Als erstes musste sie an einen Wolf denken, doch die gezackte Mähne, erinnerte doch mehr an einen Löwen. Es war eine Mischung aus beidem, plus einer ordentlichen Portion Horror. Die Schnauze war langgezogen und unter den Lefzen ragten eine reihe, schiefe aber dolchartige Zähne hervor. Zwischen diesen, konnte sie eine lange, zu einem Spitz verjüngende Zunge erspähen die beinahe im Maul zu flattern begann als die geweiteten, gelben Augen sie im Visier hatten. Zwischen diesen, kräuselte sich das dunkelgraue Fell und die zerrupfte Mähne stellte sich im breiten Nacken auf. Den restliche Körper könnte man fast schon als fragil bezeichnen. Die Beine waren lang und drahtig, dafür bildeten ausgefahrene Klauen das böse Ende. Sie waren unnatürlich gekrümmt und erinnerten Harley an eine Sichel. Der Torso war hochgezogen und formvoll. Der Schwanz war ausgedünnt und beinahe Haarlos, wie bei einer Ratte. Dass das Wesen gut zwei Meter von der Rist bis zum Boden Maß, war wohl das schlimmste an der ganzen Sache. Die Tatsache, dass sie hier drinnen mit diesem Wesen gefangen war, überragte das vielleicht noch. Ach was redete sie sich da eigentlich ein? Ihre Chancen waren gerade Mal bei Null, es war vollkommen egal, was hier das schlimmste war!
„Ruhig" sagte Harley und streckte beschwichtigend beide Hände aus. Das war das einzigste was ihr gerade einfiel. Für einen Moment entspannte sich das kantige Gesicht, ehe sich die Lefzen wieder zu einem weiten Winkel zurück zogen und die dünne Spitze der Zunge über die Schwarze Nase fuhr. Der Körper beugte sich vor und der Schwanz ging in die höhe. Dabei wedelte dieser nicht, sonder war ganz starr. Für einen Moment musste sie an ihre Ausbildung denken. Sie hatten einmal ein Modul mit der Hundestaffel. Damals haben sie über Beschwichtigungssignale gesprochen. Die „Calming Signals". Es war erstaunlich wie oft eigentlich ein Hund mit Artgenossen und Menschen kommunizieren. Alleine nur ein bestimmtes zwinkern, das Lecken über die Nase oder ein einfaches Kopf abwenden, war schon eine Beschwichtigung. Sie sprachen auch über die vier „F"s. Fight, Flight, Flirt und Freeze. Ausdrucksarten von Hunden beim aufeinander treffen von Artgenossen. Eigentlich eine faszinierende Art, zumal Menschen dieses Verhalten auch an den Tag legten. Witziger weise hatten Menschen dabei ein „F" weniger. Das Wesen vor ihr, erinnerte sie an einen Hund, der deutlich dominantes verhalten aufwies. Der Winkel der Letzte, die aufgestellten Nackenhaare und die Körperhaltung. Normalerweise würde sie ausweichen, den Kontakt abbrechen und den Tier die Möglichkeit geben, sein Verhalten abzubrechen. Aber sie war hier nicht auf dem Hundeplatz und das war nicht irgendein Modul einer Ausbildung. Ehe sie wirklich schalten konnte, da sie zu sehr in den vier „F"s gefangen war und eindeutig im „Freeze" steckte, preschte das Wolfswesen vor. Die Klauen nach vorne gerichtet, hinten nach die spitzen Zähne. Instinktiv warf sie sich auf die Seite und konnte sich gerade noch so aus der Schussbahn retten. Das Tier kam unsanft hinter ihr zum Stehen, dafür sorgte der Aufprall gegen die Wand. Harley rang nach Luft, auch wenn sie sich kaum bewegt hatte. Ihr Herz begann so heftig zu schlagen, dass alleine schon das viel mehr Sauerstoff verlangte.
Ein leiser Pfiff war zu hören und das Wesen, welches sich gerade herumgedreht hatte, erstarrte. Die Augen verloren ihr Licht und der Gelb verklomm. Ruckartig drehte sie den Kopf herum und sah zu Loki. Diesem wurde wieder etwas hingehalten. Er sagte nichts und sah nur ausdruckslos auf das Objekt, welches Harley nicht erkennen konnte. Irritiert legte sie den Kopf schief. Was geschah dort oben nur? Verzweifelt presste der Gott die Lippen aufeinander und sah sie nun mit verzerrten Gesicht an. Die Hand wurde wieder zurück gezogen und erneut ertönte ein Pfiff. Sie drehte sich wieder herum. Das Gelb kam zurück und so auch das Leben des Tieres. Ohne Vorwarnung stürzte es sich auf sie. Diesmal konnte sie nicht ausweichen.
