21_Motelgeschichten

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Sie wusste natürlich, dass es nicht einfach war an Geld zu kommen. Auch wenn auf ihrem Konto noch etwas davon lag, so war es doch unmöglich, an dieses heran zu kommen. Was allerdings nicht unmöglich war, sondern sogar Machbar, war das kleine Bankschließfach. Viel hatte sie dort nicht deponiert, aber es reichte um sich in ein Motel einzuquartieren und um eine große Familienpizza zu bestellen.

Das Motel war in Ordnung, nur der Blick des Inhabers hatte ihr deutlich gezeigt, was er davon hielt, dass sie ein Zimmer mit zwei Männern bezog. Sollte er denken, was er wollte. Das Zimmer war sauber und geräumig, wirkte sogar eher wie ein kleines Apartment. Trotzdem war Loki nicht glücklich darüber.

„Warum kehren wir nicht zurück nach Asgard?" fragte er schon zum dritten mal. Er saß genervt auf dem breiten Doppelbett und blätterte in einer Zeitung herum.

„Wir können nicht jeden Tag hin und her reisen Loki" erinnerte Thor, der neben ihr auf den kleinen runden Esstisch saß und ein Bier aus der Minibar trank. Harley war über das Handy gebeugt, als würde sie jeden Moment auf einen Anruf hoffen. Ab und an griff sie in den übergroßen Pizza-Karton und stibitzte sich ein Stück. Pizza war etwas, was sie wirklich in Asgard vermisste. Vielleicht sollte sie einmal mit Helena reden? Ihr Blick ging zu Loki. Seine Gesichtszüge waren leicht angespannt und sie konnte ihm an der Nasenspitze ansehen, wie begeistert er war, hier in einem Motel zu sitzen. Zugegeben, nach letzter Nacht, hätte sich Harley auch einen anderen Tagesablauf gewünscht. Es war nicht gerade fördernd zusammen mit Thor hier zu sein. Loki fühlte sich unwohl und die Missgunst gegenüber seinen Bruder breitete sich nach und nach in dem Motelzimmer aus.

„Loki, willst du auch ein Bier?" fragte Thor und war schon dabei auf zu stehen. Der junge Gott sah genervt auf und beobachtete seinen Bruder dabei, wie er aus dem Kühlschrank eine kleine Flasche hervorzog.

„Das ist wirklich köstlich" teilte er ihn mit und hielt Loki die Flasche hin.

„Ich weiß wie Bier schmeckt, ich war schon einmal hier, vergessen?!" Seine Stimme klang schnippisch.

„Kannst du nicht einmal ein Bier mit deinem Bruder teilen, ohne gleich auf Angriff zu gehen?" fragte Thor versöhnend. Lokis Kinn wanderte kampflustig nach vorne, doch als sein Blick den warnenden von Harley erhaschte, entspannte er sich schlagartig. Kommentarlos legte er die Zeitung auf das kleine, dunkelbraune Nachtkästchen, griff nach der Flasche und gesellte sich zu ihnen an den runden Tisch. Zufrieden über diese Wandlung, nickte sie ihm zu. vielleicht konnten sie ja für fünf Minuten ruhe geben.

„Wie sieht der weitere Plan aus?" fragte Loki, schraubte den Verschluss der Flasche auf und trank einen Schluck. Harley hob auch ihr Getränk, prostete Tor scheppernd zu und tat es mit Loki gleich.

„Wir warten, vielleicht findet Philipp etwas heraus."

„Und wenn nicht?"

„Dann suchen wir weiter." Harley zuckte mit den Schultern. Immerhin suchten sie eine verschleierte Nadel im Heuhaufen, sie wusste nicht, wo sie Anfangen sollten, geschweige dem, wie lange die Suche dauern würde. Das Geld reichte vielleicht für ein paar Tage aus, dann mussten sie wohl oder übel andere Wege einschlagen. Thor hatte recht, sie konnten nicht täglich hin und herreisen. Es war zu gefährlich. Sie mussten auf Midgard bleiben, bis sie Frigga und Odin gefunden hatten, denn was auch immer passiert war, sie durften nicht aus den Augen lassen, dass etwas auch hinter ihnen her sein könnte. Götter verschwanden nicht einfach so, außer sie hießen Loki.

Ein Klopfen riss sie aus ihren Gedanken. Gleichzeitig drehten sich alle Köpfe zur Tür.

Ohne groß darüber nach zu denken, stand Harley auf und lief zur Tür. Loki war jedoch mit drei schnellen Schritten neben ihr und hielt sie zurück.

Feuerteufel (Loki FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt