde es schneien. Abby kam neben mich. Sie holte ihr Handy hervor.
"Wie heißt er? Tyler...?"
"Brown" antwortete ich und verstaute die letzte Tasse im Schrank. Danach stellte ich mich neben sie. Sie gab gerade Tyler Brown in die Suchleiste von Instagram ein. Tausende Fanseiten zeigte es an, ganz oben fand sie dann seinen Account.
Als erstes drückte sie auf 'Folgen'. Ich verdrehte die Augen. Abby schaute durch seine Beiträge. Sie drückte auf ein Foto, auf dem er, mit Paul Smith war. Die anderen Bilder musterte sie ganz genau. Als sie dann alle seine 185 Fotos durch hatte, drückte sie auf ein Foto von ihm auf dem roten Teppich.
"Hübsch ist er ja schon" sie grinste mich an.
"Arrogant auch"  ich wollte absolut nichts von ihm wissen.
Er war arrogant und total selbstverliebt. Ja, ich kannte ihn noch nicht lange, aber das was ich bis jetzt mit ihm 'erlebt' habe, reicht mir vollkommen. Wie kann man sich nur so benehmen wie er? War das der Erfolg oder ist seine Erziehung einfach gescheitert?
"Ich hab Jayden davon erzählt, du weißt ja er mag Eishockey sehr gern. Er kennt ihn."
"Ach ja?"
"Ja, er hat erzählt das Tyler der beste Spieler der ganzen NHL ist. Jayden findet ihn toll. Er ist einer seiner Lieblingsspieler", Jayden kannte ihn noch nicht so wirklich.
"Wie findest du ihn?" sie sah mich immer noch grinsend an.
"Ich mag ihn nicht und das beruht auch sicherlich auf gegenseitigkeit"
"Warum?"  ihr grinsen verschwandt.
"Hast du mir nich zugehört, als ich vorhin geredet hab? Ich mag solche selbstverliebten Typen einfach nicht und er mag mich nicht, weil ich ihn nicht kannte"
"Ach, er is bestimmt gar nich so arrogant wie er tut. Das ist die Eishockeyspieler-Schale, da musst du durch, dann ist er bestimmt ein Traum"
"Ist ja nicht mein Problem"  verständnislos sah sie mir hinterher als ich ins Lager ging und Schokolade holte.
"Angel Harrison, du bist ja fast noch schlimmer!" rief sie mir hinterher.

Später saßen wir dann alle noch bei Abby Zuhause und aßen Chips. Das Thema von vorhin ließ mich nicht los. Jayden machte es nicht besser.
"Sag mal, ist dir eigentlich bewusst, wen du da vor dir hattest?"
"Ja Jayden, Tyler Brown"
"Einer der besten Sportler unserer Zeit! Ein Vorbild!" er fuchtelte mit seinen Händen in der Luft umher.
"Ja, er ist sehr vorbildlich" ich stützte meinen Kopf auf meine Faust.
"Jeder Eishockeyfan träumt davon ihn einmal zu sehen und mit ihm zu reden!" mischte Theo sich ein. Die Jungs aus unserer Clique waren die größten Eishockeyfans die es in ganz Chicago gab. Sie vergötterten jeden einzelnen Spieler der Blackhawks, aber offensichtlich ammeisten Tyler.
Theo erzählte dann, das Josh, Jayden und er sich nächste Woche das Spiel von Chicago gegen Detroit anschauen würden. Um von den Eishockeygesprächen weg zu kommen, ging ich in die Küche und holte mir was zu trinken. Abby wohnte in einem Apartment über ihren Eltern. Ganz aus dem Haus ausziehen durfte sie noch nicht, da sie ja auch erst 17 war. Ich stand da eine weile bis Josh kam, der mich dann wieder zu den andern schleppte. Da es immer noch nicht aufgehört hatte zu regnen rief ich Trevor an. Er musste bald Feierabend haben. Abby wohnte in der nähe vom United Center und vielleicht konnte er mich mitnehmen. Als er nicht ran ging, schrieb ihm eine Nachricht über Whatsapp. Er antwortete ziemlich schnell: Ja klar kann ich. Ich bin nur gerade bei Tyler, könntest du her kommen? Dann können wir Nachhause fahren.
Er schickte mir die Adresse. Es war ein Haus, das nicht weit von hier war. Ich verabschiedete mich also von meinen Freunden und machte mich auf den Weg.

Schon nach 10 Minuten war ich komplett Nass. Als ich dann auch noch nicht zu ihnen fand, war ich total genervt.
Als ich dann drei Mal an  falschen Häusern geklingelt hab, fand ich Tyler's Haus am Ende endlich.
Er öffnete mir die Tür.
"Hey Angel", musterte mich mit hochgezogenen Augenbrauen.
"Warte ich hol dir ein Handtuch, bevor du alles nass machst" er ließ mich rein und streckte mir das gefaltete Tuch entgegen.
"Also Angel," er grinste. "Warum besuchst du mich?"
"Ich will nicht zu dir, sondern zu Trevor"
"Trevor ist vor 10 Minuten gefahren"
"Er hätte mich Nachhause fahren sollen" entnervt stöhnte ich.
"Wärm dich erstmal auf. Ich geb dir Sachen von meiner Schwester. Ich kann dich dann Nachhause fahren"
"Danke"

Als ich mich dann in seinem Bad umgezogen hatte stand ich noch vor dem Spiegel und fuhr mit meinen Fingern durch meine Haare um sie wenigstens ein bisschen zu glätten. Er hatte mir eine Jogginghose und ein T-shirt gegeben, die mir perfekt passten. Sein Bad war mindestens drei Mal so groß wie meines bei uns Zuhause. Ich wusch mir noch die Hände und ging dann zurück in sein Wohnzimmer. Er saß auf der Couch und nahm den ganzen Raum in beschlag.
"Hat es dir am Samstag eigentlich gefallen?" er hatte mich sofort bemerkt und stand auf.
"War ein gutes Spiel, ja" er nickte und kam auf mich zu.
"Welches Tor war das beste?" er wollte vermutlich das ich ihn für seines lobte, aber den gefallen würde ich ihn nicht tun.
"Das von Jesse Hall"
"Ach ja?" er kam mir noch näher. In seinen schokobraunen Augen loderte ein gefährliches Feuer. Mir war sofort klar, dass er einem Probleme machen konnte.
Ich passte nicht richtig auf was passierte. Er sah mir tief in die Augen, dann auf die Lippen. Mit einem Ruck zog er mich an sich. Einen kurzen Moment wartete er noch, dann hob er mein Kinn an und sein Mund senkte sich auf meinen. Erst küsste er mich vorsichtig und liebevoll, aber mit der Zeit wurde er immer fordernder.  Ich hatte keine Ahnung was in mich gefahren war. Eigentlich sollte ich ihn wegschubsen und ihn erschlagen, aber ich konnte nicht.
Nach einiger Zeit fuhr er über meinen Rücken und tiefer und hob mich dann hoch. Meine Beine waren um seine Taille geschlungen, als er mich die Treppe nach oben trug. Er öffnete, ohne mich runter zu lassen, seine Schlafzimmertür und legte mich auf sein Bett. Ich zog ihm sein T-Shirt über den Kopf und fuhr mit der Hand über seine breiten Schultern und seine muskulöse Brust. Ich wollte ihn nicht loslassen und dachte an nichts anderes mehr als diesen Moment.
Nur die Blitze, die in ganz Chicago einschlugen, erhellten in kurzen Abständen das Zimmer...

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