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Loki musste sich sichtlich zusammenreißen um nicht zusammen zu zucken. Klar und deutlich konnte er zusehen, wie das Wesen sich auf Harley schmiss. Das Mädchen konnte sich nicht mehr rechtzeitig auf die Seite retten. Mit voller Wucht krachte es gegen sie. Für einen Moment verschwand ihr zierlicher Körper unter dem grauen Fell. Eine dünner Sprühnebel zischte darunter hervor und tränkte den Sand mit Blut. Er sah sich aufschreien, sich winden und unter dem Griff aufbäumen. Fest presste er den Kiefer aufeinander und sah sich unauffällig um. Keiner der Wesen bewegte sich. Harley lebte noch, das spürte er, aber er spürte auch ihren Schmerz. Das Wesen riss den Kopf herum und für einen Moment glaubte er zu sehen, dass etwas von ihr abgerissen wurde. Ein Arm oder ein Bein. Aber so war es nicht. Kurz flammte es auf, ehe eine Fontäne an Flammen unter dem Wesen zum Vorschein kam. Fast Senkrecht sprang das Tier hoch und jaulte gequält auf. Diesen Moment nutze Harley um sich weg zu rollen. Dabei presste sie ihren Hand gegen ihren Arm. Blut quoll in rauen Mengen zischen ihren Fingern hervor. Für einen Moment war sie außer Sicht, doch dann sprang sie wieder in die Mitte und löste sich von ihrem Oberarm. Die blutige Hand streckte sich aus und eine geballte Ladung an Flammen arbeitete sich dem Tier entgegen. Dieses war schon wieder auf halben Weg bei ihr, stemmte sich schließlich mit den Schultern gegen die Flammen und hielt den Angriff stand. Kurz darauf stank es fürchterlich nach verbrannten Haar, doch das Fleisch verbrannte nicht unter der Hitze. Das bemerkte Harley und unterbrach die Flammen. Keuchend stützte sie sich gegen die Knie.
Wieder ein Pfiff. Das Biest erstarrte augenblicklich. Dabei hatte es eine Pfote in der höhe, bereit zum nächsten Angriff. Erneut hielt man ihm den Dolch entgegen und sah ihn abwartend an. Mittlerweile verstand Loki, was hier gespielt wurde. Sie wollten Harley foltern und ihn dazu bringen sich selbst zu töten. Das konnte er nicht. Noch nicht. Die Hand verschwand und der Dolch mit ihr. Der zweite Pfff ließ das Monster wieder zum Leben erwecken. Erschöpft keuchte Harley auf. Mit einem verheerenden Kreischen stützte das Tier vor. Das Mädchen legte einen Hechtsprung nach links hin, rollte sich ab und war wieder auf den Beinen. Schwungvoll schmiss sie den Kopf in den Nacken und fixierte das Monster wieder. Dann tat sie etwas, was er ihr nie zugetraut hatte. Scheinbar hatte sie den Schmerz vergessen den ohne eine Miene zu verziehen war sie es nun, die nach vor sprang. Geschickt packte sie die mächtige Schnauze und klammerte sich daran. Man konnte die Verblüffung in den gelben Augen erkennen. Erschrocken riss es seinen kopf nach oben, wodurch Harley den Boden unter ihren Füßen verlor. Das hielt sie aber nicht davon ab erneut zu entflammen. Das Jaulen war verschluckt und klang wie ein langgezogenes Raunzen. Diesmal ergriffen die Flammen das Ziel und die Lefze begann zu schmelzen. Rotes Fleisch kam zum Vorschein und zog sich langsam zurück. Panisch schüttelte das Biest den Kopf, dagegen konnte sie nicht mehr wirken. Im hohen Bogen wurde sie gegen die Wand geschleudert und blieb regungslos im Sand liegen.
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Feuerteufel (Loki FF)
FanfictionNew York stand einem neuen, skrupellosen Killer gegenüber. Den Feuerteufel. Diesen Namen gab das FBI ihm nicht ohne Grund. Jeder einzelne Tatort, trug seine ganz persönliche Handschrift: Geschwärzte Wände. Verkohlte Leichen. Fehlende Körperteile. Ha...