14 ~ ۷ı℘ɛཞŋ

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Ich schlief in dieser Nacht schrecklich. Erst konnte ich gar keine Ruhe finden, und als ich doch endlich einschlief, hatte ich furchtbar absurde Albträume. Jetzt bekomme ich nicht mehr zusammen, was genau ich geträumt habe, aber es war definitiv unangenehm.
Darum war ich am nächsten Morgen noch erschöpfter und hatte dementsprechend schlechte Laune. Das waren alles andere als optimale Voraussetzungen für den Start in ein neues Leben.
Maggie war mein genaues Gegenteil. Sie sprudelte vor Energie und schien mehr als nur aufgeregt. Den ganzen Morgen über redete sie freundlich auf mich ein, während ich Todesblicke verteilte.
Wir sammelten unsere Siebensachen zusammen und verließen unser Zimmer. Nach einem kalten Frühstück in der Herberge verabschiedete Maggie sich von der freundlichen Wirtin und wandte sich dann an mich: "Wo, sagtest du, wollte Mark uns treffen?"
"Direkt vor der Tür", brummte ich und ging zum Ausgang.
Davor hielt Maggie mich noch einmal zurück.
"Letzte Chance für einen Rückzieher", sagte sie.
Ich nickte.
"Bist du dir sicher, dass du das tun willst? Du musst nicht nur mir zuliebe mitkommen. Wenn dir etwas nicht passt, dann sag es jetzt, bevor es zu spät ist."
Ich lächelte sie so gut wie es mir möglich war an.
"Nein, ich finde, dass du die richtige Entscheidung getroffen hast. Ich schließe mich dir an, weil ich es so will. Jetzt lass uns gehen", sagte ich.
Maggie sah mich dankbar an und nickte zufrieden.
Ich wandte mich ab und zog die Tür auf. Draußen schien die Sonne, aber Mark und Gabe waren noch nicht da. Ich suchte uns einen schönen Platz und setzte mich zum Warten auf den hohen Bordstein. Meine Schwester ließ sich neben mir nieder. Dann warteten wir und reckten unsere Nasen in die Sonne.

Mark ließ nicht lange auf sich warten. Er erreichte uns etwas außer Atem. Gabe war nicht bei ihm.
Gleichzeitig öffneten Maggie und ich unsere Augen und musterten ihn kritisch. Mark sah auf uns hinab, was bei seiner Größe gar nicht anders ging, und konnte sich nicht entscheiden, wem er ins Gesicht sehen wollte.
Er entschied sich schließlich für Maggie und lächelte sie charmant an, während er ihr eine Hand reichte. Sie ergriff sie und ließ sich von ihm auf die Füße ziehen.
"Guten Morgen, Miss Pricefield. Wir kennen uns noch nicht, aber ich habe schon viel von Euch gehört. Es ist mir eine Ehre, Euch nun endlich persönlich zu treffen. Mein Name ist Mark, aber das wusstet Ihr schon", schmeichelte er und hauchte ihr einen Kuss auf den Handrücken. Ich verdrehte die Augen, unterdrückte den Drang, ihm ganz ausversehen gegen das Schienbein zu treten und stand selbst auf.
"Um Himmels Willen, sprich doch nicht so mit mir", sagte Maggie und lachte auf. "Für dich bin ich einfach Maggie."
Marks Lächeln wurde breiter und er nickte, wobei er sich leicht verbeugte. Dann sah er zu mir. Aber nur ganz kurz.
"Dir natürlich auch einen guten Morgen, Vale. Dieses Verspätung tut mir wirklich sehr leid, aber ich hatte noch etwas zu erledigen. Aber nun zu euch. Habt ihr eine Entscheidung getroffen?", fragte er.
"Einen Moment. Wo ist Gabe? Diese Sache, die du zu erledigen hattest, hatte nicht zufällig etwas mit ihm zu tun?", hakte ich nach.
Sein Lächeln erlosch.
"Gabe? Ach... Ja, er sitzt gerade seine Strafe ab. Ich musste ihn... disziplinieren. Ihr wisst ja, wofür er sie bekommen hat."
"Strafe?", wiederholte Maggie fragend. "Was ist das für eine Strafe?"
"Neugierig seid ihr... Wirklich neugierig." Er räusperte sich. "Keine Sorge, ich habe noch ein Auge zugedrückt, weil er ein Frischling ist und das sein erstes Vergehen war. Drei Nächte in einer Zelle bei Wasser und Brot, das ist alles."
"Aha", machte ich. Immerhin kann er so mal ordentlich ausnüchtern.
"Oh", sagte Maggie.
"Ja", wieder Mark. Er lächelte. "Also, kommt ihr mit oder gehe ich erfolglos alleine zurück?"
Ich sah Maggie an.
Maggie sah mich an.
Dann sahen wir wieder zu Mark.
"Wir kommen mit", sagte ich leicht dahin.
Mark klatschte in die Hände.
"Sehr gut! Lasst uns gleich gehen."
Er machte auf dem Absatz kehrt und lief in die gleiche Richtung los, aus der er gekommen war. Maggie und ich mussten uns wirklich beeilen, um seinen großen Schritten hinterherzukommen.

"Wo gehen wir hin?", fragte ich auf dem Weg.
Mark sah aus dem Augenwinkel zu mir.
"Ich nehme euch mit zum Hauptquartier, damit ihr erstmal offiziell aufgenommen werden könnt. Dort bekommt ihr auch die Übungsuniformen, könnt ein Zimmer beziehen und werdet einem Ausbilder zugeteilt. Aller Wahrscheinlichkeit nach werde ich das sein, denn euch gebe ich nicht mehr her. Ich werde mit Kobral - das ist unser Oberhaupt - reden, damit er das auch absegnet. Es sei denn, ihr wollt lieber von jemand anderem ausgebildet werden. Davon würde ich euch zwar abraten, da alle anderen Ausbilder ziemliche Pfeifen sind, aber am Ende liegt die Entscheidung trotzdem bei euch."
"Danke, passt schon", sagte Maggie eilig.
"Gut, dann kann ich euch mit Gabe zusammen ausbilden."
"Ist er uns nicht voraus?", fragte ich säuerlich.
Mark lachte.
"Er weiß vielleicht ganz gut, wie man mit einem wabbeligen Degen rumfuchtelt, aber das ist nicht gerade das, was ich von ihm fordere. Nein, er steht auch gerade ganz am Anfang seiner Ausbildung, macht aber einen ganz guten Eindruck. Wie ist eure körperliche Verfassung?"
Ich warf Maggie einen Blick zu und murmelte dann: "Ganz gut, würde ich sagen."
Mark blieb stehen und wandte sich um. Ich kam vor ihm zum Stehen.
"Würdest du das sagen, oder sagst du es? Zeig mal her", sagte er und grabschte nach meinem Oberarm, den ich unwillkürlich anspannte.
"Hm...", machte Mark. "Na ja, es lässt sich damit arbeiten. Es ist besser, als ich gedacht hätte. Allerdings habe ich auch schon mal aus einem absoluten Fettsack einen gertenschlanken Schwertkämpfer gemacht."
"Äh, danke?", sagte ich.
Maggie prustete.

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