Feuerteufel (Loki FF)

32_Ländliche Gefühle

Ab und an war das Wissen, welches sie sich beim FBI angeeignet hatte, recht praktisch. Harley war eine Meisterin des Stalkens. Es brauchte nicht lange um herauszufinden, wo sie ihren Vater finden würde. Nicht nur das hatte sie herausgefunden. Sie hatte sein ganzes Leben aufgefächert, zerpflückt und analysiert. Davis O'Melly hatte nie mehr geheiratet und mit dem Alter, war es auch schwer, neue Frauen um den Finger zu wickeln. Wenn er wenigstens noch so reich gewesen wäre wie vor zehn Jahren, aber er hatte den größten Teil verloren. Es gab nach ihren Verschwinden noch ein paar wenige Jahre des Wohlstandes, ehe er sich vom Vorstand zurück gezogen hatte und sich Immobilien gewidmet hatte. Davis kaufte Grundstücke auf und verkaufte sie teurer weiter. Allerdings hatte er sich ein paar Mal verkalkuliert und somit eine große Summe seines Vermögens verloren. Er musste sein Anwesen verkaufen, die paar Autos die er besaß ebenfalls und zog in eine ländlichere Gegend. Man konnte es beinahe als Farm bezeichnen. Davis war keinesfalls arm, er bewegte sich in der gesunden Mittelschicht, was aber nicht ausreichte um geldgeile Models anzulocken.

Die Immobilien interessierten ihn noch immer, das war bis zum jetzigen Zeitpunkt seine Tätigkeit. Harley hatte ihn also gefunden.

Außerdem wusste sie, wie man ein Auto kurzschloss. Das lernte sie natürlich nicht offiziell bei der Ausbildung, aber man schnappte so einiges auf der Straße auf. Zwar reichte ihr wissen nicht, für einen der neueren, geräumigen Wagen, aber einen alten Kombi schaffte sie. In diesen verstauten sie die wenigen Habseligkeiten die sie hatten und machten sich auf den Weg. Dieser Weg führte sie direkt in die Arme, ihrer Vergangenheit. Sie würde diesen alleine mit Loki bestreiten. Thor wollte in New York bleiben und ein Auge auf seine Eltern und auf Philipp werfen. Mit gemischten Gefühlen akzeptierten sie seine Entscheidung.

„Was auch immer passiert, du bist nicht alleine" erinnerte sie Loki.

„Ja, ich weiß" das war nur so daher geplappert. So alleine hatte sie sich noch nie gefühlt. Die Brüder wussten nicht viel von ihrer Vergangenheit und das war auch gut so, eigentlich dachte sie, Harley müsste die beiden nie damit konfrontieren. Doch nun saß sie da, verließ die Grenze von New York und steuerte direkt darauf zu. Hillsgrove, Pennsylvania.

Die Straße vor ihr war um diese Uhrzeit wie leergefegt. Die Dunkelheit verschluckte die Umgebung und nur die beiden Scheinwerfer erhellten den dunklen Asphalt vor ihr. Eigentlich liebte sie das Fahren. Der verlassene Highway, keine Hinternisse, die leisen Klänge aus dem Radio und noch knappe vier Stunden Fahrt vor ihnen. Sie würden vergehen wie im Flug.

Ihre Hände klammerten sich automatisch fester um das Lenkrad. und fest presste sie ihre Kiefer aufeinander. Im Augenwinkel konnte sie sehen, wie Loki seinen Blick auf sie richtete. Er wollte etwas sagen, das konnte sie förmlich spüren. Sie selbst dachte ja nicht daran ihn aus dieser Misere zu helfen. Stur blickte sie gerade aus und belustigte sich innerlich über seinen inneren Kampf. Irgendwann, schien er aufzugeben und sah wieder auf die Straße vor ihnen. Doch das täuschte nur.

„Die Worte, die ich gegen Thor gerichtet hatte, waren eine Lüge." begann er.

„Das sagtest du bereits."

Kurz sah sie ihn an. Er senkte den Kopf uns starrte auf seine Hände, die in seinem Schoß zusammengefaltet waren.

„Ja ich weiß, aber ich habe das Gefühl noch nicht genug gesagt zu haben."

„Meine Oma pflegte zu sagen: Wenn du nicht weißt, was du sagen sollst, sag am Besten gar nichts."

„Du bist immer noch wütend" stellte er fest. Nein, war sie eigentlich nicht. Nicht mehr. Sie war verunsichert um ehrlich zu sich selbst zu sein. Seine Worte hatten sie verletzt und dadurch hatte sie selbst einen großen Rückschritt getan. Ihr war bewusst, dass sie so etwas wie Gefühle für ihn pflegte, mehr als bei je einen zuvor. Genau deswegen wusste sie nicht, was sie wirklich empfinden sollte. Aber wütend war sie nicht. Aber wie bei Omas Weisheit: Sie hielt den Mund.